Kapitel 13

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Schon mindestens seit zwei Stunden hocken wir in dieser komischen, feuchten Kammer. Unser Humor hat ganz nachgelassen und Langeweile hat uns überwogen. Verfluchte Darks, konnten sie uns nicht zuerst fragen, was wir hier machen? Mann, und wie wär's mal damit, hier vorbeizukommen?
"Wollen sie, dass wir hier vor Hunger oder Durst oder Langeweile verrecken...?", stöhne ich.
"Vampire können aus diesen Gründen nicht... verrecken.", widerspricht Joshua, wobei ihm das Wort 'verrecken' nicht zu gefallen scheint.
Ehrlich gesagt hab ich auch weder Hunger, noch Durst. Aber es ist wirklich viel zu langweilig!
"Vampire nicht. Ich aber."
Ich gehe auf und ab, fahr mir durch die Haare, bleibe stehen und verwuschele sie dann vor Ungeduld.
"Entspanne dich endlich, Lilith.", sagt Joshua genervt von meinem Hin- und Herlaufen.
"Ich kann nicht! Ich kann einfach nicht mehr warten!"
Joshua macht ein nachdenkliches Gesicht. Na, wieder was ausgedacht...?
"Komm her.", winkt der Junge mir zu.
Ich gehe zögernd zu ihm und setze mich hin.
"Öffnest du mir deinen Geist?"
"Wozu und wie?", frage ich verwirrt.
"Ich will dich beruhigen. Du zappelst zu viel, mir wird gleich schwindlig davon. Einverstanden?"
Ich zappel zu viel?! Ach so! Aber na ja, er hat mal wieder Recht.
"Hm. Okay...?", antworte ich nicht ganz sicher.
"Gut. Das ist eine leichte Sache, wenn man sie kann. Du wirst spüren, wie ich in deinen Geist gelangen will, und lässt mich einfach durch.", weist mich Joshua an.
"Einfach...", schnaubte ich. "Immer sagst du, es ist einfach. Doch es ist nie einfach."
"Wenn ich mich recht entsinne, habe ich nie gesagt, dass etwas einfach ist. Außer diesem einen Mal."
Ich verdrehe die Augen. Keine Lust, mich mit ihm zu streiten. Am Ende wird er sowieso gewinnen - wie immer halt.
"Egal jetzt, lass uns anfangen.", seufze ich aufgebend.
Joshua nickt und legt den Kopf schief. Dann spüre ich einen leichten Druck in den Ohren. Ich mache die Augen zu und lasse ihn auf mich einwirken. Dann merke ich, wie ich mich langsam entspanne. Ich mache die Augen auf, Joshua lächelt mich an.
"Okay, das war wirklich einfach. Danke."
"Keine Ursache. Jetzt weißt du auch, wie du mich in deinen Geist lässt."
"Dich? Das klappt also nur bei dir?", wundere ich mich.
"Hast du denn schon vergessen, dass ursprünglich nur ich in deinen Geist gelangen konnte?", lächelt Joshua.
"Oh, stimmt ja."
Dann stocken wir beide. Draußen sind Schritte zu hören und Klappern der Schlüssel. Zum ersten Mal nehme ich die Kraft eines anderen wahr. Geringe Kraft.
"Erstens. Joshua, konnten wir nicht einfach die Tür einschlagen? Zweitens. Du konntest diesen Vampir nicht besiegen?"
"Sieh mal eine an, du kannst endlich die Kräfte spüren.", grinst der Junge und wir dann ernster. "Es war nicht dieser Vampir. Aber viel stärker war der andere auch nicht. Ich wollte ihn nicht besiegen. Weißt du, wie lange man mich schon nicht gefangen gehalten hat? Es ist doch wirklich amüsant, dass sie unsere Kräfte mit keiner Ader wahrnehmen."
Lächerlich...
"Dein Ernst?", entgegne ich entgeistert. "Wir hätten hierher also gar nicht gelangen können?"
"So ist das.", lacht er. "Oh komm schon, spiele mit! Wir können ihn jederzeit hier einschließen und flüchten."
Ich sehe Joshua mit verengten Augen prüfend an, während die Schritte immer näher kommen. Er hatte wohl lange keinen Spaß mehr gehabt."
"Okay.", nicke ich aufgebend.
"Danke!", flüstert er, da man gleich die Tür öffnen wird.
Spielen also...
Ich setze mich mit dem Rücken zur Wand, dann betritt ein junger Mann den Raum. Ich kann gleich sagen, er macht einen auf cool. Vom Aussehen her ist er 20. Seine fast weißen Haare sind beinah sehr kurz geschnitten und die Augen leuchten eisblau im Halbdunkeln. Er hockt sich vor uns hin und betrachtet uns interessiert.
"Was habt ihr bei meiner Anführerin gesucht?", fragt er mit harter Stimme.
Ich und Joshua tauschen die Blicke aus und schweigen.
"Wolltet ihr sie umbringen? Sie als Geisel nehmen? Etwas für ihre Tochter austauschen?"
Sie wissen also, dass Josephine eine Tochter hat, wissen aber nicht, wie sie aussieht. Wie schön doch.
"Aber sicher doch. Sogar alles gleichzeitig. Du hast es erfasst, Detektiv.", entgegnet Joshua mit gespielt ernstem Gesicht.
Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht loszulachen. Dann sieht er mich wieder kurz an und zwinkert. Gott, es macht ihm ja wirklich Spaß.
"Ihr gibt es also zu?", hebt der Vampir die Augenbrauen.
"Klar.", stimme ich mit verengten Augen und fiesem Lächeln zu.
"Doch bevor wir hier sterben.", lenkt Joshua die Aufmerksamkeit auf sich. "Ich erlaube es mir, dir eine Frage zu Wie lange bist du schon ein Vampir?"
Doch ehe er antworten kann, ertönt eine kräftige Stimme aus dem Flur.
"Jeffrey?!!!", brüllt sie.

Zu Hause bei den Vampiren 2Where stories live. Discover now