Kapitel 27

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Nach einer zehnminütigen Erholung kämpfe ich mich entschlossen wieder auf die Beine.
"Ist etwas los?", fragt Miguel.
"Wie kann ich Alexandra erreichen?", will ich wissen.
"Was?! Heute?!", ruft er.
Offensichtlich hat er meine Entscheidung erraten.
"Lilith, du willst die Anführerin wirklich heute herausfordern? Ich halte das für eine schlechte Entscheidung.", meint Joshua.
"Ich nicht. Ich werde sie noch heute Nacht herausfordern.", entgegne ich selbstbewusst.
Miguel sieht mich finster an, Joshua nickt zum Einverständnis. Aber er ist durchaus nicht damit einverstanden.
"Ich werde Alexandra für dich rufen. Aber an deiner Stelle würde ich diesen Tag abwarten. Wir haben noch die nächste Nacht bevor der Krieg ausbricht.", berät mich der Junge.
"Joshua!", ruft Miguel empört.
"Miguel, es ist ihre Entscheidung."
Joshua schließt für eine Minute die Augen. Die Vampire haben beide keine Wahl.
Währenddessen lässt Miguel seinen unzufriedenen Blick nicht von mir und ich kann es nicht anders, als woanders zu gucken.
"Guten Morgen.", werde ich erschreckt.
Ich drehe mich schnell um und sehe Alexandra nun vor mir stehen. Ich habe nicht erwartet, dass es so schnell geht. Apropos, inzwischen müsste es schon etwa fünf Uhr sein. Ich sollte bald mal schlafen gehen.
"Das würde ich nicht sagen.", erwidert Joshua.
Daraufhin schnaubt Miguel, aber er sagt nichts.
"Alexandra, ich fordere dich heraus!", lautet meine Begrüßung.
Alexandras Augen weiten sich ein bisschen und ich spüre es, wie bestürzt sie auf einmal ist. Stumm nickt sie mir zu.
"Gut, ich nehme sie an."
Obwohl die Anführerin die Traurigkeit versteckt, höre ich sie heraus.
"Das ist sehr tapfer von dir, Lilith. Ich sehe, du tust alles, um den Clankrieg zu verhindern. Joshua wird dich nächste Nacht zu unserem Kampfplatz bringen. Auf Wiedersehen."
Und weg ist Alexandra.
"Sie weiß, dass sie sterben wird?", frage ich, ohne mich zu den Jungs umzudrehen.
Ich erhalte keine Antwort und für mich ist das Antwort genug. Nach einer Minute Schweigen meldet sich Miguel.
"Geh schlafen."
Ich nicke und gehe los. Wenn sie etwas zu besprechen haben, dann können sie es mir auch direkt sagen, also bitte! Und dass Alexandra sterben wird... Sie hat selbst daran Schuld. Sie musste Frieden mit Josephine schließen.
Als ich mein Zimmer betrete, lausche ich. Es ist so still hier... Ich glaube, es war nur einmal so leise. Wo sind denn wieder alle? Na ja, mir eigentlich egal. Es wird langsam Zeit, mich für's Schlafen vorzubereiten.

Mit der gleichen Entschlossenheit, zu kämpfen, wie am Tag zuvor, wache ich auf. Als ich mich umsehe, entdecke ich einen Stapel Kleidung auf meinem Stuhl und mein Essen auf dem Tisch. Doch diesmal steht anstelle einem Glas mit Saft, ein Glas Blut. Na warum auch nicht?
Das Anziehen der frischen Sachen sagt mir, dass ich bei dem Kampf eine jeansähnliche, enge - aber bequeme - Hose tragen werde und dazu ein langärmiges, figurbetonendes, schwarzes Shirt. Ach ja, Schuhe vergessen. Es sind schwarze, enge Stiefel. Wollen sie mich eigentlich verarschen? Warum alles so eng? Ich wette, bei dem Kampf wird es Zuschauer geben.
Das Glas Blut lässt meine Müdigkeit verschwinden, die Energie brodelt in mir. Ich bin bereit, ich werde es schaffen!
Plötzlich geht die Tür auf. Doch es ist nicht Joshua, wie ich ursprünglich gedacht hab.
"Ach gute Naacht.", begrüßt mich Aurora mit offenen Armen.
Erwartet sie eine Umarmung oder wie?
Doch die Vampirin lässt die Arme sofort runter.
"Kleiner Scherz. Ich habe zu hören bekommen, dass du Alexandra herausgefordert hast."
"Ja, hab ich.", stimme ich zu.
"Bist du dem auch gewachsen?"
"Ich hätte das nicht getan, wenn ich's nicht wäre."
"Oh, jemand ist erwachsen geworden. Aber meiner Meinung nach ist sie die Falsche, die den Tod verdient. Nichts gegen Josephine."
Meinung gibt es unterschiedliche...
"Ich kann meine eigene Mutter nicht töten. Außerdem will ich es nicht."
"Ist deine Sache, wem du glaubst und mit wem du kämpfst."
Was will sie eigentlich?
"Wieso sind Sie zu mir gekommen?"
Jaa, ich bin trotzdem höflich zu ihr, obwohl sie mich ziemlich ärgert.
"Ich wollte dir Glück wünschen. Wir.", verbessert sie sich.
"Ihr.", wiederhole ich mit fragendem Unterton.
"Ja, wir. Christopher, Maximilian, Diana und ich. Sie trainieren gerade für den Krieg nachher und ich wurde zu dir geschickt."
Aha, für den Krieg nachher also.
"Ihr glaubt also nicht an mich, was?"
"Sicher glauben wir an dich. Aber auf alles vorbereitet zu sein, schadet nicht und niemandem. Also viel Glück nochmal und bis später. Wir werden zugucken. Siehst übrigens gut aus."
Und Aurora ist aus der Tür.
Danke, Aurora, jetzt zweifle ich an meiner Wahl.

Zu Hause bei den Vampiren 2Donde viven las historias. Descúbrelo ahora