4: Seltsame Fragen

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Aiden blieb stehen und blickte sich um. Seine blaue Augen weiteten sich. Oh. Jetzt hatte ich ein Problem...
Jake lag auf dem Boden, die braunen Augen weit aufgerissen und einige Nuancen dunkler als Normalerweise. Ich hatte so etwas schon öfter erlebte, fand es aber immer wieder beunruhigend.
Mit schnellen Schritten näherte Aiden sich.
"Was...?" Ich versuchte ihn anzulächeln und gleichzeitig einen auch nur halbwegs glaubwürdige Ausrede zu erfinden. Ich konnte schließlich schlecht so etwas sagen wie: "Ja, Jake hat halt manchmal Visionen von der Zukunft, das ist absolut normal und überhaupt nicht beunruhigend
"Nein..." Jakes Hände verkraften sich zu Fäusten.
"Was tust du da?! Lass das..." In seiner Stimme war Panik zu hören. Aiden blickte mich fragend an.
"Er...äh..." Fieberhaft suchte ich nach irgendeinem Weg die Situation zu entschärfen ohne Jakes Geheimnis zu verraten.
"Er...hat Epilepsie"
"Was?"
"Ja. Diese Anfälle hat er schon mal. Das geht auch vorbei"
Ich war eine schlechte Lügnerin...
Aiden runzelte die Stirn.
"Ein Freund von mir hat auch Epilepsie" Scheiße. Das hatte ich nicht erwachtet.
"Hol Bea, ich pass auf, dass er seine Zunge nicht verschluckt", schlug er vor und ich verschluckte fast meine Zunge, beim Versuch ihn davon abzubringen.
"Nein! Bea darf das nicht... Ich meine, es ist besser wenn ich das mache. Ich kann das!"
"Bist du dir sicher?"
"Ja! Und jetzt verschwinde, ich muss mich konzentrieren!"
Statt beleidigt wegzugehen, wie ich es mir erhofft hatte, blieb Aiden die Ruhe selbst.
"Ich hab eher das Gefühl, dass du keine Ahnung hast, was zu tun ist"
"Das stimmt doch gar nicht!"
Okay, eigentlich stimmte es schon. Aber das würde ich bestimmt nicht zugeben.
"Was hast du getan..." Jakes Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
"Du... Ich hab dir vertraut... Meine Schuld...Deine Schuld..." Er schüttelte sich und sein Blick wurde klar. Die Vision war vorbei, zum Glück. Länger hätte ich Aiden nicht mehr davon abhalten können etwas zu tun.

Jakes Miene verdunkelte sich.
"Was guckst du so dämlich?" Aiden blieb immer noch ruhig.
"Alles in Ordnung?"
"Das geht dich nichts an!"
"Mia hat mir von... Deinem kleinen Problem erzählt..." Er zwinkerte mir zu und ging in Richtung Gästezimmer. Super, ich war so gut wie tot...

"Bist du wahnsinnig? Du kannst doch nicht einfach allen möglichen Leuten von meinen Visonen erzählten! Willst du ihn vielleicht noch in deinem Tagebuch lesen lassen?"
"Ersten führe ich gar kein Tagebuch und zweitens habe ich ihm nicht die Wahrheit gesagt. Soviel Intelligenz müsstest selbst du mir zutrauen"
"Ich trau dir überhaupt nichts zu..." Charmat wie immer...
"Was hast du den gesehen" Er presste die Lippen zusammen.
"Nichts. Zumindest nichts zu Bedeutung..."
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Nichts? Aha... So wie du nichts vom Feuerschatten gesehen hast?"
"Das war etwas vollkommen anderes!"
"Nein. Deine ewige Geheimniskrämerei geht mir gewaltig auf den Nerven. Hör auf Geheimnisse vor mir zu haben"
"Ich werde immer Geheimnisse vor dir haben, genauso wie du immer Geheimnisse vor mir haben wirst. Das ist selbst unter Geschwistern so", erklärte er und blickte mich an.
"Was ist? Hat dich dieser Satz verwirrt?"
"Du hast gesagt, dass wir Geschwister sind"
"Mach dich nicht lächerlich, Bell. So etwas hab ich nie behauptet..."
Er Geruch von Kuchen wehte durch das Haus. Entweder Bea hatte in den letzten fünf Minuten backen gelernt, oder Ruby half ihr. Vielleicht waren sie aber auch einfach nur in aller Seelenruhe beim Bäcker gewesen, während wir und unfreiwillig mit der Zukunft und andern Nichtigkeit auseinandergesetzt hatte. Ich wusste es nicht und es war mir auch egal. Hauptsache Kuchen. Das war genau das was ich jetzt brauchte.

