Kapitel 2

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Kapitel 2.

Clarkes pov.

„Was war denn DAS für eine?!" fragte Octavia, kurz nachdem das klingeln der Pause zu hören war. Ich schüttelte desinteressiert den Kopf. Ich hatte wirklich keinen Bock mir über Neuankömmlinge Gedanken zu machen. „Ernsthaft O? Die sah aus wie ein Landei, nichts worüber wir uns Gedanken machen müssen." Sagte ich, während ich meine Bücher in die Tasche packte um mit meinen Mädels in die Cafeteria zu gehen. Ich war froh über unseren Zusammenhalt, eigentlich gab es für mich nichts wichtigeres, als die Freundschaft die uns verband. Es war nicht ganz einen Monat her, dass ich mich von meinem Ex, Bellamy, trennte. Ich erwischte ihn mit einem Mädchen Namens Echo inflagranti und war auch noch so bescheuert und hatte es ihm verziehen. Octavia und Raven redeten mir ins Gewissen, brachten mich sogar dazu sein Handy zu durchwühlen. Ich bereute es hinterher, nicht nur wegen der Tatsache, dass es gar nicht meine Art war misstrauisch zu sein, sondern weil ich die Dinge die ich dort las, am liebsten niemals gelesen hätte. Ich liebte ihn wirklich sehr, freute mich auf die Zeit nach der Schule, wir wollten Reisen und die Welt erkunden, gemeinsam studieren gehen... Die Gedanken machten mein Herz schwer. Ich schüttelte den Kopf, machte mir kurz klar, dass es richtig war ihn gehen zu lassen und setzte mein „Superhappy alles ist in Ordnung Clarke – grinsen" auf und folgte den Ladys über den Flur. Ich spürte wie mich eine Hand am Arm festhielt. Instinktiv drehte ich mich um. Vor mir stand Bellamy. „Clarke, ich.. Bitte, es tut mir leid. Du musst mir endlich glauben, dass das mit Echo nur ein Ausrutscher war!" ich löste mich irgendwie aus seinem Griff, schüttelte tonlos den Kopf und zog Octavia und Raven, die beide sprachlos und mit offenem Mund hinter mir standen, mit. „Der Kerl hat Nerven." Stellte Raven lachenderweise fest. Ich war einfach nur sprachlos. Er hatte nach seinem ersten Ausrutscher wirklich die Möglichkeit es wieder gut zu machen und wenn ich nicht sein Handy durchwühlt hätte, hätte er dieses Spiel vermutlich auch noch Ewigkeiten weiter gespielt. Aber ich war keine Puppe und es wurde wirklich Zeit für mich, abzuschließen und nach vorn zu sehen.

„Wie sieht's aus O, in zwei Tagen ist Freitag, gibt es schon einen Plan fürs Wochenende?" Meine beste Freundin grinste, schubste mich sanft an der Schulter und sagte schließlich: „Das ist mein Mädchen! Natürlich gibt es einen Plan. Unten am Pier ist Cocktailnight mit Live Band. Hab uns schon eine Lounge reserviert!" Ich lachte, auf Octavia war einfach Verlass. Wir gingen also endlich in die Cafeteria, kauften uns drei fertige Salate und setzten uns damit nach draußen. Nach ein paar Bissen verging mir der Appetit. Auch wenn es schwer war und ich es mir nur ungern eingestehen wollte, aber irgendwie war meine Gesamtsituation momentan wirklich nicht einfach.

Meine Mum arbeitete schon immer viel seit dem mein Dad vor drei Jahren an Krebs gestorben war, aber momentan sah ich sie eigentlich gar nicht mehr. Sie schob Doppelschichten im Krankenhaus, schlief meistens dort weil sie sich für die Bereitschaftsdienste eintrug und rief morgens an, bevor ich in die Schule ging. Ich wusste nicht wirklich was los war, meine Fragen blieben immer unbeantwortet und generell fühlte ich mich einfach nur alleine. Vermutlich fiel es mir auch nur deshalb so deutlich auf, weil Bellamy nicht mehr bei mir war. Es verging kaum eine Nacht, in der ich alleine schlafen musste. Ich hasste alleine schlafen. Das Klingeln der Pausenglocke riss mich aus meinen Gedanken. „Ist alles okay bei dir?" fragte mich Raven besorgt. Ich nickte nur wortlos, stand auf und ging zurück ins Klassenzimmer. Noch zwei Stunden, dann konnte ich endlich in den Zeichenkurs.

Lexas pov.

Die kleine Stadt war wirklich schön. Dadurch, dass sie direkt am Meer lag, hatte ich die gesamte Zeit einen angenehmen, salzigen Geruch in der Nase und auch meine Lippen schmeckten salzig. Ich sah schon in der Ferne die erste Bar. Ich atmete schwer aus, strich mir noch einmal durch meine lockigen Haare und ging hinein. Zielstrebig ging ich auf den Tresen zu, wo ein junger Mann gerade Gläser spülte. „Hey, ähm, ich bin neu in der Stadt und suche einen Job, habt ihr vielleicht eine Stelle frei?" „Sorry, wir haben keinen Bedarf, viel Erfolg noch bei deiner Suche und willkommen in New Port!" immerhin lächelte er ehrlich, trotz der Abfuhr... Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich gleich beim ersten Versuch Glück gehabt hätte. Ich verließ die Bar und ging die Straße weiter entlang. Mein Schatten verfolgte mich in den Schaufenstern und ich war bemüht, nicht vor mir selbst weg zu laufen. Wie sollte mich denn bloß SO jemand einstellen? Ich zupfte an meiner Lederjacke und versuchte nochmal meine Haare mit meinen Finger zu durchkämmen und ging in ein italienisches Restaurant. Auch da erhielt ich eine Abfuhr. Meine Hoffnungen schwanden mit jedem weiteren Schritt. Ich näherte mich einer Bar, die direkt auf einem Pier am Meer lag. Mein Herz machte Freudensprünge bei dem Anblick der aufschlagenden Wellen. Die Bar sah von außen schon sehr toll aus. Sie hatte einen Panorama Blick über Meer und Strand, einen tollen Loungebereich außen und ich hörte schon von weitem angenehme Musik, die sich wunderbar an das Meeresrauschen anpasste. Ich sammelte noch mal allen Mut, ging rein und fragte ein weiteres Mal nach einem Aushilfsjob. Das Mädchen, welches ich fragte, war vermutlich nicht viel älter als ich. „Ohh danke lieber Gott du hast mich erhört!!! Ja, wir haben eine freie Stelle, wann kannst du anfangen?" Oh, wie? War das etwa eine Zusage? Ich konnte den Job haben? Einfach so? Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Ich kann sofort anfangen, ich habe auch schon mal gekellnert und auch schon in einigen Spülküchen gearbeitet!" Sie packte mich an den Oberarmen und drückte mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. Ich versuchte nicht all zu verwundert zu wirken, sondern freute mich einfach mit. „Du glaubst nicht was hier momentan los ist. Erst gestern habe ich mit meinem Chef gesprochen, dass ich dringend mehr Leute brauche, aber es waren einfach keine Bewerber weit und breit. Nun kommst du hier Engelsgleich hinein marschiert, hast auch noch Berufserfahrung, du MUSST einfach ein Geschenk des Himmels sein." Sie lachte und steckte mich damit an. „Ich bin übrigens Mary" ich nahm die entgegengestreckte Hand in meine, grinste von einem Ohr zum anderen und antwortete: „Ich bin Lexa, freut mich sehr Mary!"

Der Laden war von innen mindestens genau so schön wie von außen, die Tische waren ausreichend besetzt, die Küche vernünftig und die Bar ein Traum. Mary zeigte mir alles, nahm meine Konfektionsgrößen auf und wir verabredeten uns für den nächsten Nachmittag zum Probearbeiten. Ich erzählte ihr noch von meinen Stundenplänen, aber sie sah kein Problem mich in die Pläne einzufügen.

Als ich hinaus ging, stieß mir eine Windböe entgegen und ich inhalierte die Luft. Die letzten zwei Jahre habe ich das Meer nicht gesehen und es fehlte mir so sehr. Ich ging den Strand entlang und beobachtete die Möwen, wie sie sich um einen Fisch stritten, sah hinüber zu einem Beachvolleyballfeld und musste über die Manöver der Spieler schmunzeln. Irgendwie war hier alles so leicht, die Menschen hier steckten mich mit ihrer positiven Art an und erinnerten mich gleichzeitig an das Chaos, welches mich zu Hause erwartete. Bei dem Gedanken daran erschauderte ich kurz und sah auf die Uhr. Ohje, ich war schon über drei Stunden unterwegs und brauchte sicher noch eine ganze Weile zurück zum Haus. Ich ließ noch zwei Steine übers Meer gleiten, inhalierte noch etwas die kostbare Meeresluft und machte mich dann auf den Weg in mein neues zu Hause.

Ich war eine gute Dreiviertelstunde unterwegs und betete insgeheim, dass über den Tag der Container mit meinem Fahrrad angekommen war. Ich kam in die Tür und sah Jenna in der Küche essen zubereiten. Mason war offensichtlich noch nicht da. Ein Glück. „Hey Kleines, setz dich doch, das Essen ist gleich fertig und du kannst mir von deinem Tag erzählen!" Ich sah auf meine Fingernägel und versuchte meine Gedanken zu verdrängen. Immer wenn er nicht da war, fühlte es sich fast gut an Heim zu kommen. Jenna war so anders und frei, ich hatte auf das Bedürfnis sie zu greifen und einfach weg zu laufen, doch ich konnte sie nie dazu bringen. „Ich war in der Schule und habe mich vorgestellt und mich für meine Nachmittagskurse eingetragen. Einige gehen bis spät in den Abend, ich hoffe das ist okay?" Sie nickte mir zu und schluckte meine Lüge. Niemals dürfte jemand erfahren, dass ich heimlich arbeitete. Meine Pflegeeltern verlangten vollsten Einsatz in der Schule. Mein Glück war es, dass ich in allen Fächern sehr gute Noten schrieb. Ich nutzte jede freie Sekunde um so viel Stoff wie möglich zu lernen, bisher klappte das auch immer. Ich war zuversichtlich und setzte mich an den gedeckten Tisch. Jenna berichtete über ihre Erlebnisse beim Einkaufen und über die netten, älteren Nachbarn die ihr das Müllmanagement erklärten und Wegbeschreibungen zu umliegenden Ärzten und dem Krankenhaus zeigten. Ich musste lächeln. So war sie wenigstens Tagsüber nicht alleine, es waren fürsorgliche Nachbarn in der Nähe und ich musste mir keine Sorgen machen. Ich hatte gerade ein paar Bissen von meinem Teller gegessen, als ich den Schlüssel im Türschloss hörte. Mein Blick ging an die Decke und der Appetit verging mir augenblicklich. Mason war zu Hause. Er knallte seinen Haustürschlüssel in die Ecke und kam in die Küche ohne sich die Schuhe auszuziehen. Ich sah an Jennas Blick, dass ihr das Verhalten missfiel, aber sie sagte nichts... Wie immer. „Diese scheiß Ärsche vom Umzugsunternehmen haben den Container verschlampt. Er braucht mindestens noch 2 Tage! Was sind das bloß für verkackte Drecksidioten? Ist in diesem beschissenen Land eigentlich keiner in der Lage seinen Job anständig zu machen?" Mein Blick fiel in Jennas Augen, wir rührten uns beide nicht...


Light me up.Where stories live. Discover now