Kapitel 6

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Joshua und Samuel unterhielten sich vor mir, während ich ihnen hinterher lief und mich umsah. Immer wieder drehte sich Joshua um, um nachzusehen, ob bei mir auch noch alles in Ordnung war. Ich verdrehte meine Augen. Als ob mir irgendetwas passieren würde. Der hatte aber gehörig Angst vor Jake. Wohin ich auch sah, ich konnte nicht wie gewöhnlich Bäume oder einen Wald entdecken. Dafür aber unglaublich viele Büsche. erstaunlich grün für das, was ich bisher so von Australien wusste. Aber es war ja auch Winter und damit Regenzeit, im Sommer würde es wahrscheinlich ein ganzes Stück trockener und heißer werden.  
War Australien nicht auch für die ganzen Waldbrände bekannt?

Ich sah weder nach Vorne und entdeckte Joshua und Samuel, die ein ganzes bisschen von mir entfernt vor einem Auto standen und auf mich warteten. Ich war unbewusst stehen geblieben. Schnell machte ich mich auf den Weg zu ihnen und stieg auf den Hintersitz des Autos. 
Während der Fahrt stellte ich Joshua einige Fragen über Australien und Perth. Die meisten wurden jedoch von Samu beantwortet. 

"Wo wohnt ihr eigentlich? Und wo fahren wir jetzt hin?"

"Wir wohnen etwas außerhalb von Perth, alle ziemlich nah beieinander. Unser Vorort heißt "Cottesloe" und ist ca 15min mit dem Auto von der Innenstadt Perth entfernt. 
Aber Perth ist sowieso eine ganz seltsame Stadt. Die Menschen wohnen hier nicht wegen der Innenstadt, die ist wirklich zu nichts zu gebrauchen. Dort solltest du dich auch niemals alleine herumtreiben. Die meisten Leute dort sind Obdachlose, oft Aborigines, die auf Drogen oder Alkohol sind. Von denen solltest du dich fern halten. Ich weiß das klingt fies, aber die meisten Obdachlosen sind tatsächlich Aborigines", erklärte Samuel als er mein Unbehagen sah. "Vor einigen Generationen wurde ihren Vorfahren ihr Land und damit auch ein Stück ihrer Kultur genommen. Sie wussten nicht mehr, wie sie ihr Leben gestalten sollten und die komplette Kultur viel in eine tiefe Depression. Bis heute hat ihre Kultur sich nicht von diesem Schock erholt. Sie konnten oder wollten sich nicht wirklich anpassen, konnten aber auch nicht so weiter leben wie bisher. Viele griffen zu Alkohol oder anderen Drogen und gaben dies leider auch an die Generationen nach ihnen weiter. Das Volk kann einem richtig leid tun."

Geschockt und interessiert hörte ich Samuel zu.

"Viele wollen deshalb auch nicht mehr Australia-Day feiern. Die Aborigines nennen ihn Invasion-Day. Es ist der Tag, an dem die Europäer Australien "Gründeten" aber eben gleichzeitig auch der Tag, an dem ihnen alles genommen wurde.

Naja jedenfalls lebt man nicht wegen der Innenstadt in Perth sondern wegen allem, was so drum herum liegt. Es gibt hier unglaublich wieder National Parks und die Strände sollen die schönsten der Welt sein. Sie lassen sich keineswegs mit den Stränden in Europa vergleichen. Aber das wirst du gleich selber sehen können, die eine Straße, die wir entlang fahren werden, verläuft direkt am Meer entlang."

Und schon ein par Minuten später fuhren wir tatsächlich direkt am Meer entlang. Es war unbeschreiblich schön. Die Sonne schien auf das Wasser und lies die leichten Wellen sanft Glitzern. Wow. 

Ich war so fasziniert von dem Meer und der Umgebung - sehr viele rote Straßen - dass ich gar nicht merkte wie schnell die zeit verging und ehe ich mich versah, informierte mich Joshua, dass wir uns schon in Cottesloe befanden und in ein paar Minuten da wären. Samuel hatten wir leider ganz am Anfang des Vorortes rausgelassen. 

Erstaunt sah ich aus dem Fenster. Diese Gebäude konnte man schon gar nicht mehr als Häuser bezeichnen, so riesig warn sie. Es waren richtige Villen mit großen Gärten und eigenem Pool. Und hier sollte mein Bruder leben? Woher hatte der denn bitte das ganze Geld genommen?

Auf einmal blieb das Auto stehen. Wir waren angekommen. Puh war ich nervös.

Ganz ruhig Zoey, sagte ich mir selbst. Es ist doch nur Jake. Dein Bruder Jake. Den kennst du schon dein ganzes Leben. 
Ja, er hat dich verlassen und bei ihnen ganz alleine zurück gelassen und sich nie wieder bei dir gemeldet, aber... Kein aber. Dieses ganze Denken hatte mich nur noch nervöser gemacht.

Joshua war mittlerweile schon aus dem Auto gestiegen und hatte den Kofferraum geöffnet, um meine Tasche herauszunehmen. Dann sah er mich an und reichte mir die Tasche. 

"Na auf in den Kampf. Viel glück und man sieht sich.", damit drehte er sich um und wollte wieder ins Auto einsteigen. Moment mal, kam er etwa nicht mit? 
"Warte.", sagte ich auf einmal ganz schüchtern. "Kommst du nicht mit rein?", ich wagte es nicht ihn anzuschauen. 

"Nein, wieso? Es ist doch dein Bruder. Das wird schon."

Zweifelnd sah ich ihn an. "Seid ihr nicht Freunde? Wieso kommst du nicht einfach mit?"

Er seufzte. "Als Freunde würde ich uns jetzt nicht wirklich bezeichnen. Eher mehr oder weniger unfreiwillige Kollegen."

Hä?

"Du schaffst das Zoey", er sah mich wieder an. "Ich muss außerdem auch nach Hause und nach schauen, ob bei mir noch alles in Ordnung ist. Was soll denn schon schief gehen?"

Er setzte sich ins Auto und fuhr davon. Ich lief über die Auffahrt auf das Haus zu, das vor mir lag. Es war groß, aber nicht so protzig wie die anderen Häusern. In einer normalen Wohngegend sähe es wahrscheinlich aus wie eine Villa, doch hier schien es mir eher wie ein etwas größeres Reihenhaus. Es war sehr offen gehalten und hatte einige Fenster. Aber es sah auch gemütlich aus, mit den Backsteinen.
Mir gefiel der Zaun um den Garten herum. Er war aus verschnörkeltem Holz gemacht. Dahinter konnte ich ein Stück von einem Pool erkennen. Vor dem Haus standen zwei Autos. Ein weißes und ein schwarzes. Das Schwarze gehörte sicher Jake, davon hatte er schon immer geträumt.

Okay ich konnte das Unvermeidbare nicht weiter aufschieben. Strammen Schrittes ging ich auf die Haustüre zu. Ich legte meine Tasche neben mir auf den Boden und wischte meine vor Nervosität verschwitzten Hände an meiner Hose ab. Dann streckte ich langsam meinen Zeigefinger nach der Türklingel, über der in verschnörkelter Schrift 'Smith' zu lesen war, aus.

Mein Finger drückte die Klingel. Und ich wartete.

Sorry das es so kurz ist... aber noch ein letztes Kapitel dieses jahr wollte ich euch schenken... hahaha sooooooo lustig XD

Frohes neues euch und eine dicke fette imaginäre Umarmung!!

LG

Chocolate_coockie_XOX

To Be Like EstherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt