Kapitel 4

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Es war mir unangenehm, ihn angelogen zu haben. Aber ich wollte nicht, dass man wusste, wer ich wirklich bin. Zu sehr schmerzten mich die Erinnerungen. Eren öffnete seinen Mund und wollte was sagen, da ertönte eine Stimme.

"Eren!" rief ein blonder Junge, der auf uns zu gerannt kam. Es war der Junge, welcher auch das Vergnügen gahabt hatte, Keith Shadis' Aufmerksamkeit bekommen zu haben. Er hatte strahlend blaue Augen, welche mich mit Interesse begutachteten. Neben ihm ging ein schwarzhaariges, asiatisches Mädchen auf uns zu. Ihr emotionsloses Gesicht sah uns teilnahmslos an. Es war das Mädchen von früher. Das Mädchen, welches in Shigashima vor 2 Jahren neben Eren gestanden hatte und mich auch in den Armen der Soldaten gesehen hatte.
"Valerie, richtig? Ich bin Armin. Das ist Mikasa, Eren 's Adoptivschwester." stellte sich der blonde Junge vor. Mikasa starrte mich an.
"Warum warst du damals außerhalb der Mauern? Du wurdest verletzt reingetragen.", fragte Mikasa mich. Armins Augen weiteten sich und er sah uns erschrocken an.
"Mikasa! Hör sofort auf zu fragen! " schrie Eren. Armin sah zwischen den beiden hin und her.

"Was meint ihr?" fragte er vorsichtig. Ich senkte meinen Blick. Stimmt. Alle in meinem Umfeld waren gestorben. Mutter, die Soldaten, viele Bewohner aus Shigashima, Freunde.
"Valerie?", hörte ich eine Stimme. Ich blickte auf. Eren sah mich besorgt an. Er runzelte die Stirn.
"Valerie, du weinst ja. Alles in Ordnung? Hat es mit deiner Freundin aus dem Volk der Magie zu tun?" fragte er. Armin sog hörbar die Luft ein.
"Ich wollte außerhalb der Mauern...als ich gehört hatte, dass das Volk der Magie angegriffen wurde." sagte ich leise. Ich wandte mich ab und ließ Eren, Armin und Mikasa stehen. Mir stiegen Tränen in die Augen und rannen mir über die Wange. Ich ballte meine Hände zusammen.

Mutter.... Warum musste sie sterben. Warum mussten die Titanen ausgerechnet an so einem Tag angreifen. Warum musste meine Mutter gegessen werden. Warum war ich nicht an ihrer Stelle. Ich hätte sterben sollen, nicht sie. Ich wusste nicht, wohin ich ging. Ich fing an zu laufen. Vorbei am Trainingsplatz und mehreren Hütten. Ich kam an einer einsamen Klippe an. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr zurück halten und ich schrie all den Schmerz raus, den ich letzten Jahre seit dem Angriff zurückgehalten hatte. Ich ließ meiner Wut freien Lauf und ließ einen Sturm los...

Mikasas Pov.:
Ich sah Valerie mit hängenden Kopf weggehen. Eren sah ihr traurig nach. Ich sah Valerie hinterher und wollte ihr folgen. Aber Eren zog mich zurück. Er schüttelte den Kopf und ging zurück zum Essenssaal.

Lesers Pov.:
Als ich mich einigermaßen wieder beruhigt hatte, bemerkte ich, was ich angerichtet hatte: Steine und Äste lagen auf dem Boden verstreut. Ein Baum stand etwas schief. Ich atmete tief ein und versuchte, keine Panik zu kriegen. Hat jemand mich gesehen? Mit einem Satz rannte ich zurück ins Trainingslager.
Außer Atem kam ich an der Hütte an, die für drei Jahre für mich und die anderen Mädchen der Schlaf- und Waschsaal sein sollte. Ich öffnete die Tür. Mehrere Mädchen waren drin. Alle hatten schon Betten beschlagnahmt, einige davon waren dabei, sich umzuziehen. Ich sah Mikasa in einem der Betten sitzen und Löcher in die Luft starren. Ich ging zu ihr. Vorsichtig sah ich sie an. Sie musste mich bemerkt haben, denn sie sah auf. Als sie mich sah, lächelte und deutete auf ein Bett neben ihres. "Hey, Valerie, dieses Bett ist noch frei." sagte sie. Innerlich atmete ich vor Erleichterung aus und setzte mich aufs Bett. Niemand hier scheint es mitbekommen zu haben. Ich muss meine Identität geheim halten!

Am nächsten Morgen:
Die Kadetten standen in verschiedenen Gruppen um mehrere 3DMG Geräte, die an Gerüsten befestigt worden sind. Heute fand der Eignungstest stand. Es wurde geprüft, ob wir für die 3DMG geeignet sind, welche Grundlage für das Dasein eines Soldaten sind. Mit besorgtem Blick beobachtete ich Eren. Er schien Schwierigkeiten mit der Balance zu haben. Er hing kopfüber da und versuchte immer wieder sich aufzurichten. Ohne Erfolg. Dabei sparte Keith Shadis nicht an Kommentaren. Die anderen Kadetten fanden diese Szene amüsant. Ich seufzte. Wie würde ich mich wohl anstellen. Armin hatte mehr Glück gehabt und Mikasa schien ein Naturtalent zu sein. Als ich an die Reihe kam, wurde ich ganz steif und stelzte auf das Gerüst zu. Keith Shadis sah mich mit verblüfftem Gesicht an. "Kadett März, was hast du für ein Problem? Geh verdammt noch mal normal und nicht, wie wenn du fest gewachsen wärst." brüllte er. Trotzdem blieb ich am ganzen Körper angespannt, als man mich hochfuhr. Eine Weile hing ich verkrampft in der Luft, als ich mich nach und nach entspannte. Letztendlich hing ich locker an den Seilen. Ich spürte, wie der Wind sanft mit den Seilen, die mich hochhielten, spielte und leicht zum Schwingen brachten. Ich lächelte. Mein Gott, Valerie. Du bist eine Luftmagierin. Warum hast du denn daran nicht gedacht. Die Luft ist dein Element! Die Kadetten unter mir sahen mich mit Bewunderung an. Auch Keith Shadis hatte ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht...

„Valerie, bitte hilf mir, morgen den Eignungstest zu bestehen!" bat mich Eren. Ich sah ihn verblüfft an. Er hatte vorhin die anderen Kadetten um Rat gefragt. Natürlich hatte der Junge mit dem zweifarbigen Haare, Jean Kirstein, sein Gelegenheit genutzt und Eren eins ausgewischt. Jean hatte die Prüfung bestanden und da er sich mit Eren nicht so gut vertrug, war das ein Genuss für ihn, Eren in einer hilflosen Lage zu sehen. "Was ist mit Mikasa? Sie hat doch auch bestanden. Als beste, wenn ich mich nicht recht entsinne.", fragte ich ihn. Armin mischte sich mit ein. "Nein. Zweitbeste nach dir. Es sah bei dir aus, als wärst du für das 3DMG geboren." Ich sah ihn verblüfft an und gab nach.
"Gut. Wir treffen uns in drei Stunden am Trainingsplatz." sagte ich. Erens Augen leuchteten. Dankbar sah er mich an.
"Danke, Valerie!" rief er strahlend. Ich grinste belustigt. Eren war es wirklich wichtig, zu bestehen.

Die ÜberlebendeTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon