12: Love Hurts Part 3

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Klaus' POV:

Frustriert knallte er die rostige Tür wieder zu. Seit Stunden durchsuchte er schon mit Rebekah ein altes Lagerhaus nach dem anderen, ohne Erfolg. Elijah und Hayley ging es ähnlich, sie hatten bis jetzt nur ein paar Jugendliche aufgestöbert, die in einem der halb verfallenen Gebäude gezündelt hatten.
Um seiner Anspannung Luft zu machen, trat Klaus gegen eines der größeren Bruchstücke, das auf der Straße lag. Es schlitterte über den Asphalt und krachte dann scheppernd in einen Müllcontainer. Rebekah neben ihm zuckte bei dem Geräusch zusammen und seufzte. „Nik, das bringt doch nichts. Wir finden sie schon."
Ihr Bruder schnaubte. „Ja, aber mit jeder Minute, die wir damit vergeuden, am völlig falschen Ort zu suchen, leidet Caroline mehr und mehr." Ruckartig drehte er sich um und stapfte weiter, seine Sinne aufs Äußerste gespannt. Wenn er auch nur die leiseste Spur von ihr wahrnehmen würde...
Rebekah schloss zu ihm auf und meinte: „Wir sollten es woanders versuchen. Ein paar Blocks weiter gibt es auch Fabrikgebäude, vielleicht finden wir da etwas."
„Erst, wenn wir hier alles abgeklappert haben", knurrte Klaus und trat die Tür eines weiteren verfallenen Gebäudes auf. Die beiden Urvampire gingen hinein und sondierten kurz die Lage. Bis auf die Ratten hielt sich hier drin niemand auf und der muffige Geruch, sowie die dicke, unberührte Staub- und Schmutzschicht ließen darauf schließen, dass das wohl auch die letzten paar Jahre der Fall gewesen war.
Er warf Rebekah einen Blick zu, die aber auch nur den Kopf schüttelte. Ohne sich noch weiter aufzuhalten, verließen die beiden die verfallene Halle genauso schnell, wie sie hereingekommen waren.
Draußen auf der Straße griff Rebekah noch einmal ihr Gespräch auf. „Es ist fast drei und wir haben noch nicht die leiseste Spur von Marcel oder Caroline. Lass es uns ein paar Straßen weiter versuchen, wir wissen doch beide, dass wir es längst gehört hätten, wenn hier in der Gegend etwas wäre."
Klaus sah sie einen Moment schweigend an und wog die Möglichkeiten ab. Seine Schwester hatte Recht, weder sein Gehör- noch sein Geruchssinn hatten etwas aufgeschnappt, das darauf schließen ließ, dass hier jemand war. Doch Marcel hatte eine mächtige Hexe an seiner Seite, es war nicht unwahrscheinlich, dass sie ihn irgendwie vor den Sinnen der Urvampire abschirmte. Andererseits suchten sie schon seit Stunden und ihre Deadline rückte immer näher. Ein Bild von Caroline, wie sie verängstigt in einer Ecke hockte und Marcel schutzlos ausgeliefert war, schob sich vor sein inneres Auge und im Bruchteil einer Sekunde traf er eine Entscheidung.
„Fein. Wohin?"
Ohne zu Zögern deutete Rebekah nach Westen. „Wir könnten es am Fluss versuchen."
Ihr Bruder nickte und die beiden flashten los. Am Mississippi-River angekommen, warf Klaus einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor drei.
Seine Schultern verspannten sich und er sah mit aufflackernder Panik im Blick zu Rebekah. Diese öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als plötzlicher ein schriller Schrei durch die Straße hallte.
Klaus fuhr zu der Quelle des Geräusches herum und eine Sekunde später stand er vor einem der Lagerhäuser und stieß die Tür krachend auf. Er betrat das Gebäude, Rebekah direkt hinter ihm und ließ seinen Blick kurz schweifen. Im Gegensatz zu den Häusern ein paar Blöcke weiter war dieses zweistöckig und es gingen wesentlich mehr Türen von der Haupthalle ab.
Aus einer dieser Türen trat nun ein Mädchen mit langen braunen Haaren und einem kindlichen Gesicht. Klaus erkannte sie sofort. Es war Marcels kleine Hexe.
Davina bemerkte sie zunächst nicht, doch als sie sich plötzlich gegen die Wand gepresst wiederfand, Angesicht zu Angesicht mit einem mörderischen Urhybriden, der ihr die Kehle zudrückte, konnte selbst sie nicht mehr die beiden ungebetenen Gäste übersehen. Panisch versuchte sie, Magie zu wirken, doch durch den Luftmangel und ihre Furcht war sie nicht in der Lage dafür genügend Konzentration aufzubauen. Nun wollte sie schreien, doch alles, was sie zu Stande brachte, war ein halblautes Quieken.
„So, kleine Hexe, wenn du mich jetzt sofort und ohne Tricks zu dem Mädchen führst, das Marcel hier gefangen hält, werde ich deinen Tod nicht allzu lange hinauszögern." Klaus' Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er mehr als bereit war, über Leichen zu gehen, wenn ihn das weiterbringen würde. Das begriff auch Davina und nackte Angst flackerte in ihren Augen auf. Sie versuchte, etwas zu sagen, doch es kam lediglich ein schwaches Röcheln heraus.
Plötzlich legte sich eine Hand auf den Arm, dessen Finger immer noch fest Davinas Hals  umschlossen. Rebekahs Stimme klang verärgert an Klaus' Ohr: „Verdammt, Klaus, sie kriegt ja kaum Luft. Lockere wenigstens soweit deinen Griff, dass sie sprechen kann!"
Klaus knurrte unwillig, doch ausnahmsweise befolgte er Rebekahs Befehl. Mit einem Ruck zog er seine Hand zurück und die junge Hexe brach hustend und keuchend auf dem Boden zusammen. „Eine falsche Bewegung und ich reiße dich in Stücke", drohte er.
Davina blickte zu ihm auf und in ihren grünen Augen standen Tränen. „Ich wollte doch nie, dass er ihr wehtut. Es tut mir leid, ich hätte ihm nicht geholfen, wenn ich es gewusst hätte."
Rebekah schnaubte abfällig. „Spar dir das Geflenne. Sag uns lieber, wo sie sind, mein Bruder ist nicht für seine Engelsgeduld bekannt."
Die Brünette senkte den Kopf und sagte mit erstickter Stimme: „Marcel ist mit ihr oben. Wahrscheinlich hält er sie in seiner Folterkammer fest. Die Treppe hoch und dann die dritte Tür rechts."
Sie hatte kaum den Satz beendet, da vernahm Klaus ein leises Wimmern, das sich anhörte, als wäre sein Verursacher mehr tot als lebendig. Ohne noch weiter Zeit zu verlieren stürmte er die Treppe hoch und in das Zimmer, das Davina ihm genannt hatte. Sein Blick erkundete hastig den düsteren und verstaubten Raum. Ihm standen zwei Türen zur Auswahl und er hatte schon genug kostbare Zeit verschwendet, ohne Rätselraten zu müssen.
Er konzentrierte sich auf seine Umgebung und vernahm von der Tür zu seiner Linken ein leises, aber aggressives Zischen.
Innerhalb eines Wimpernschlags hatte er sie erreicht und warf sich gegen das robuste Holz, das unter seinem Ansturm sofort nachgab. Das Bild, das sich ihm daraufhin bot, würde ihn sein Leben lang verfolgen: Caroline, die leblos auf einem Stuhl gefesselt mitten in einem Eisenkrautregen saß und Marcel, der die ganze Szenerie mit einem bestialischen Grinsen genoss. Klaus überlegte nicht lange und ungeachtet der Konsequenzen flashte er geradewegs in den giftigen Regen. Das Eisenkraut brannte wie Feuer auf seiner Haut, doch er drängte den Schmerz zurück und konzentrierte sich auf Caroline. In einer fließenden Bewegung brach er ihre Fesseln auf und hob sie auf seine Arme. So gut es ging versuchte er, sie mit seinem Körper vor dem Eisenkraut zu schützen, dabei registrierte er erleichtert, dass ihr Herz noch schlug, wenn auch sehr langsam.
Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Rebekah inzwischen ebenfalls die Kammer erreicht hatte und nun Marcel mit einer Hand an seiner Kehle gegen die Wand drückte. Er richtete seinen Blick wieder auf das halbtote Mädchen in seinen Armen und flüsterte ihr zu: „Es ist vorbei, Caroline."
Ihr Körper wurde schlaff und für einen Moment wallte Verzweiflung in ihm auf. Kam er zu spät? Doch einen Moment später hörte er, wie sie flach atmete und Erleichterung durchflutete ihn. Sie war nur bewusstlos.
Er warf einen Blick zu dem Monster, welches für ihre Qualen verantwortlich war.
Sein Schützling.
Sein Ziehsohn.
Sein Erzfeind.
Rebekah sah ihn an. „Ich übernehme ihn. Kümmere du dich lieber um Caroline, später kannst du ihn immer noch in seine Einzelteile zerlegen."
Klaus nickte ihr zu und verließ die Kammer.

Party in New OrleansTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon