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Als ich wach werde, ist mir unglaublich warm. Wenige Sekunden später weiß ich auch, warum. Dustin liegt neben - beziehungsweise halb auf - mir und hält mich fest. Ich versuche, mich aus seinem Griff zu befreien, was mir allerdings nicht gelingt. Also puste ich ihm ins Gesicht und zupfe leicht an seinem Ohrläppchen. Ich schaffe es tatsächlich, dass er wach wird, allerdings kneift er seine Augen sofort wieder zusammen. Er wirkt geblendet, obwohl es dunkel ist. "Dustin? Lass mich bitte los, mir ist warm." Grummelnd nimmt er seine Arme von mir und dreht sich auf die andere Seite. Ich stehe leise auf und schleiche aus seinem Zimmer, wo ich mein Handy aus der Hosentasche ziehe, auf dem ich, den Schmerzen in meinem Oberschenkel zufolge, geschlafen habe. Dann sehe ich auf die Handyuhr. 5:47 Uhr. Na toll. Schlafen kann ich jetzt sicher nicht mehr aber ich habe auch nur noch eineinhalb Stunden. Also schlurfe ich in mein Zimmer, wo ich meine Schultasche packe und lese mir noch einige Hefteinträge durch. Aber da ich aufgepasst habe, kann ich eigentlich alles. Deshalb liege ich eine halbe Stunde später in meinem Bett und versuche verzweifelt, wieder einzuschlafen. Aber in meinem Kopf schwirren einfach zu viele Gedanken herum. Was ist nur mit meinem Bruder los? Und wie geht das mit Liam weiter? Wie soll das hier je funktionieren, wenn wir immer streiten? Also stehe ich wieder auf, nehme eine Dusche, suche mir ein Outfit und mache mich bis auf meine Haare fertig, da ich niemanden mit dem Föhn wecken möchte. Um 6:39 Uhr schlurfe ich schließlich nach unten in die Küche, wo ich mir einen Kaffee mache und mich damit auf den Tisch setze. Während ich meinen Kaffe schlürfe, fahre ich mir einmal mit der Hand durch mein müdes Gesicht, bevor ich mein Handy aus meiner Hosentasche ziehe und stirnrunzelnd feststelle, dass Liam mir geschrieben hat.

Baaby, ich hoffe du bist wach.

Kann ich dich heute vor der Schule abholen?

Scheiß drauf du musst wach sein. Ich bin um sieben bei dir:*

Geschockt stelle ich fest, dass ich nur noch zehn Minuten habe, bevor er vor meiner Tür steht. Also sprinte ich so leise wie möglich nach oben, flechte meine noch feuchten Haare zu zwei französischen Zöpfen, hole mein Schulzeug aus meinem Zimmer und laufe die Treppe wieder nach unten. In der Küche trinke ich schnell den letzten Schluck meines Kaffees aus meiner Tasse und schreibe währenddessen einen Zettel für meine Eltern.
'Morgen Mum & Dad! Ich bin schon weg, weil ich einen Umweg gehen und meinen Kopf frei bekommen möchte. Bis dann und einen schönen Tag euch! LG Mila ♡
PS: Dustin ging es gestern nicht so gut, ich glaube er hat die Grippe. Vielleicht lasst ihr in ausschlafen und entschuldigt ihn in der Schule.. Dankeschön!'
Nachdem ich meine Tasse in die Spülmaschine gestellt habe, schlüpfe ich in Schuhe und meine Jacke, schlinge einen Schal um meinen Hals und sehe im nächsten Moment Scheinwerfer in unserer Einfahrt.
Liam ist da. Also schnappe ich mir meine Schlüssel und laufe aus dem Haus, wo ich mich in sein Auto setze. "Guten Morgen, Liebling!" Nuschelt er gegen meine Backe und platziert dort anschließend einen Kuss. Ein Lächeln breitet sich über mein Gesicht aus und ich tue es ihm gleich, bevor ich mich anschnalle. "Bist du mir noch sehr böse?" Flüstert er vorsichtig, nimmt seinen Blick jedoch nicht von der Straße. "Ich weiß es nicht..." Nach einem kurzen Zögern fahre ich schließlich fort. "Irgendwie habe ich Angst, aber andererseits hast du mich ja nicht wirklich schlimm verletzt... es war nur einfach so schockierend." Erleichtert atmet er aus, hat wohl mit einer schlimmeren Antwort gerechnet. "Also, wieso hast du mich abgeholt? " Frage ich, um das Thema zu wechseln. Grinsend dreht er sich zu mir, fixiert aber sofort wieder die Straße. "Überraschung." Meint er schlicht, hört aber nicht auf zu grinsen. Auch mein Lächeln wird breiter, bevor ich ihn kurz gegen seinen Oberarm boxe. "Au, wie weh das tat." Jammert er sarkastisch und nimmt seine Unterlippe mit seinen Zähnen gefangen, was bei ihm so unglaublich heiß aussieht. Um diese Gedanken loszuwerden, schüttle ich kurz meinen Kopf und sehe wieder nach vorne. Inzwischen ist es nicht mehr vollkommen dunkel, aber trotzdem erkenne ich nicht, wohin Liam mit mir will. Langsam werde ich ungeduldig, ich mag keine Überraschungen. "Liam... wann sind wir da?" Quengle ich und rutsche unruhig auf dem Sitz umher. Liam aber lacht mich lediglich aus. Na danke auch. Als sich unsere Blicke kurz treffen schickt er mir einen Luftkuss, aber ich schmolle weiterhin. Vielleicht bekomme ich ihn so dazu, mir mehr zu verraten. Mein Plan scheint nicht zu funktionieren, denn Liam schüttelt nur den Kopf und grinst noch breiter als vorher, wobei ich mich wundere, dass das überhaupt noch möglich ist. Anscheinend wird er mir wohl nie verraten, was er vorhat. Aber ewig wirkende sieben Minuten später stopt er den Wagen am Straßenrand und zieht mich nach einem Blick auf seine Armbanduhr eilig einen Berg hoch. Plötzlich weiß ich, was er vor hat. Ein Hügel, es ist morgens, er will sich mit mir den Sonnenaufgang ansehen. Wie niedlich. Lächelnd folge ich ihm, etwas anderes wäre mir dank seinem Griff um meine Hand auch nicht möglich gewesen, und lasse mich wenig später neben ihm im Gras auf der anderen Seite des Hügels nieder. Die Aussicht von hier ist wirklich atemberaubend. Ich lasse meinen Kopf lächelnd auf Liams Schulter sinken und sehe mir schweigend das Spektakel an, während er seinen Arm um mich legt und sanft Muster auf meine Hüfte zeichnet. "Das ist wunderschön." Murmle ich beeindruckt. So einem Sonnenaufgang habe ich wirklich noch nie gesehen. "So wie du." Nuschelt Liam in meine Haare und legt seinen Kopf auf meinen, nachdem er einen Kuss auf meiner Stirn hinterlassen hat. In diesem Moment wird mir bewusst, dass wir uns seit gestern, also seit dieser Aktion seinerseits, nicht mehr geküsst haben. Ob er gerade auch darüber nachdenkt? Kurz zögere ich, bevor ich sanft seinen Kopf in meine Hände nehme und ihn küsse. Ihn richtig küsse. Ich liebe diesen Mann, ich liebe es, wie er mich küsst, ich liebe es, Zeit mit ihm zu verbringen, ich liebe es, wie er redet, wie er riecht, wie er mich anlächelt, seinen Hundeblick, wie er mich ansieht und vorallem liebe ich es, wie er lacht. Sein ehrliches Lachen steckt einen regelrecht an. Man kann nicht genug davon bekommen, will es am liebsten filmen und es sich immer wieder ansehen. Dieser Mann ist einfach einzigartig und perfekt. So perfekt.

TeacherWhere stories live. Discover now