Kapitel 4

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Lexas pov.

Ich bemerkte immer wieder Blicke von dem blonden Mädchen Namens Clarke. Ich bemühte mich sehr, professionell zu bleiben, ich musste mir jedoch eingestehen, dass das nicht so einfach gelang, wie es sonst für mich üblich war.

Es waren inzwischen einige Stunden vergangen, die Bar leerte sich zusehends. Ich rechnete gerade meine letzten Gäste im Außenbereich ab, als ich die blonde Lady auf den Pier rennen sah. Sie war alleine und musste sich offensichtlich übergeben. Oh nein, auch das noch. Ich trank selbst sehr gerne Alkohol in guter Gesellschaft, allerdings schaffte ich es immer, mich nicht zu übergeben, ich hasste es. Ich signalisierte Mary, dass es ein kleines Problem gab und ich mich schnell darum kümmern ging.

„Hey, brauchst Du Hilfe?" fragte ich besorgt, doch die Blondine schüttelte nur mit dem Kopf. „Geht schon wieder, das letzte Glas hat mir wohl den Rest gegeben!" stellte sie lachend fest und hing keine Sekunde später wieder über der Abgrenzung und übergab sich erneut. Instinktiv, rettete ich ihre Haare und hielt sie ihr aus dem Gesicht. Sie fühlten sich weich an und rochen süßlich. Ich schüttelte den Kopf, was tat ich hier eigentlich? Wo waren ihre Freunde? Eigentlich wäre es ihr Job gewesen, sich um ihre alkoholisierte Freundin zu kümmern. Als sie sich nicht mehr übergeben musste, besorgte ich schnell ein Glas Wasser und ein Handtuch, klärte meinen Kollegen darüber auf, was draußen los war und eilte zurück zu ihr. Von ihren Freunden war weiterhin keine Spur. Ich gab ihr das Wasserglas und das Handtuch und fragte sie, ob ich jemand herholen sollte, der sich um sie kümmerte aber sie schüttelte den Kopf. „Die sind schon los. Unser Fahrer hatte stress mit seiner Freundin und ich wusste, dass ich es im Auto keine 2 Sekunden aushalten würde!" Erst war ich etwas verwundert, musste dann allerdings etwas lachen. „Gutes Bauchgefühl." Scherzte ich und sie nickte. Ihr Blick wanderte von dem Handtuch in meine Augen, ein seltsames Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Ich biss mir automatisch auf die Unterlippe. „Danke, für deine Hilfe... Das war wirklich sehr nett von dir. Ich denke mein Taxi kommt gleich, ich möchte dich also nicht weiter von der Arbeit abhalten." Ich nickte leicht. „Schaffst du das alleine? Meine Kollegen wissen wo ich bin, ich kann auch mit dir warten wenn du möchtest." Sie schüttelte den Kopf „Ich schaff das schon, wirklich, danke!" ich lächelte, stand auf und machte mich auf den Weg zurück in die Bar. „Wie heißt du eigentlich?" rief sie mir hinterher, aber ich entschied mich, mich nicht umzudrehen und tat so als hätte ich sie nicht gehört.

Der Abend war ein voller Erfolg. Als wir nach Schichtende die Kasse abrechneten, konnten wir einen super Gewinn ausmachen, ich freute mich. Ich war prinzipiell eher der Typ, der etwas schaffen wollte und bei einer vollen Kasse, hatte ich definitiv etwas geschafft. Auch wenn es am Ende anstrengend wurde, die ganzen Schnapsleichen aus dem Laden zu befördern, war es doch irgendwie eine tolle Erfahrung. Nachdem wir aufgeräumt hatten, machte sich jeder meiner Kollegen auf den Heimweg, meine nächste Schicht würde erst in der nächsten Woche sein, sodass ich ausreichend Zeit hatte, mich an die neue Schule zu gewöhnen.

Gedankenverloren trugen mich meine müden Füße in mein neues zu Hause. Ich schloss so leise ich konnte die Haustür auf, ging so leise ich konnte die Treppe hinauf, schloss meine Zimmertür und machte mich Bettfertig. Als ich gerade dabei war einzuschlafen, hörte ich meine Zimmertür knarren und die bekannten, schweren Schritte auf mein Bett zu kommen. Es war wie jede Nacht zu Samstag. Ich atmete kaum hörbar, tat so als würde ich schon schlafen, doch auch dies nützte nichts. Ich spürte wie sich die Bettdecke erhob und ich augenblicklich nicht mehr alleine in meinem Bett lag. Es war der Moment, wo die Klänge von ‚knocking on heavens door' in meinem Kopf erschienen und ich zwanghaft versuchte diese Erde zu verlassen, beamen, teleportieren, ich wollte einfach nur weg und das bereits mein halbes Leben lang. Ich kam in diese Pflegefamilie als ich 6 Jahre alt war. Meine Mutter starb bei einem Autounfall und hinterließ mich als Vollwaisen, meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Da keiner meiner direkten Angehörigen mich aufnehmen konnte, kam ich in ein Heim und landete kurze Zeit später bei Mason und Jenna. Zunächst war alles gut, ich vermisste meine Mum jeden Tag, bis heute, aber sie machten meine Kindheit, auch ohne Mutter, irgendwie erträglich. Mason arbeitete viel und Jenna war eine schwache, aber liebe Pflegemutter. Sie wusste es, immer, ich sah sie eines Nachts im Türrahmen stehen und hoffte so sehr, dass dieser Horror ein Ende haben würde, aber dem war nicht so. Jenna war schwach, Mason war alles was sie hatte, gleichzeitig aber auch das einzige was sie nicht haben sollte.

Light me up.On viuen les histories. Descobreix ara