4: (Un-)Happy Family

3K 146 14
                                    

,,Hallo Daddy", sagte Lilly glücklich und fiel ihrem Vater, der in die Hocke gegangen war, um den Hals, während sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange drückte.
„Lillian", wiederholte Klaus Mikaelson noch einmal und drückte sie etwas von sich weg, damit er ihr in die Augen sehen konnte. Dann sah er sich suchend um. „Wo ist deine Mutter?"
Caroline konnte ihren Augen nicht trauen. Klaus hatte eine Tochter?! Das konnte nicht sein. Er war ein Vampir! Sie erinnerte sich, dass Lilly gesagt hatte, dass sie fünf sei. Also war ihre Mutter schon mit ihr schwanger gewesen, als Klaus noch in Mystic Falls war. Nur, wer war diese mysteriöse Frau und warum war ausgerechnet sie von Klaus schwanger geworden?
Fragen über Fragen, die in Carolines Kopf herumwirbelten, während sie wie erstarrt auf ihrem Stuhl saß und die Szene beobachtete. Ihr fiel auf, dass Klaus die Kleine mit viel Zärtlichkeit im Blick musterte und das hätte sie zum Lächeln gebracht, wenn sie nicht so geschockt und auch... verletzt gewesen wäre. Ja, Caroline war verletzt und das war vollkommen irrational, da Klaus schlafen konnte, mit wem er wollte und sie ihn oft genug abgewiesen hatte, um jeden Besitzanspruch auf ihn zu verlieren. Und noch etwas machte ihr zu schaffen, nämlich der Gedanke, ob Klaus Lillys Mutter etwas bedeutete, ja ob er sie vielleicht sogar...liebte.
Bei dem Gedanken durchzuckte Caroline ein Schmerz, der viel schlimmer war, als der, den Rebekahs gestrige Worte ausgelöst hatten. Selbst wenn ich ihm sagen würde, dass du hier bist, würde er wahrscheinlich nur fragen: ‚Wer?', kam ihr wieder der genaue Wortlaut in den Sinn und plötzlich passte alles.
Klaus hatte eine glückliche Familie und sie vollkommen vergessen. Er hatte eine Frau und obwohl es unmöglich war, ein Kind. Plötzlich wusste Caroline auch, warum Lilly ihr so bekannt vorgekommen war, jetzt, wo sie wusste, dass Lillys Nachname Mikaelson lautete, war die Familienähnlichkeit geradezu absurd offensichtlich.
Wozu sollte Klaus also noch an einer Frau festhalten, die ihn so oft abgewiesen hatte, wenn er eine Familie haben konnte?
Diese Schlussfolgerungen taten so sehr weh, dass es Caroline fast den Atem raubte und sie rang verzweifelt um Beherrschung, damit sie nicht auch noch anfing zu weinen. Das konnte sie jetzt wirklich gar nicht gebrauchen.
Lilly antwortete inzwischen ihrem Vater, der Caroline immer noch nicht bemerkt hatte: „Ich hab Mummy verloren und bin alleine zu den Enten gegangen, aber dann ist das blonde Mädchen aufgetaucht und hat auf mich aufgepasst. Wir haben Eis gegessen und sie ist meine neue Freundin. Sie heißt Caroline."
Care konnte sehen, wie Klaus sich versteifte und dann Lillys Blick folgte, der auf Care gerichtet war. Unbewusst straffte sich Caroline und streckte trotzig das Kinn hervor. Sie würde nicht zulassen, dass Klaus ihr auch noch ansah, wie fertig sie die jüngsten Enthüllungen machten.
Klaus hatte sie nun entdeckt und Caroline sah, wie sich seine Augen vor Überraschung weiteten. Plötzlich kam Caroline ihre immer noch sitzende Pose auf dem Stuhl komisch vor, also stand sie schnell auf und legte sicherheitshalber eine Hand auf die Stuhllehne. Sie fühlte sich wackelig auf den Beinen.
Auch Klaus erhob sich und hob seine Tochter auf den Arm, während er sie immer noch wie gebannt anstarrte. „Caroline?", sagte er schließlich mit einer undefinierbaren Stimme.
Caroline reckte ihr Kinn wieder vor und erwiderte distanziert: „Klaus."
Er betrachtete sie, als könne er nicht glauben, dass sie tatsächlich vor ihm stand. „Was machst du hier?"
„Ich bin nur auf der Durchreise", erwiderte Caroline und verschränkte die Arme vor der Brust. Mittlerweile hatte sie von der Fähigkeit, ihre Gefühle abzuschalten, zumindest teilweise Gebrauch gemacht. Sie war nicht gänzlich emotionslos, jedoch hatte sie ihre Gefühle soweit zurückgedrängt, dass sie nicht von ihnen beherrscht wurde.
Sie deute mit dem Kinn auf Lillian. „Ist das deine Tochter?" Zwar gab es so gut wie keine Zweifel mehr, dennoch wollte sie sich absolut sicher sein. Immerhin konnte es sich bei dem ganzen hier immer noch um einen schlechten Scherz oder einen von Klaus' abgedrehten wahnsinnigen Plänen handeln.
Doch sie wurde enttäuscht. Klaus wandte den Blick ab und antwortete ausweichend: „Das ist eine lange Geschichte."
Caroline wollte irgendetwas erwidern, ihn anschreien oder eine sofortige Erklärung fordern doch eine andere weibliche Stimme kam ihr zuvor. „Lilly!"
Die Stimme kam Caroline ebenfalls bekannt vor und der Ausruf konnte nur eines bedeuten. Wer auch immer da rief, war Lillys Mutter und damit die Frau, die mit Klaus das Bett teilte.
Lilly strampelte sich aus den Armen ihres Vaters frei und rannte an Caroline vorbei zu ihrer Mutter. „Hallo Mama", rief sie ihr entgegen.
Carolines Blick folgte ihr, bis sie die junge brünette Frau entdeckte, die Lilly in ihre Arme schloss. „Hey Mäuschen, ich hab mir solche Sorgen gemacht, wo warst du auf einmal?"
Care fühlte sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen werden und sie griff haltsuchend nach der Lehne des Stuhls. Ihr Blick schnellte zu Klaus, der sie besorgt und auch entschuldigend ansah. 
Sie wandte den Blick schnell wieder ab und sah zu Lillys Mutter. Hayley Marshall. Ausgerechnet diese promiskuitive Werwolfsfreundin von Tyler. Ihre Haare waren länger und sie sah geschafft aus, was sicher an ihrer neuen Rolle als Mutter lag.
„Hayley", sprach Klaus sie jetzt tonlos an. Hayleys Kopf fuhr hoch und sie schloss kurz resigniert die Augen, als sie Klaus erblickte. „Klaus", erwiderte sie und öffnete die Augen wieder.
„Was soll das?", fuhr Klaus sie verärgert an. „Du solltest doch auf sie aufpassen! Stattdessen findet Caroline sie hier im Park!"
Hayleys Blick schnellte zu Caroline und sie starrte sie überrascht an. „Caroline."
„Ich habe dich etwas gefragt, Hayley", ließ Klaus vernehmen und er hörte sich an, als wäre er mit seiner Geduld am Ende.
Die Werwölfin sah wieder zu Klaus und ihre Stimme war trotzig wie eh und je, als sie antwortete: „Tut mir leid, ich war mit ihr in der Mall und hab mich nur kurz mit Tamara unterhalten und als ich mich wieder umgedreht habe, war Lilly weg."
„Du sollst auf sie aufpassen, nicht mit Freundinnen reden!", fuhr Klaus sie an. „Verdammt, du weißt, dass man uns nicht zusammen sehen soll!"
Hayleys selbstsichere Haltung fiel in sich zusammen und sie zog den Kopf ein. „Ich weiß, es tut mir leid..."
Caroline bemerkte, dass Lilly in Hayleys Armen anfing, unruhig zu zappeln, deswegen fragte sie lauter, als nötig: „Lilly, möchtest du vielleicht noch mal zu den Enten?"
Klaus und Hayley verstummten beide und sahen zu ihrer Tochter, die nickte, sich aus Hayleys Armen freistrampelte und dann zu Caroline lief. Schutzsuchend versteckte sie sich hinter Cares Beinen. Die Blondine sah fragend zu Klaus. Dieser nickte kaum merklich und Caroline ging mit Lilly an der Hand wieder zum See.
„Alles okay?", fragte sie die Kleine leise, während hinter ihnen wieder Klaus' und Hayleys streitende Stimmen lauter wurden.
Lilly nickte nur wieder und setzte sich mit angewinkelten Beinen an den See. Caroline ließ sich im Schneidersitz neben ihr nieder und wandte den Kopf zu Lillys Eltern.
„Es ist nicht schön, wenn die beiden sich streiten, oder?"
Lilly schüttelte den Kopf. „Das machen sie aber ständig. Immer wenn Daddy zu Besuch kommt, schreien sie sich an."
Das Mädchen ließ traurig den Kopf hängen. Zögerlich streckte Caroline ihre Hand aus und strich Lilly beruhigend über den Rücken. „Meine Eltern haben sich früher auch oft gestritten", sagte sie sanft. „Als ich noch jünger war dachte ich immer, dass das an mir liegt, aber es war nicht meine Schuld. Und es ist auch nicht deine."
„Aber warum wohnt Daddy dann nicht bei uns? Hat er mich denn nicht lieb?" Caroline erstarrte. Klaus wohnte nicht bei seiner Familie? So langsam blickte sie nicht mehr durch. Bevor sie sich aber darüber Gedanken machen konnte, musste sie erst einmal Lilly trösten.
„Aber nein, dein Daddy hat dich sogar sehr lieb, das kann jeder sehen. Das hat bestimmt andere Gründe."
„Sicher?", fragte die Kleine und sah Care mit ihren großen blaugrauen Augen fragend an.
„Ganz sicher", bekräftigte Caroline und lächelte Lilly an. Ihre Augen wanderten zum See und ihr fiel ein, wie sie die Kleine beschäftigen konnte.
„Hey, was hältst du davon, wenn wir jetzt die Enten füttern?"
Lillys Augen fingen an zu leuchten. „Oh ja!"
Caroline stand schmunzelnd auf, klopfte sich das Gras von ihrem Kleid und manipulierte dann unauffällig den Verkäufer eines kleinen Standes in der Nähe, ihr eine Tüte getrocknetes Brot kostenlos zu überlassen.
Zusammen mit Klaus' Tochter fütterte sie die Enten und Lillys trübselige Stimmung war wie weggeblasen. Plötzlich sprang ein kleiner Frosch auf einen Stein direkt vor Lilly und quakte.
Die Augen des Mädchens wurden groß. „Guck mal Caroline, ein Frosch!", rief sie freudestrahlend aus.
„Och, wie süß!" Caroline ging in die Hocke und besah sich das Tier. Der Frosch quakte noch einmal.
„Du Caroline, glaubst du, wenn ich den Frosch küsse, wird er zu einem Prinzen?"
Care lachte auf. „Ich weiß nicht, die Frösche, die ich immer geküsst habe, sind Frösche geblieben."
„Ich hätte ja nicht gedacht, dass du Frösche küsst, Liebes", ertönte Klaus' amüsierte Stimme von hinten. Caroline drehte sich um und warf ihm einen genervten Blick zu. Dann stand sie auf und sah sich nach Hayley um. Sie entdeckte sie etwas weiter hinten, wie sie mit verschränkten Armen die Szene beobachtete.
Klaus ging in die Hocke und wandte sich an seine Tochter. „Lillian, deine Mutter geht jetzt mit dir nachhause, sie wartet dort hinten auf dich."
Lilly sah zu ihrer Mutter und dann wieder zu ihrem Vater. „Kommst du mich am Wochenende besuchen?", fragte sie.
„Wie wäre es, wenn du stattdessen mich besuchst, dann könntest du auch mal wieder Tante Rebekah sehen", schlug Klaus vor.
„Okay, hab dich lieb Daddy." Sie umarmte den Hybriden noch einmal.
„Ich hab dich auch lieb, Kleine", erwiderte Klaus lächelnd.
Lilly löste sich von ihrem Vater und überraschte dann Caroline dadurch, dass sie sie umarmte.
„Tschüss Caroline", sagte das Mädchen. 
„Tschüss Lilly", antwortete Care etwas überrumpelt und lächelte die Kleine an, als sie sich von ihr löste. Lillian winkte Klaus und Caroline noch einmal zu, bevor sie zu ihrer Mutter stürmte. Die Vampirin und der Hybrid sahen ihr und Hayley hinterher, bis sie den Park verließen und die beiden alleine an dem großen See standen.
Ohne ein weiteres Wort drehte Caroline sich um und lief los.
„Caroline!", rief Klaus ihr hinterher. Sie ignorierte ihn und sah stur geradeaus.
Er setzte ihr nach und hatte sie mit ein paar großen Schritten eingeholt. Mühelos packte er sie am Ellenbogen und zwang sie so, stehenzubleiben. Sie drehte sich mit zornesblitzenden Augen um und fauchte ihn an: „Was?!"
Wenn die Sache nicht so ernst gewesen wäre, hätte Klaus gelächelt. Sie hatte sich kein bisschen verändert. „Bitte lass es mich erklären", bat er sie.
„Was gibt es denn da zu erklären?", fragte sie ihn mit mühsam beherrschter Stimme. „Du, als der große böse Wolf, bist frei zu tun was du willst und wenn du mit Hayley ein Kind in die Welt setzen willst, fein! Das ist doch das, was du immer wolltest, eine Familie, die dir zu Macht verhilft. Was liegt da näher, als ein Wunderbaby, in dem sich verschiedene Spezies vereinen? Ist ja nicht so, als wärst du irgendjemandem gegenüber verpflichtet und am allerwenigsten mir. Deswegen, gratuliere zu deinem Familienglück und noch ein angenehmes Leben!" Sie riss sich los und stürmte davon. Klaus hielt sie nicht davon ab, er blieb einfach stehen und sah ihr mit starrem Gesichtsausdruck hinterher.
Caroline hatte schon fast den Weg erreicht, als seine Stimme hinter ihr ertönte. „Willst du nicht wissen, wie ich Lillian zeugen konnte?"
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Natürlich wollte sie es wissen. Wenn es einen Weg für Vampire gab, Kinder zu kriegen, musste sie herausfinden, wie. Mal ganz abgesehen davon, dass alles in ihr danach schrie, umzudrehen und seine Gesellschaft auszukosten. Dadurch, dass sie in den letzten fünf Jahren jeden Gedanken an ihn vermieden hatte, war ihr völlig entgangen, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Das war zwar vollkommen unrealistisch, aber andererseits war alles, was sie in seiner Gegenwart fühlte, unrealistisch.
Sie schloss kurz ergeben die Augen, dann drehte sie sich um und sagte: „Du hast zwei Minuten." 

-----------------

Ich weiß, Care und Klaus hatten nicht viele Interaktionen in dem Kapitel, aber im nächsten gibt es auf jeden Fall etwas Klaroline, versprochen ;)
Also gut, ihr wisst, ich nehme so ziemlich alles an, was ihr hierzu loswerden wollt :D

Party in New OrleansWhere stories live. Discover now