122.Stark sein

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LUCY

"Schweig! All das ist eine verdammte Lüge! Mein Dad hätte sowas nie getan" kreischte Jonathan mit einem Mal und ich erwiderte seinen wahnsinnigen Blick. "Euretwegen musste er seine Familie verlassen! Euretwegen, musste er ins Gefängnis! Euretwegen! Euretwegen hat er alles verloren...habe ich alles verloren" widersprach er vehement und schubste seine Freundin grob in Richtung eines Tisches, auf dem sich größere und kleinere Päckchen stapelten.

In buntem Papier eingewickelt warteten sie darauf, ausgepackt zu werden und wirkten in unserer Situation so unfassbar bizarr, dass es tatsächlich fast schon lustig war. "Ich habe dir Geschenke mit gebracht! Jede Menge kleine Päckchen" kicherte Jonathan und zeigte auf einen größeren Haufen, gleich großer Päckchen mit braunem Papier. "Geschenke, die ich nie bekommen habe! Na los mach sie schon auf "Prinzessin"!" befahl er und hielt mir wedelnd eines der Päckchen hin, während Mandy zunehmend in ihrer eigenen Welt zu versinken schien.

Mit einem mulmigen Gefühl zog ich das kleine Päckchen aus seiner Hand und schauderte, als meine Finger kurz die seinen streiften...so kalt. Meine Finger zitterten mittlerweile wie die eines Junkies auf Entzug, sodass es zu einer wahren Herausforderung wurde die Verpackung abzupullen und die Waffe am Kopf meiner Freundin trug auch nicht greade zu meiner Konzentration bei.

Schließlich schaffte ich es das Packpapier soweit aufzureißen, dass ich nach dem Inhalt greifen konnte und zögerlich zog ich das Schächtelchen heraus. Stockend betrachtete ich das Bild, das mir entgegenstarrte, blickte angewidert in die toten Augen einer weiteren Freundin, diesmal jedoch in die einer bereits toten. "Mila" flüsterte ich tonlos ihren Namen und strich zaghaft über die bleiche Abbildung der Toten.

Fast schon vorwurfsvoll starrten ihre leeren blauen Augen mich an und ich schluckte beim Anblick ihrer durchtrennten Kehle mehrfach, ehe ich mich daran machte die Schachtel zu öffnen. Mit einem leisen Rascheln schob ich den Deckel zur Seite und schaute auf noch viel mehr Bilder...Bilder um Bilder häuften sich in der Schachtel, zeigten sie in jeder erdenklichen Situation und bewiesen mir wie wahnsinnig Jonathan war. Als ich dann auch noch eine abgetrennte Locke ihrer braunen Haare entdeckte schlug ich mir die Hand vor den Mund und pfefferte die Schachtel von mir.

Polternd knallte sie vor mir auf den Boden und Jonathan reichte mir drängend sofort das nächste "Geschenk". Diesmal vorbereiteter machte ich mich daran das Prozedere von eben zu widerholen und schaute diesmal auf Shannon hinab, die mit abartig verdrehtem Körper dalag, ihr Gesicht dem Boden zugewandte, doch ich erkannte sie auch so...Ihr schwarzer Afro und die dunkle Hautfarbe waren mehr als ausreichend um mich erneut schaudern zu lassen. Qualvoll betrachtete ich kurz einzelne Bilder, hütete mich jedoch davor die abgetrennte Haarpracht zu berühren, die wieder platziert worden war.

Nach und nach, immer wütender und mechanischer riss ich die Kistchen ab und gelangte irgendwann an eine Schachtel, die mich wirklich würgen lies. Geschockt betrachtete ich die Aufnahmen, die Jonathan von Maggie hatte und beschimpfte ihn innerlich als Widerling, Perversling und Schlimmeres, denn diese Bilder waren nicht einfache Fotos es war auch kein Stalking mehr, denn diesmal waren sogar fucking Bilder unter der Dusche, im Bett bei sich in der Wohnung und von schlichtweg überall dabei.

Schnaubend überreichte ich die Schachtel diesmal nicht an Jonathan, sondern an Maggie selbst, die unsicher den Karton in die Hand nahm, jedoch nicht hineinschaute. Wissend öffnete ich die nächste Kiste und schloss sie direkt wieder kopfschüttelnd. "Wie kannst du das Mandy antun? Verdammt ich dachte du liebst sie wirklich! Wie? Wie kannst du nur so ein Monster sein?" presste ich enttäuscht hervor und schlang meine Arme schützend um mich selbst.

"Du verstehst nicht ganz...Ich bin kein Monster, ich bin die Gerechtigkeit! Ich achte nicht auf Gefühle oder solchen Schmarrn, für mich gilt nur, dass ihr Schlampen endlich eure Strafe erhaltet! Und jetzt- mach endlich weiter!" knurrte er abweisend und fast war es, als wollte er mich mit dem letzten Schächtelchen schlagen, statt es mir zu geben und ich konnte ein leises Aufzischen greade so unterdrücken, als eine Kante mich genau am Handgelenk traf und ein stechender Schmerz durch meine Hand jagte.

She loved a Badboy *completed*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt