58. Kapitel: „Ich kann nicht..."

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58. Kapitel: „Ich kann nicht…“

Die Party war in vollem Gange, nur Sam saß nach wie vor Abseits von allen anderen da und versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Was meinte Dennis nur damit, dass einige nicht einverstanden mit ihnen waren? Was meinte er damit, dass es gefährlich für sie werden könnte, wenn sie nicht auf ihn hörte und sich von Kyle fernhielt? Was konnten die Menschen ihnen oder ihm schon antun?

In diesem Moment kam ihr Logan in den Sinn, von dem sie doch die Abgründe der Menschen so gut kennengelernt hatte. Wenn ein Mensch sich etwas in den Kopf setzte, so würde er dieses Ziel auch mit aller Macht erreichen, ohne Rücksicht auf Verluste. Sam wusste nicht, was man ihr oder Kyle antun könnte, doch um ehrlich zu sein wollte sie es auch gar nicht herausfinden.

Sie blickte über die Massen hinweg und entdeckte ihn ein gutes Stück entfernt von sich zwischen einiger der Cheerleader und Spieler. Er lachte, trank ausgelassen und hatte seinen Spaß. Vielleicht war es von Anfang an so gewesen, dass Sam diese seltsame mehr oder weniger Trennung von Kyle so fertig machte. Er schien nicht so, als würde ihn das alles sonderlich beschäftigen. Vielleicht bedurfte es also nur Sams Willenskraft, ihn einfach in Ruhe zu lassen und ihn sein Leben so leben zu lassen, wie er es wollte. Auch sie würde sich irgendwann wieder daran gewöhnen, Kyle nicht mehr um sich zu haben. Natürlich würde es schwierig werden, schließlich lebten beide in dem selben Wohnkomplex, doch wer sagte denn, dass sie nicht tatsächlich, sobald sie mit dem Studium fertig war in eine andere Stadt gehen würde? Wer sagte denn, dass sie nicht weit entfernt von vorne beginnen konnte? Kyle hatte den Grundstein für ihr neues Leben gelegt, vielleicht würde sie jetzt mit irgendeinem anderen Mann der ihr noch begegnen würde ein gemeinsames Leben beginnen können. Was auch immer sie tat, was auch immer sie noch tun würde: Sie würde es ohne Kyle tun. Sie hatte ihren Entschluss gefasst.

Dennis hatte sie mit dieser Wette an der Nase herumgeführt, hatte sie häufig beleidigt oder missachtet, doch bei diesem Gespräch heute hatte sie die Ehrlichkeit gespürt. Die Sorgen, die er sich um seinen Kumpel machte und vielleicht sogar die Sorgen, die sich ein wenig um sie selbst kreisten. Dennis mochte ein Arschloch sein doch das, was er heute gesagt hatte, entsprach der Wahrheit, daran gab es für Sam keinen Zweifel. Er hatte auf seine eigene Art und Weise versucht, Kyle zu schützen und jetzt die Hoffnung in Sam gelegt. Und sie würde diese Hoffnungen nicht zerstören!

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Den ganzen Abend schon zitterten Kyles Hände als hätte er einige Tassen Kaffee zu viel getrunken und aus diesem Grund klammerte er sich an seiner Bierflasche fest, als wäre sie der rettende Anker. Sein Blick schweifte mehrere Male über die Menschenmenge. Noch vor einigen Minuten hatte er Sam etwas abseits auf einer Bank sitzen sehen. Sie schien vollkommen in Gedanken versunken gewesen zu sein, sie schien besorgt zu sein. Am liebsten wäre er sofort zu ihr hinüber gegangen und hätte sie gefragt, was los sei, doch das hätte seinen Plan zunichte gemacht. Er musste sich an das halten, was er sich überlegt hatte. Wenn er es nicht tat, hätte er vermutlich nicht mehr die Kraft oder den Mut ihn umzusetzen.

„Kyle, du bist so schweigsam heute!“, hörte er Jenniffer neben sich sagen und blickte auf. Seit der letzten Auseinandersetzung mit ihr auf eben diesem Fußballfeld einige Wochen zuvor, hatte er kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Heute war sie jedoch auf ihn zugekommen und hatte sich dafür entschuldigt wie sie sich benommen hatte. Was mit ihr geschehen war wusste er nicht, doch Kyle sah keinen Grund ihr noch weiterhin aus dem Weg zu gehen. Jenniffer mochte ein Miststück sein in so manchen Situationen doch an sich, war gegen sie selber nichts auszusetzen.

„Keine Ahnung, habe wohl noch nicht genug Alkohol intus!“, meinte er lächelnd und kippte sich den Inhalt der Bierflasche, die noch halb gefüllt war, auf einmal in den Mund. Er hatte gehofft, dadurch seine Nerven ein wenig beruhigen zu können, doch dem war nicht so denn als er die Flasche wieder absetzte, fühlte er sich genauso wie vorher auch.

Sag niemals nie, Schätzchen!Where stories live. Discover now