Ich hasse dich

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Nach dem ich Grace zu ihrem Kurs nach der ersten Pause gebracht habe, gehe ich auch zu meinem.
Die Gänge sind so gut wie leer. Ich genieße die Stille und schließe kurz meine Augen. Als ich sie wieder öffne höre ich ein kichern. Ich suche danach und als ich sehe was sich da vor mir abspielt gefriert das Blut in meinen Adern zu Eis.
Jayden steht da an einen Spind gelehnt.
An ihm dran hängt eine aschblonde Gestalt. Diese Haare, die nur eine Person so trägt. Ich schlucke den Schmerz runter.
Holly.
"Ach komm schon, Jay." Ich presse fest meine Lippen auf einander.
Es ist noch nichts passiert.
Versuche ich mich zu beruhigen. Doch im nächsten Moment, werde ich besseres belehrt. "Muss ich dir erst auf die Sprünge helfen?" Höre ich Holly wieder sprechen. "Hey Beth, du hast deinen Block bei mir gelassen. Ich durfte ihn dir schnell bringen." Murmelt mir meine beste Freundin zu worauf ich zusammenzucke. Sie reicht mir den Block. "Was tust du?" Mir kommen die Tränen als ich meiner beste Freundin in die Augen schaue. "Scheiße, was ist passiert?" Sie sieht mich mitleidig an. Ich nicke in die Richtung in der Jayden steht. Genau in diesem Moment drückt Holly ihre Lippen auf seine und es scheint nicht so als würde es Jayden stören. Ein schluchzen entfährt mir.
Es ist zwar schon ein halber Monat vergangenen, seitdem ich mit Jayden gesprochen habe, aber es verletzt mich immer noch.
Die erste Liebe kann man nicht so schnell vergessen.
Als Jayden nach kurzer Zeit den Kuss sogar erwidert, kann ich nicht mehr. "Was glaubst du was du da tust, Wrieth?" Ruft Grace aufgebracht, sodass die beiden uns bemerken. Kurz trifft mein Blick Jaydens doch schnell habe ich realisiert, dass ich hier weg muss.
Ich lasse den Block fallen und reiße mir gleich danach die Kette, die er mir zum Geburtstag geschenkt hat vom Hals, bevor ich mich umdrehe und loslaufe. "Beth, warte!" Ruft Jayden mir hinter her, doch ich ignoriere es.
"Wage es ja nicht ihr nach zu laufen." Höre ich meine temperamentvolle beste Freundin Jayden zurechtweisen. Ich muss raus aus der Schule.

Ich atme mehrere Male tief durch, aber es bringt nichts. Es tut weh mit anzusehen, wie er alles so einfach vergessen kann. Ich fahre mir aufgebracht durch die Haare. Ich kann nicht bleiben. Ich möchte einfach nachhause.
Mir ist schlecht. Ich habe das Gefühl mich übergeben zu müssen. Es ist als würden alle aufgestauten Gefühle hochkommen.
Die Entführung, meine peinliche Aktion nach dem Club, wie ich gefoltert wurde, wie viel angst ich hatte als ich die Straße gesucht hatte. Das Krankenhaus.
Und jetzt das.
Es ist zu viel, und genau jetzt kommt alles hoch.
Ich habe eine Panikattake.
Ja, ich glaube ich drehe gerade durch.
Gezwungenermaßen, bleibe ich stehen und setze mich etwas abseits auf den Boden. Ich kriege keine Luft mehr. Wieder atme ich viele Male tief durch.

