13: Eine bekannte Stimme

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Mein Handy vibrierte, doch ich packte es gar nicht erst aus. Stattdessen knetete ich vollkommen sinnlos meine Hände und versuchte das, was mir gerade klar geworden war, zu verdauen.
"Warum starrst du mich so an? Hab ich was im Gesicht?"
Ich versuchte zu lachen, verschluckte mich jedoch an meiner eigentlich Spucke.
"Alles in Ordnung?"
"Es ist alles gut!"
Diese Antwort kam vielleicht zu schnell. Phil sah aus, als wollte er noch etwas sagen, tat das aber nicht. Stattdessen wahnte er sich wieder der Tür zu.
"Ich werde mit Jake reden"
Er drückte die Klinke herunter.
"Warte!"
Er stoppte mitten in der Bewegung.
"Was?"

Mein Herz raste. Warum hatte ich ihn angehalten? Ich konnte ihm das nicht sagen, dass war alles zu... abgedreht. Vielleicht würde dieses ätzende neue Gefühl ja bald wieder verschwinden. Oder ich hatte das alles einfach falsch verstanden. Gerade überlegte ich, ob ich dieser doch etwas peinlichen Situation mit einem weiterem, vorgetäuschtem Hustenanfall entkommen konnte, als mein Handy klingelte. Dieses Mal schaute ich auf den Display und versuchte nicht erleichtert auf zu atmen, als ich Rose Nummer erblickte.
"Das ist wichtig, da muss ich drangegen. Du... kannst ja wirklich zu Jake gegen"
"Okay, Sternchen"
Täuschte ich mich oder klang er enttäuscht? Das bildete ich mir bestimmt nur ein...

Ich hob erst ab, als Phil den Raum verlassen hatte. Rose war hartnäckig genug, bis dahin noch nicht aufgegeben hatte.
"Hallo"
Irgendetwas an der etwas harten Mädchenstimme kam mir seltsam bekannt vor...
"Du musst mich nicht begrüßen. Stell einfach keine Fragen, sondern beeil dich"
Ich war kurz davor worum geht es eigentlich? Zu fragen, dann entschloss ich mich jedoch dazu, lieber wirklich keine Fragen zu stellen. Noch zumidest nicht...
"Lauf ihm nach. Er darf auf keinen Fall mit Jake sprechen, okay? Auf keinen Fall"
Das war das Ende meiner Keine-Fragen-stellen-Ära...
"Warum?"
"Tu es einfach"
"Ich bin nicht deine Marionetten!", fauchte ich. Für einige Sekunden war die Leitung still und ich hoffte fast schon, dass sie aufgelegt hatte.
"Wenn dir an einem von beiden etwas liegt, sorge dafür, dass sie sich niemals über die Prophezeiung unterhalten. Er darf überhaupt mit niemanden darüber unterhalten"
"Ich habe Jake nicht vorzuschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Ich bin nicht seine Gouvernante und auch nicht seine Mutter"
"Ich hab dir schon so oft geholfen und du willst mir nicht einmal diesen kleinen Gefallen tun?"
"Gut erkannt"
"Dann wäre es dir also lieber, Jake würde erfahren, dass du dich so für ihn und Elizabeth interessierst?"
Ich dachte daran, wie Jake reagieren würde. Er würde ausflippen.
"Ja. Ja, das wäre mir lieber"
Und dann legte ich auf und schalteten das Handy aus.

Natürlich war ich dumm genug Phil trotzdem nach zu rennen. Allerdings ganz sicher nicht, weil Rose mir dazu geraten hatte. Ich war vielleicht nicht direkt undankbar aber sie konnte nicht von mir verlangen, dass ich ihren Befehlen gehorchte. Nein, ich folgte Phil weil ich einfach ein viel zu neugieriger Mensch war. Ich wollte unbedingt wissen, was Jake ihm erzählen würde, auch wenn mich dieses Wissen wahrscheinlich wieder einmal in Schwierigkeiten bringen würde.
Langsam schlich ich den Flur entlang und fühlte mich wie James Bond auf geheimer Mission. Natürlich hätte ich mir keine Mühe geben müssen, unbemerkt zu bleiben, aber so war es einfach lustiger. Zumindest war es solange lustig, bis ich die Treppe herunter fiel.

Fluchend blieb ich auf der untersten Stufe sitzen, die Küchentür öffnete sich und ein Paar grauer und brauner Augen blickten mich erstaunt an. Toll, ich war genau auf meinem Steißbein gelandet. Ich kämpfte gegen blaue Flammen werfende Irren und verletzte mich jetzt indem ich die Treppe herunter fiel.
"Äh...Hi?"
Jake und Phil blickten mich mit einem überraschend gleichen Gesichtsausdruck an und es folgte die bekannte peinliche Stille, die niemand mag und doch niemand durchbrechen will.
Jake räusperte sich schließlich und streckte mir eine Hand hin. Anscheinend steckte tief (sehr, sehr tief...) in ihm doch noch ein echter Gentleman. Phil, der wohl bemerkte, dass er einen Fehler machte, streckte mir ebenfalls eine Hand hin, doch ich nahm die von Jake und ließ mich von meinem Irgendwie- so- halb- Adoptivbruder hochziehen. Phil zog die Hand zurück und steckte sie in seine Hosentasche. Das ungewohnte Gefühl in meinem Magen meldeten sich zurück und ich tat, als müsse ich mir die Hände an der Hose abwischen um dem Blick seiner grauen Augen zu entkommen. Hoffentlich würde Jake, dessen Hand ich gerade erst los gelassen hatte nicht falsch verstehen...

Irgendwo hatte ich einmal gelesen, dass sich Liebe anfühlte wie ein Bauch voller Schmetterlinge. Wenn das stimmte, dann waren meine Gefühle noch nicht ganz ausgereift, denn ich hatte eher so etwas wie Babyschmetterlinge im Bauch. Raupen. Ich schüttelte mich bei diesen Gedanken und blickte wieder hoch. Phil hatte jetzt beide Hände in den Hosentaschen und grinste mal wieder. Ich atmete tief durch. Das war nur Phil. Absolut kein Grund an Insekten im Bauch zu denken.
"Hast du Sternschnuppe gespielt?"
Ich streckte ihm die Zunge heraus und er lachte.
“Das konntest du dir nicht verkneifen oder?“
Jake verdrehte die Augen.

Ich schalteten mein Handy wieder an, nicht weil ich es unbedingt brauchte oder weil es mich sonderlich interessierte, wer oder was mir eine Nachricht schickte, sondern einfach, weil sich das Ding in meiner Gesäßtasche befunden hatte, als ich die Treppe herunter gefallen war. Okay, vielleicht war ich auch ein bisschen neugierig darauf, ob Rose mir noch einmal geschrieben hatte...
Jake und Phil waren wieder in der Küche und besprachen wahrscheinlich wie ein auch nur ansatzweise intelligenter Mensch es schaffen konnte die Treppe herunter zu fallen. Ich versuchte beim hoch gehen nicht zu stolpern, auch wenn meine Blicke auf den Display gerichtet waren. Tatsächlich, Rose hatte mir geschrieben.
Gut gemacht und nein, ich bin nicht böse auf dich“
Dahinter hatte sie einen lachenden Smily gesetzt. Klar, mit einem Smily sah schließlich auch alles viel netter aus...
Du hast auch keinen Grund böse zu sein“
“Wahrscheinlich hast du recht, ich habe überreagiert“
“Ja, hast du“
“Aber schlussendlich hast du das Gespräch zwischen beide verhindert“
Mist, da hatte sie Recht... Egal, vielleicht hatte sie ja einen ganz einfachen Grund gegen ein Gespräch über die Prophezeiung zu sein. Überhaupt gab es viel wichtigers als das...
“Rose, eben am Telefon, kam mir deine Stimme irgendwie bekannt vor. Kennen wir uns?“
“Du meinst, ob wir uns schon einmal gesehen haben?“
“Ja“
“Wir haben gemeinsame Freunde“
Und dann antwortete sie auf keine meiner Nachrichten mehr.

Ein kurze Kapitelchen... :)

Ich hoffe doch das die kleine “Liebesgeschichte“ nicht zu sehr ins Klischee abdriftet.

Im Zeichen der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Where stories live. Discover now