2: Unerfreuliche Begegnung

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Nachdenklich starrte Caroline, den Kopf an die Scheibe gelehnt, aus dem Fenster des Flugzeuges. Neben ihr schnarchte Suki leise vor sich hin. Auch Katie und Savannah schliefen, außer Caroline war nur noch Rosalie wach, aus deren Kopfhörern aber laute Musik schallte.

Die Mädchen hatten gleich am nächsten Morgen ihr Loft in Seattle aufgekündigt und alles für die Reise nach New Orleans bereit gemacht.

Natürlich hatte es wieder ein riesen Pack-Drama gegeben. Während Suki schon nach einer halben Stunde mit ordentlich gepackten Koffern an der Tür wartete, versuchte Katie, ihren halbherzig gepackten Koffer zuzukriegen; Caroline beschuldigte Rosalie, ihren Lockenstab verloren zu haben und Savannah bekam fast einen Heulkrampf, weil sie ihren iPod nicht finden konnte.

Alles in allem ein sehr stressiger Morgen, vor allem, wenn man den Kater von letzter Nacht und den Schlafmangel dazu rechnete, doch letztendlich hatten sie es doch zum Flughafen geschafft. Während Katie ihnen Tickets besorgte, überlegte Caroline ein letztes Mal, ob sie sich nicht doch lieber verabschieden und alleine weiterziehen sollte.

Doch als sie mitbekam, wie Rosalie und Suki darüber diskutierten, welche Blutgruppe am besten schmeckte; merkte sie, dass sie diese durchgeknallten Mädchen mittlerweile sehr gern hatte und plötzlich erschien ihr ein Alleintrip um die Welt noch einsamer als ohnehin schon.

Also stieg sie brav in das Flugzeug ein, doch jetzt, wo sie schon seit drei Stunden flogen und sich langsam New Orleans näherten, kamen wieder Zweifel in ihr auf.

Was, wenn sie ihm begegnen würde? Was wäre dann?
Ihre Vergangenheit würde sie schlagartig einholen, ebenso ihre verdrängten Gefühle. Ihre Schuldgefühle wegen Elena, ihre Trauer wegen Bonnie und die Liebe zu Klaus, die sich langsam und heimlich entwickelt hatte und sie dann mit voller Wucht traf, als er schon längst in New Orleans war.

Sie konnte sich noch genau an das Gefühl der Leere erinnern, nachdem er nach ihrem Abschluss

verschwunden war.
Ich sollte mich jetzt schon mal auf ihn einstellen, bevor es zu einer unliebsamen Überraschung kommt, dachte Caroline und kramte ihr Handy aus ihrer Tasche. Sie steckte das Headset ein und rief ihre Mailbox auf. Dort war sie. Eine Nachricht, die schon fünf Jahre alt war und die sie einfach nicht löschen konnte.

Care atmete tief durch und tippte darauf.

Caroline. Ich bin hier gerade an einem meiner Lieblingsorte der Welt, umgeben von Essen, Musik, Kunst, Kultur...
Und... ich kann eigentlich nur daran denken, wie gerne ich dir das alles zeigen würde. Vielleicht gestattest du es mir eines Tages.

Care schloss die Augen. Seine Stimme. Seine raue, verführerische Stimme mit dem britischen Akzent. Kurz verlor sie sich in Erinnerungen daran, was er alles mit dieser Stimme zu ihr gesagt, was er ihr alles versprochen hatte und wie oft er ihr mit dieser Stimme Komplimente gemacht und angedeutet hatte, dass er etwas für sie empfand.

Dann riss sie sich zusammen und zog die Kopfhörer aus ihren Ohren. Genau aus diesem Grund hatte sie die Nachricht angehört. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Klaus sie angesprochen hätte und sie hätte so reagiert wie jetzt!
Entschlossen packte sie ihr Handy weg und lehnte sich wieder an die Fensterscheibe.

Es bestand immer noch eine kleine Chance, dass sie ihm gar nicht begegnen würde.

Immerhin war sie fast nur auf Partys und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Klaus seine Abende mit Tanzen und lauter Musik verbrachte.

Dann eher Scotch und Zeichnen.

Sie lächelte bei dem Gedanken daran und musste an die Zeichnung denken, die er ihr einst geschenkt hatte und die jetzt, zusammen mit dem Armband, in einem Geheimfach in ihrem Koffer lag. Jedoch verging ihr das Lächeln sofort wieder, als sie auf die Uhr sah und merkte, dass sie in einer Dreiviertelstunde landen würden.

Party in New OrleansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt