24. Kapitel: „Ich hab ne Überraschung für dich..."

123K 5.3K 1K
                                    

24. Kapitel: „Ich hab ne Überraschung für dich…“

Die ganze Nacht über war Kyle dagelegen und hatte Sam beim schlafen beobachtet, was in ihm etwas berührt hatte was er nicht in Worte fassen konnte. Bevor ihm am gestrigen Abend überhaupt bewusst geworden war, was da geschah war er wütend gewesen. Er hatte diesen Typen gesehen, wie er seine schmierigen Hände an Sams Oberschenkel gehabt hatte und bereits da hatte ein Schalter in ihm umgelegt. Jetzt da er darüber nachgedacht hatte, während Sam friedlich neben ihm gelegen war, war ihm bewusst geworden, dass es um die Tatsache ging, dass jemand seine Hände an ihr hatte. Doch er konnte sich nicht erklären, warum ihm diese Tatsache so gegen den Strich gehen sollte.

Desto länger er die Situation in seinem Kopf durchgespielt hatte, desto mehr war ihm bewusst geworden, dass Sam ebenfalls nicht so gehandelt hatte, wie sie es sonst getan hätte und Kyle fragte sich immer mehr, woran dies nur lag.

Irgendwann mitten in der Nacht hatte Sam sich gerührt und sich in seine Richtung gedreht, ihr Gesicht war einige Zentimeter von dem seinen weggelegen und er hatte ihre feinen Gesichtszüge beobachten können. Wie sich ihr Mund immer wieder leicht öffnete, während sie ruhig ein und ausatmete. Ihre Haare waren ihr irgendwann einmal ins Gesicht gefallen und automatisch hatte Kyle seine Hand erhoben und sie ihr wieder hinters Ohr gestrichen, bevor ihm klar geworden war, was er da gerade tat. Er hatte es auf die Vorkommnisse geschoben, hatte irgendwann seine Augen geschlossen und war kurze Zeit später selber eingeschlafen.

Sam spürte den Druck der auf ihrem Oberkörper lastete zuerst nur sehr schwach, doch desto wacher sie wurde, desto mehr wurde ihr bewusst, dass da irgendetwas auf ihr drauf lag, was dort nicht liegen sollte. Langsam öffnete sie die Augen und sah sich kurz in ihrem vertrauten Schlafzimmer um, dann wandte sie ihren Kopf zur Seite, wo sie Kyle entdeckte, der tief und fest schlief. Es war seltsam, doch Sam empfand es nicht als unangenehm hier neben Kyle aufzuwachen und das verstörte sie beinahe mehr, als das was am gestrigen Abend geschehen war. Kyle hatte im Schlaf seinen Arm auf sie gelegt und hatte sie näher an sich gezogen, zumindest vermutete Sam das, denn sie war nur einige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt und hatte so das erste Mal die Möglichkeit, Kyle von so Nahe zu betrachten. Er hatte sehr gerade, dennoch markante Gesichtszüge, die ihn zu einem der heißesten Typen dieser Stadt machten. Seine blonden Haare, die vom Schlaf ganz durcheinander waren, fielen ihm leicht in die Stirn und Sam musste dem Drang wiederstehen, sie ihm wegzustreichen. Sie atmete tief ein und aus und nahm dann Kyles Arm in die Hand, um ihn von ihrem Oberkörper zu entfernen. Als sie dies geschafft hatte, stand sie mit einem Kopfschütteln auf und war verwirrt über ihre Reaktion auf Kyle. Er war ihr ein solch guter Freund gewesen die letzten Tage und Wochen, vor allem jedoch gestern Abend. Ohne ihn wüsste sie nicht was geschehen wäre. Als sie auf der Bettkante saß drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Kyle hatte sich für sie geprügelt und das hatte bisher noch nie jemand getan. Niemand hatte sich jemals so für sie eingesetzt, wie Kyle es letzte Nacht getan hatte und das schmeichelte sie zutiefst. Doch noch etwas rührte dieses Geschehnis in ihr, verursachte ein Bauchkribbeln und das Gefühl einer Leichtigkeit, die sie schon Ewigkeiten nicht mehr verspürt hatte. Sie wandte ihren Blick schnell wieder ab und stand auf, um in die Küche zu gehen und erst einmal Kaffe zu kochen. Erst auf halbem Wege fiel ihr ein, dass sie das Kleid immer noch trug und eilte schnell ins Badezimmer, wo sie den Reißverschluss öffnete und es dann zu Boden gleiten ließ. Ihr war durchaus bewusst, dass nicht dieses Kleid das was gestern geschehen war verschuldet hatte, doch irgendwie machte sie es dennoch verantwortlich. Hätte sie nicht so ausgesehen, wie sie ausgesehen hatte, wäre es niemals soweit gekommen. Wäre sie die gute alte Sam gewesen, dann hätte sich niemand für sie interessiert. Wenn sie sich doch nur nicht so provozieren lassen hätte von den dummen Cheerleadern. Erst als das Kleid in einem Kreis um ihre Füße auf dem Boden lag merkte Sam, dass ihre Hände leicht zitterten. Sie hatte sich geschworen sich niemals wieder als Opfer zu sehen und doch war sie es gestern gewesen und das nur, weil sie sich nicht hatte bewegen können. Sie stieg aus dem Ring zu ihren Füßen hinaus und trat nur in Unterwäsche vor den Spiegel, stützte sich mit den Händen auf dem Waschbecken ab und betrachtete sich. Der Mascara war unter ihren Augen verlaufen und hatte dicke schwarze Spuren hinterlassen. Ihre Wimpern waren verklebt, ihr Gesicht bleich, ihre Haare wirr. Sie drehte den Wasserhahn auf und ließ das kalte, kühle Nass in ihre Hände fließen, anschließend schüttete sie sich die Ladung ins Gesicht. Anstatt umzudrehen und in die Küche zu gehen, drehte sie sich zur Dusche und drehte sie auf, entledigte sich ihrer Unterwäsche und stellte sich unter den Strahl um die Schwäche, die sie gestern umnebelt hatte, von sich abzuwaschen.

Sag niemals nie, Schätzchen!Where stories live. Discover now