Kapitel 15

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"Du darfst auf keinen Fall zustimmen.", ruft Miguel prompt.
Meine 'Geschichte' hat ihm nicht besonders gefallen. Aber die Späße über Jeffrey fand er auch witzig. Wie sollte es denn auch anders sein?
"Dann haben wir Krieg!", entgegne ich aufgeregt.
Jetzt ehrlich! Ich werd doch nicht einfach so zulassen, dass zwei Clans sich bekämpfen, wenn ich was dagegen tun kann!
"Du magst zwar stark sein, aber du weißt nicht, wie man kämpft.", pflichtet ihm Joshua bei.
"Du bist also auch dagegen?", wundere ich mich.
"Selbstverständlich. Ich selbst will nicht gegen Alexandra kämpfen und dir werde ich das ebenfalls nicht erlauben. Das ist eine unsinnige Idee."
"Aber dann haben wir Krieg, Jungs!", beharre ich.
"Die Vampire kennen dich nicht mal. Du brauchst Anhänger.", geht Miguel auf meine Worte nicht ein.
"Ich hab euch. Und ihr habt schon Anhänger. Ich werde das schaffen."
"Und wenn nicht?", regt er sich auf.
"Lilith, wenn du nicht gewinnst, dann gibt es den Krieg trotzdem.", meint Joshua ruhig und ernst.
"Vor allem dann. Josephine wird Alexandra vernichten wollen.", fügt Miguel hinzu.
Ich sitze eine Weile schweigend da und denke über ihre Worte nach. Ja, wenn ich nicht gewinne, gibt es Krieg. Einen noch schlimmeren Krieg. Aber wenn ich es nicht zumindest versuche... Mein schlechtes Gewissen wird mich erwürgen!
"Dann hab ich bessere Gründe, zu gewinnen.", sage ich schließlich selbstbewusst.
Beide Vampire stöhnen auf. Hatten sie etwa gedacht, dass ich so einfach aufgeben werde?
"Du kannst es nicht schaffen!", widerspricht Miguel.
"Dann lehrt mich!", weite ich die Augen.
"Nein! Wir werden dich nicht für einen Krieg lehren.", herrscht mich Joshua zum ersten Mal an. "Das ist Selbstmord."
"Ist mir egal! Es gibt keine anderen Möglichkeiten!", brülle ich aufgebracht und verzweifelt.
Ich stehe auf und verlasse im ruhigen Schritt den Raum.
"Lilith!", ruft mir Miguel hinterher.
"Bleib hier, wir müssen etwas bereden.", höre ich dann noch Joshua sagen, ehe ich die Wendeltreppe erreiche und sie in mein Zimmer runtersteige.
Ich hab was besseres zu tun, als mich mit den beiden zu streiten. Zum Beispiel Haare waschen, da auf ihnen ja noch immer Blut haftet.

Mit einem Tuch auf dem Kopf gehe ich den dunklen Flur entlang. Ich müsste mal in die andere Richtung spazieren, um endlich herauszufinden, wie lang der ist. Aber jetzt hab ich keine Zeit, ich muss Joshua was fragen. Doch im Wohnzimmer sind die Jungs nicht. Und im Garten auch nicht. Hm...
Als ich wieder ins Haus eintrete, steht Diana mit vor der Brust verschränkten Armen im Flur gelehnt an eine Wand.
"Na, suchst du zufällig jemanden?", fragt sie.
Ich ziehe das Tuch ab und schüttle kurz meine nassen Haare.
"Ja. Hast du Joshua gesehen?"
"Joshua? Nicht Miguel?", grinst sie.
"Diana, bitte.", entgegne ich ungeduldig.
"Okay, ich bin mal so nett. Deine beiden Jungs reden mit meinem. Und ich wurde aus dem Zimmer rausgeschmissen, aber das interessiert dich bestimmt nicht."
"Genau. Wie alt bist du eigentlich?", wechsle ich das Thema.
"19. Warum?"
"Einfach so. Ich 17."
"Bist du jetzt ein Vampir oder nicht? Du riechst nach einem Menschen. Sehr lecker..."
"Wenn du so redest, musst du zu den Darks...", murmle ich.
"Das ist jetzt aber eine Beleidigung... Deine Antwort?", drängt Diana.
"Ich bin ein Halbvampir. Warum wolltest du ein Vampir sein?"
Wir wechseln ja schnell die Themen!
"So viele Fragen. Und ich hab mich mit dir doch noch gar nicht angefreundet. Was soll's. Ich wollte die Kräfte, ich wollte die Macht, ich wollte die Ewigkeit und ich wollte meine Liebe.", zählt sie schließlich auf.
"Und du hast deine Familie einfach so verlassen?"
"Wenn du nur wüsstest...", schnaubt Diana.
Und was heißt das? War sie unglücklich mit ihrer Familie?
"Kurzgefasst hab ich hier eine bessere Familie.", fügt sie hinzu. "Du fragst das wegen deiner weggelaufenden Mutter Vampirin, stimmt?"
"Quatsch lieber keinen Unsinn."
Ja, insgeheim glaube ich immer noch nicht, dass Josephine meine Mutter ist.
"Sonst?", lächelt sie schelmisch.
"Sonst... Ach, ich weiß nicht, ich will dir eigentlich nicht wehtun.", überlege ich theatralisch.
"Du mir wehtun?", lacht die Vampirin.
"Du bist so arrogant, Diana!"
"Erst jetzt bemerkt? Das krieg ich bei jeder Gelegenheit zu hören. Und du bist zu frech, Lilith."
"Das sag ich sogar selbst zu mir.", zucke ich die Schultern.
Tja, ich war schon mein ganzes Leben lang frech. Das hat mir manches Mal sehr geholfen. Und manches Mal eben nicht...
"Denkt man sich.", höre ich plötzlich Miguel lachen.
Er, Joshua und Maximilian kommen die Wendeltreppe hoch.
"Sehr witzig.", erwidere ich ironisch.
Typisch Miguel halt. "Joshua, ich hab eine Frage."

Zu Hause bei den Vampiren 2Kde žijí příběhy. Začni objevovat