Kapitel 11

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Kapitel 11

Clarkes pov.

Es waren inzwischen einige Stunden vergangen, seit dem Lexa unser Haus verlassen hatte und ich konnte, ehrlich gesagt, an nichts anderes denken. Ich stellte mir immer wieder die Frage, was dieser Mann, wirklich von ihr wollte und wer er überhaupt genau war. Sie wollte nicht wirklich mit der Sprache rausrücken, was ich natürlich total akzeptierte, allerdings sorgte es mich auch. Ich wusste einfach nicht was los war. Ich hatte nach ihrem Verlassen noch eine ganze Weile mit meiner Mum über Lexa gesprochen und wir waren uns beide einig, dass es ihr nicht gut ging, ganz gleich ob sie ein blaues Auge hatte oder nicht.

Ich hatte meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe gelegt, während ich auf meiner großen Fensterbank saß und hin und her überlegte, ob ich ihr noch eine Nachricht schicken sollte oder nicht. Einerseits wollte ich wissen, ob bei ihr alles in Ordnung ist, andererseits wollte ich sie auch nicht bedrängen, es war ein endloser Strudel in meinem Gedankenkarussell. Immer wieder las ich die Worte die sie zu erst geschrieben hatte und wünschte mir insgeheim, dass ich gemeinsam mit ihr am Strand sitzen konnte. Ich stand auf und ging zu meinem Schreibtisch, wo ich das Portrait von ihr versteckt hatte, welches ich damals am Strand von ihr zeichnete. Ich strich mit meinem Zeigefinger sacht über ihr Profil und entschied mich, ein weiteres Bild von ihr zu zeichnen, denn beim Zeichnen verging die Zeit meistens am schnellsten. Spätestens am Montag würde ich sie ja wieder sehen.

Lexas pov.

Meine Augen waren rot, geschwollen und meine Atmung beruhigte sich nur schwer von meinem Zusammenbruch. Ich wollte so gern einfach nur fliehen. Raus aus diesem Haus, raus aus diesem Leben, einfach nur weg. Ich fragte mich woran es lag, dass ich sogar die Hoffnung in Jenna aufgab. Ich ahnte zwar schon immer, dass sie alles über Mason und seine widerwärtigen Vorlieben wusste, aber dass sie das blaue Auge einfach so hinnahm, genau wie mein wegbleiben, da konnte und wollte ich einfach nicht drüber hinweg sehen. Ich stand auf und holte mein Handy aus der Jackentasche, öffnete das Nachrichtenfach und die Nachricht von Clarke. –pass auf dich auf... wenn ich das doch nur konnte. Ich war wirklich bemüht die letzten Jahre alles zu ertragen, was es zu ertragen gab. Ich zog sämtliche Male um, war den Großteil meiner Jugend alleine und ohne Freunde, hatte keine wirkliche Familie und einen Pflegevater der mich vergewaltigte, seit Jahren. Es war einfach an der Zeit mir einzugestehen, dass ich nicht mehr konnte, aber ich musste es durchhalten bis zu meinem Abschluss.

Ich wählte die Nummer vom Pier und meldete mich krank, Mary hatte Verständnis und würde sich aufs nächste Wochenende freuen. Anschließend formulierte ich Ewigkeiten an einer Nachricht für Clarke. Ich schrieb etwas und löschte es wieder und schrieb etwas neues und löschte es wieder und so weiter.

„Hey Clarke, ich wollte dir eigentlich nur bescheid sagen, dass alles okay ist und ich nur bis auf weiteres Stubenarrest bekommen habe" *gelöscht*

„Hey, sorry falls ich dich störe. Ich werde heute Abend nicht arbeiten und darf auch erst mal mein Zimmer nicht verlassen. Typisch „Eltern.."" *gelöscht*

„Clarke, es ist einfach alles so beschissen. Ich wünschte, ich könnte dir alles erzählen..." *gelöscht*

Es war Zwecklos. Ich legte das Handy wieder zurück in die Tasche und setzte mich aufs Bett, mein Blick wanderte an die Wand an der ich einige wenige Fotos aufgehängt hatte. Costias Augen fingen meine und meine negativen Gedanken wurden schlagartig still. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit zusammen, intensiv, aber doch war sie irgendwie... oberflächlich. Anders als Clarke, wollte sie nicht wissen welche Geschichte hinter meiner Fassade steckte, sie wollte nur, dass es mir gut ging und wir Spaß hatten. Ihr ist es meistens gelungen mich abzulenken, so einige Nächte schlich sie sich durch mein Fenster hinein oder lockte mich hinaus, wir sind auf gesperrte Hochhäuserdächer geklettert, haben in den Bergen ein Lagerfeuer gemacht und gezeltet und waren vorm Morgengrauen wieder zurück, damit weder Mason noch Jenna etwas mitbekamen oder wir haben einfach die Zeit in der Schule genossen. Costia wollte immer mehr von mir, als ich ihr geben konnte. Mein kleines Geheimnis belastete mich in zwischenmenschlicher hinsicht doch mehr als ich es jemals zugeben konnte, alles was über Küssen und Händchenhalten hinaus ging, habe ich abgeblockt, ich konnte einfach nicht und ich konnte erst recht nicht darüber reden. Ich entschied mich, die Zeit in der ich nun in meinem Zimmer eingesperrt war, mit lernen zu verbringen, kramte meine Schulsachen hinaus und stürzte mich tief in den Unterrichtsstoff. Ich erledigte alle Hausaufgaben, begann mit der Vorbereitung einiger Referate und als ich mit allem fertig war, legte ich mich mit meinem Ipod ins Bett und versuchte zu schlafen. Nicht mehr lang und es würde endlich Montag sein.

Light me up.Where stories live. Discover now