Das schlimmste an der ganzen Sache ist, dass ich eigentlich gar nicht sauer sein dürfte.
Jayden hat nichts falsch gemacht.
Wir sind kein Paar.
Wir sind nichtmal Freunde.
"Beth, warte!" Als ich seine Stimme höre schüttle ich den Kopf.
Du wirst Dir nicht die Blöße geben und ihm zeigen was er mit dir anrichten kann.
Langsam versuche ich mich aufzuraffen. Mein Körper fühlt sich steif und schwer an. „Beth? Ist alles in Ordnung?" Kommt es auf einmal besorgter und sehr viel näher als zuvor. Mein Herz schlägt schneller als ich höre das Jayden hinter mir ist. Am liebsten würde ich weglaufen aber ich weiß, dass er schneller ist. Schniefend wische ich mir meine Tränen weg und merke wie er im nächsten Moment seine Hände auf meine Arme legt um mich gerade hinzustellen. „Geht es dir gut? Bist du hingefallen?"
Atme, Elizabeth, atme.
"Verzieh' dich, Jayden." Knurre ich und weiche seinem Blick aus. "Ich werde nirgendwo hingehen, wenn du mir nicht sagst ob es dir gut geht." Stellt er mit fester Stimme klar. Ich zucke mit den Schultern. "Mir geht es bestens, lass mich los." Er zieht seine Hände zurück als er sicher ist, dass ich alleine stehen kann. „Geh." Er schüttelt den Kopf. „Nein." Wütend knirsche ich mit den Zähnen. „Dann gehe ich." Antworte ich und will mich umdrehen, doch Jayden lässt mich nicht. "Das eben hat mir gar nichts bedeutet." Fängt er etwas versöhnlicher an. Ich sehe ausdruckslos zu ihm hoch. "Rechtfertige dich nicht. Das brauchst du nicht tun. Du bist mir nichts schuldig." Zische ich und schlage seinen Arm der wieder auf meinem Arm ruht weg. "Hör zu Bethy, - ich-" Ich zeige mit erhobenen Finger auf ihn. "Wehe du nennst mich nochmal so. Für dich, bin ich Elizabeth." Warne ich ihn wütend. "Ist mir egal, du musst mir zuhören, verdammt." Fordert Jayden mich aufgebracht auf. Ich schnaube verächtlich. "Holly hat mich geküsst, nicht umgekehrt." Versucht er es geradezurücken. "Es war nicht für deine Augen bestimmt." Ich lache ironisch auf. "Fick dich, Wrieth." Er seufzt. "Es tut mir leid, wirklich. Das kam alles so plötzlich." Ich atme einmal tief durch. "Ich will nichts mehr mit dir zutun haben, Wrieth. Außer, dass wir die selben Kurse haben, teilen wir gar nichts. Ich möchte nicht mal, dass du mich ansiehst, geschweige denn in meiner Nähe bist. Hast du verstanden?" Meine Stimme klingt so kalt, dass ich selber kurz erschaudere. Jayden schluckt und fährt sich durch seine Haare. "Das kannst du nicht ernst meinen. - Sie. - Elizabeth, bitte. Du musst mich anhören!" Ich schnappe nach Luft. "Hast du mich verstanden?" Wiederhole ich meine Frage.
Er sieht mir in die Augen. "Ja aber-" Gibt er knapp von sich. "-Gut und jetzt geh zurück zu deiner Holly." Fahre ich ihn an und möchte mich umdrehen, doch Jayden dreht mich am Handgelenk zu sich zurück. Dieses mal so stark, dass ich voller Schwung, gegen ihn prelle. Sein allzu bekannter Geruch umhüllt mich und kurz vergesse ich meine immer größer werdende Abneigung ihm gegenüber. Ich mustere sein Gesicht und bleibe an seinen Lippen hängen. "Ich hasse dich, Jayden Wrieth." Ich kneife die Augen zusammen, weil sein überraschter Blick mich härter trifft als gedacht. „Das meinst du nicht so." Murmelt er mit gerunzelter Stirn. „Es ist mein Voller ernst." Flüstere ich heiser und löse mich komplett von ihm. Ohne auch nur noch mal in Erwägung zu ziehen mich umzudrehen, schreite ich davon.
Jayden hat recht. Ich meine es nicht so.
Wie könnte ich auch ?

Zuhause angekommen, lege ich mich gleich in mein Bett und breche wieder in Tränen aus. Es ist für alle mal vorbei. Jayden und ich sind Geschichte. Sein harter Blick als ich die drei Worte ausgesprochen habe, haben ihm das hoffentlich gut zu verstehen gegeben. Jayden hat mir mein Herz gebrochen.

***
Ich könnte ausrasten vor Freude!

Gestern war ich auf Platz 3 der Jugendliteratur und heute bin ich Platz 2 😳 Ich habe nie gedacht, dass es irgendwann so weit kommen wird 🙈

Was haltet ihr von Jaydens Aktion?

Überarbeitet am 22.01.2019
Instagram: @ vicky_vas

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