Kapitel 1

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Valeries Pov.:
Mit leeren Augen sah ich der Aufklärungstruppe zu, wie sie sich auf die Pferde schwangen. Ich öffnete meinen Mund und wollte nach ihnen rufen, doch es kam nur ein leises Krächzen. Mein Körper gehorchte mir nicht. Die Hoffnung auf Rettung schwand immer mehr. Mein Blick wurde schwarz...

"Valerie, heute ist ein großer Tag. Heute findet deine Ausbildung statt. Du lernst deine Kräfte kennen und beherrschen." Meine Mutter sah mich lächelnd an. Ihre braunen Augen sahen mich voller Stolz an. Ihre braunen Haare wehten leicht im Wind. "Gib dein Bestes...."

Der Vogel sah mich an. Er war klein und hatte ein schwarzes Gefieder. Ich befand mich auf einem Baum direkt an der Grenze meines Volkes. Das Dorf war still, abgesehen von vereinzelten Rufen der Bewohner.  Plötzlich fing die Erde an zu wackeln. Ich sah auf, kniff meine Augen zusammen und spähte zum Wald. Eine Weile passierte nichts, nur die Erde stampfte. Dann preschte ein großer Mensch aus dem Wald auf das Dorf zu. Er war nackt, aber geschlechtslos. Selbst von hier konnte man einen großen Mund mit breitem Grinsen sehen, die Augen zeigten Wahnsinn und Aufregung. Ich schnappte nach Luft. Ein Titan!!! Ich wollte schreien, das Dorf warnen, doch es kam kein Laut von mir. Zu groß war der Schreck. Weitere Titanen tauchten auf. Ich gewann wieder Kontrolle über meinen Körper ubd sprang auf den Boden. Ich rappelte mich auf und rannte halb stolpernd durchs Dorf. Endlich fand ich meine Stimme wieder. Ich schrie so laut ich konnte los. "Titanen!" brüllte ich immer wieder. Die Türen der Häuser wurden geöffnet und es strömten Menschen raus. Ein Krachen ertönte hinter mir. Eine böse Vorahnung überkam mich und ich blickte zurück zu der Richtung, aus der ich gelaufen kam. Ich schnappte nach Luft. Die Titanen. Sie hatten bereits das Dorf erreicht....

Mit einem Schrei wachte ich auf. Ein Schmerz fuhr durch meinen Oberkörper. Ich sah mich um. Das, was einst noch ein Dorf war, bestand nur noch aus Trümmern. Leichenteile lagen um mein Haus, oder das was von meinem Haus übrig war, herum. Der abgetrennte Kopf einer bekannten Frau starrte mich an. Die braunen Augen starrten leer in die Luft. Die Wangen glitzerten von Tränen. Ein Schluchzer stieg in mir auf. Ich versuchte aufzustehen,wurde aber von einer heruntergestürzten Steinmauer zu Boden gedrückt. Schmerzen breiteten sich im meinen Oberkörper aus und mir wurde fast schwarz vor Augen. Ich wusste das meine Verletzung ziemlich schlimm ist. Verzweifelt streckte ich meine Hand in Richtung Steine aus und konzentrierte mich. Die Steine wackelten und hoben sich in die Luft. Ich zog mich außer Reichweite und ließ die Steine wieder zurückfallen. Schwer atmend legte ich mich auf den Rücken und sah zum dunklen Himmel rauf. Trauer überkam mich. Und zum ersten Mal an diesem Tag stiegen mir Tränen in die Augen. Mit tränenerfüllten Augen sah ich auf die Überreste meiner Mutter. Mit zittrigen Beinen stand auf und brach sofort wieder zusammen. Ich sah zum Mond. Da fiel mir der Aufklärungstrupp wieder ein. Wie sie sich durch die Luft schwangen und die Titanen vernichteten, die so viel Chaos angerichtet hatten. Die Flügel der Freiheit. Ich ballte die Fäuste zusammen und raffte mich auf. Ich taumelte auf den Ort zu, wo früher einmal das Dorftor gestanden. Mit jedem Schritt wurde der Schmerz in der Brust größer. Ich biss die Zähne zusammen. Das Militär. Ich werde mich zum Soldaten ausbilden lassen. Ich werde der Aufklärungstruppe beitreten und die Titanen beseitigen. Koste was es wolle....

Vor mir breiteten sich die riesigen Mauern aus. Taumelnd erreichte ich das Mauertor, welches das Tor zu Shigashina war. Der Schmerz in meinem Oberkörper war unerträglich. Das letzte, was ich sah, waren die Blicke zweier Soldaten, die mich mit Entsetzen in den Augen ansahen.

Die ÜberlebendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt