Kapitel 10 - HAPPILY

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Ist überhaupt nicht ablenkend...

Natürlich wandern meine Augen zu ihm. So wie er da sitzt, in diesem Bordeaux-farbenen Hemd, die obersten Knöpfe aus irgendeinem Grund alle geöffnet, kann man einen Blick auf die weiche Haut seines Oberkörpers und auf ein paar Tattoos werfen, die ich bis jetzt noch nicht gesehen habe... ich glaube es sind Vögel. Die Kreuz-Kette, die er scheinbar immer trägt, hängt um seinen Hals und...

Ich beiße mir heftig auf meine Unterlippe und schaue sofort wieder weg. Keine gute Idee. Denk an Tom, mach dir keine Gedanken über Harry, genieß den Abend, der morgige Tag wird noch heftig genug.

Ich richte meinen Blick wieder starr auf den Fernseher und genau in diesem Augenblick wird „Dreaming of You" von The Coral als Soundtrack in der Folge, die gerade läuft, gespielt.

„Ich liebe dieses Lied!", sagen ich – und Harry – genau gleichzeitig. Wir schauen uns erstaunt an, er lächelt dieses Lächeln, das sein ganzes Gesicht zum Strahlen bringt. Ich hebe vorsichtig meine Hand und halte sie vor ihn. Er sieht zunächst verwirrt aus, bis er versteht, worauf ich hinaus will und mir zu einem High-Five in die Hand klatscht.

„Die Übereinstimmung unseres Musikgeschmacks wird langsam wirklich unheimlich.", meint er dann schmunzelnd und ich grinse schulterzuckend zurück: „Du weißt doch, wie man sagt: great minds think alike."

Die anderen, die unsere Unterhaltung scheinbar mitbekommen haben, prusten los, während Harry sich zufrieden lächelnd, wieder zurücklehnt (und ja – der eine Arm ist immer noch hinter mir!). Nachdem die Folge zu Ende gelaufen ist, schaltet Niall auf einen Musiksender um und die Jungs und Sophia beginnen über dies und das zu reden. Ich werde etwas entspannter und mir gelingt es sogar, den blöden Anruf von Tom in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verdrängen. Im Laufe des Abends erfahre ich dann auch noch so einiges über die Band. Dinge, die Harry noch nicht am Telefon erzählt hat: zum Beispiel was für ein immenses und absolut verrücktes Arbeitspensum sie haben. Wie viel Zeit sie tatsächlich auf Tour verbringen. Das ist einfach komplett crazy. Ich entwickle einen riesen Respekt – so hart für seinen Traum zu arbeiten und so viel Hingabe zu zeigen ist einfach nur absolut bewundernswert. Allein die nächste Woche ist komplett durchgeplant und ich bin mehr als überrascht, dass Harry es letzte Woche überhaupt geschafft hat, sich so oft mit mir zu treffen. Scheinbar steht die Veröffentlichung des neuen Albums (Nummer Vier in Jahr Vier... WTF!) kurz bevor und es gibt eine Art Internet-Hangout für die Fans, das zweite Musikvideo muss gedreht werden, dann sind die Jungs auf unzähligen Society-Veranstaltungen eingeladen, müssen Radio-Interviews machen und als Sahnehäubchen gibt es wohl noch eine Album-Launch-Party und das BandAid30 Projekt bevor sie nach Orlando fliegen, um einige Lieder ausgewählten Fans zu präsentieren.

Joah... Ich glaube, ich werde mich nie wieder über Stress an der Uni beschweren...

„Ich freu' mich schon auf die BandAid30 Aufnahme – allein wer da alles dabei ist, das wird der absolute Hammer. Und außerdem ist es eine verdammte Ehre dort mitzuwirken!"

Ich muss grinsen, als ich Niall's glühende Wangen sehe. Er gestikuliert wild herum, während er mit einer Begeisterung, die ihresgleichen sucht, von dem Projekt erzählt. Wobei das auch an den gefühlten zehn Bier liegen könnte, die er in den letzten zwei Stunden getrunken hat...

„Wer singt denn alles mit?", frage ich neugierig und greife nach einer Wasserfalsche, die auf dem Couchtisch steht – das ganze Popcorn hat mich durstig gemacht. Ich drehe den Verschluss auf und trinke.

„Warte, ich zeig dir die Liste.", Harry tippt kurz auf seinem Handy herum und reicht es mir. Ich scrolle auf der offiziellen Website des Projekts entlang – die Flasche immer noch an meinem Mund – und kann gerade noch den Kopf zur Seite drehen bevor das Wasser unkontrolliert zwischen meinen Lippen hervorspritzt, sich auf meinem linken Arm verteilt und ich beginne zu husten.

Down in AlbionWhere stories live. Discover now