Ruby und Bea hatten bereits den Küchentisch gedeckt. Die beiden Frauen redten und lachten, wie es eben nur alte Freundinnen konnten. Als ich den Raum betrat, lächelte Ruby mich an.
"Ich hab Kuchen gemacht. Es gibt doch nicht besseres, um sich richtih kennenzulernen, als zusammen zu essen"
Da musste ich ihr Recht geben. In meiner Hosentasche vibrierte mein Handy, ich holte es jedoch nicht heraus. Das würde schon nichts Weltbewegendes sein...
"Wo sind den die Jungs?" Als hätte er auf dieses Stichwort gewartet, betrat Aiden die Küche. "Jake fühlt sich nicht gut", teilte er uns mit. Woher wollte er das wissen? Ich bezweiflte, dass Jake noch einmal mit ihm geredet hatte...
"Er sagte, er wolle sich lieber noch etwas hinlegen"
"Der arme Junge" Ruby schien das ernst zu meinen. Ich runzelte nur die Stirn und sagte nichts dazu. Um Jake konnte ich mir auch nach dem Kuchen noch Gedanken machen.
Es war ein seltsames Gefühl mir praktisch wildfremden Menschen an einem Tisch zu sitzen, aber der Schockoladenkuchen glich das wunderbar wieder aus. Ich verdrückte mein Stück so schnell, dass ich fast nicht mehr zum atmen kam.
"Und wie läuft es denn in der Schule?"
Ich kam nicht dazu, zu antworten, ich war viel zu beschäftigt, möglichst viel Kuchen in möglichst wenig Zeit zu essen.
"Gut", brachte ich heraus, als ich das erste Stück fertig hatte und mir reichlich Nachschub auf den Teller häufte. Das war aber auch verdammt lecker...
"Und wie läuft es mit den Jungen?" Das brachte mich dazu, dass ich den halben Kuchen über den Tisch spuckte. Super, damit hatte ich malwieder einen tollen Eindruck bei unseren Gästen hinterlassen...
"Mia!" Beas grüne Augen blickten mich vorwurfsvoll an.
"Benimm dich gefälligst mal! Du kannst jetzt aufstehen und diese Schweinerei wegwischen!" Ich stand auf, nahm mir ein Küchntuch und wischte diese Schweinerei weg. Aiden lachte und ich kam zu dem Schluss, dass er ein schönes Lachen hatte, auch wenn mir der Grund seines Lachens nicht gefiel.
"Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet, Schätzchen. Wie läuft es bei dir denn mit den Jungen?"
Für einen Moment schlich sich ein Bild in meine Gedanken. Blonde Haare, graue Augen...Ich schüttelte den Kopf. Mit Ruby würde ich mich nie mehr auf irgendeine Art von Gespräch einlassen.
"Gar nicht. Ich hab keinen Freund. Zumindest keinen Festen"
Jetzt war es Aiden, der die Stirn in Falten zog.
"Bist du lesbisch?"
"Was?"
"Du hast gesagt, du hättest es nicht so mit Jungs und... naja..Daran wäre ja auch überhaupt nichts verwerflich..."
Oh Gott. Warum war ich Jakes Beispiel nicht einfach gefolgt und hatte mich in meinem Zimmer eingeschlossen? Diesen Kennenlerngespräch war einfach nur peinlich. Und das konnte auch der gute Kuchen nicht ausgleichen...

Die ersten (und langweiligsten) Kapitel sind zuende, bald wird es wieder etwas interessanter, besonders für #Phia. Also, hoffe ich, wenn nicht tut es mir Leid...

Im Zeichen der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Where stories live. Discover now