Kapitel 45

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* Samstag Abend *

"Bereit?"

"Bereit!", antwortete ich und spielte nervös mit meinem Gurt.

Naif nickte und startete seinen Motor. "Was hast du deinem Opa erzählt?", fragte er und konzentrierte sich auf die Straße.

"Wie abgesprochen. Das du mich abholst, da Dastan keine Zeit hatte und mich Vorort erwartet."

"Dann kann die Show beginnen", grinste er.

Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf. Mein ganzer Körper zitterte vor Aufregung. War es die richtige Entscheidung? War ich auch bereit, eine Niederlage einzustecken? Was sollte ich nur machen, wenn es schief lief und er alles heraus findet. Er würde mich genau so wie Anita hassen, da war ich mir sicher.

Die Fahrt verlief ruhig und als wir ankamen war Naif ganz der Gentleman. Galant öffnete er mir die Tür und half mir aus dem Auto. Meine Hand behielt er in seiner und drückte sie immer wieder aufmunternd.

"Du siehst wunderschön aus.
Also, wenn Dastan dich nicht haben will, so nehme ich dich gerne.", gab er lachend von sich.

"Wenn er mich nicht will, bekommt mich keiner", gab ich gespielt arrogant von mir und warf mit einer Bewegung die Haare nach hinten.

Naif zog die Augenbrauen hoch und gab ein Pfiff von sich.

"Nicht schlecht, nicht schlecht. Sei kalt, dann wirst du interessant."

Lachen hackte ich mich bei ihm ein und zog ihm zum Eingang.

"Sei immer in meiner Nähe und lass mich reden.", flüsterte er mir zu.

Ich nickte zustimmend und folgte ihm.
Wir tauchten unter die Menschenmenge ein und ich schaute mich sofort nach Dastan um.
Wo war er?

"Wollen wir tanzen?", schrie Naif in mein Ohr, da die Musik zu laut war.

Noch einmal ließ ich mein Blick über die Menge schweben, ohne das gewünschte Ergebnis zu bekommen. Zögern nahm ich Naifs Hand und ließ mich zur Tanzfläche führen. Naif zog mich in eine enge Umarmung und wirbelte mich mehrmals um die eigene Achse.

"Naif, dass ist zu nah.", flüsterte ich und versuchte etwas Abstand zwischen uns zu bringen, doch er hielt mich eisend fest.

"Zara, der Plan", gab er augenrollend von sich und lachte plötzlich im nächsten Moment. Verwirrt runzelte ich die Stirn, doch dann verstand ich worauf er hinaus will und lachte gekünstelt mit.

"Besser", seufzte er.
"Aus dir würde eine miserable Schauspielerin werden.", gab er seufzend von sich.

Lachend kniff ich ihm in die Wange.

"Danke, du Charmeur. Du würdest jedoch als Schauspieler Millionen verdienen", rief ich immer noch lachend und lehnte erschöpft die Stirn an seine Schulter.

"Ich verdiene auch so Millionen", gab er arrogant von sich.

"Angeber", fauchte ich, doch musste ich im nächsten Moment lachen.

"Deine zukünftige Frau tut mir jetzt schon leid.", erwiderte ich schmunzelnd.

"Eine weitere wird es nicht geben, Schätzchen.", teilte er mir neutral mit und wechselte sofort das Thema.

Stirnrunzelnd ging ich drauf ein und schnitt das Thema Ehe nicht mehr an.

Wir machten uns trotzdem gegenseitig fertig und lachten den ganzen Tanz über, bis plötzlich jemand hart gegen Naifs Schulter klopfte. Wir beide drehten uns verwundert zu der Person um und stoppten automatisch den Tanz.
Ich blickte in dunkle smaragd grüne Augen, die mir bis in die Seele schauen konnten.
Dastan.
Er war wirklich hier!

"Was tust du hier?", fragte er an mich gewendet.

"I-ich", fing ich an, doch wurde von Naif unterbrochen.

"Ich habe sie eingeladen. Nach ihrem Unfall braucht sie Ablenkung und da du, als Verlobter, nichts unternimmst, dachte ich mir mal, dass ich sie aus dem Haus hole", klatsche er Dastan entgegen.

Sprachlos sah Dastan Naif an.
"Wie du schon erwähnst. Ich bin ihr Verlobter und nicht du.", zischte er.

Ich biss mir auf die Lippen, um nicht loszulachen. War Dastan jetzt schon eifersüchtig?

"Wir gehen!", sagte Dastan kalt und wollte nach mir greifen.

"Nein!", sagte ich monoton und blieb stehen, wo ich war.

"Willst du hier einen Aufstand machen? Denk an Zaras Ruf.", fragte Naif zuckersüß.

Dastan sah Naif mit einem Willst-Du-Mich-Verarschen Blick an. Dieser griff grinsend nach meiner Hand und setzte unseren Tanz fort, ohne weiter auf seinen besten Freund zu achten.
Dastan blieb nichts anderes übrig, als von der Tanzfläche zu verschwinden und uns vom weiten zu beobachten.

"Wir werden jetzt da aus der Terassentür raus gehen und unseren Plan im Garten fortzusetzen. Dastan wird sofort merken, dass wir nicht mehr im Saal sind.", erklärte er und suchte den Saal nach Dastan ab.
Lächelnd nickte ich und glaubte ihm aufs Wort, dass alles klappen würde.

Als Naif sicher war, dass Dastan uns gerade nicht beobachtet tanzten wir unauffällig zur Tür und gingen, lachend wie kleine Kinder, runter zum Teich. Dort setzten wir uns auf eine Bank und sahen uns den Sternhimmel an. Wir blieben einige Minuten dort sitzen und genossen die angenehme Ruhe.

"Spiel mit!", flüsterte Naif plötzlich und zog mich an sich.

Alles ging so schnell, dass ich nichts mehr richtig mitbekam. Ich lag förmlich auf Naif und er umschlung mich mit seinen Armen.
Ich stütze überfordert die Hände gegen seine Schulter, als zwei Arme mich von hinten grob packten und hochzogen.

"Was soll dieser verdammte Mist!", schrie eine wütende Stimme.

Ich befreite mich perplex aus Dastans Arme und blickte zu ihn hinauf.
Er beachtete mich kaum, sondern sah Naif mit einem hasserfüllten Blick an.

Ohne auf eine Antwort zu warten, verpasste er Naif eine harte Faust.
Ich schrie unwillkürlich auf.
So war das doch, verdammt noch mal, nicht geplant! Keiner sollte bei dem Plan verletzt werden. Warum können Männer ihre Angelegenheit nur mit der Faust klären?

"Hör auf", schrie ich laut.

Naif lachte laut auf und verpasste Dastan seinerseits eine Faust. Wie ich sah, machte es Naif Spaß sich mit seinem besten Freund zu schlagen.
Wütend stellte ich mich zwischen ihnen, um sie auseinander zu bringen, doch sah ich, zu meinem Pech, die fliegende Faust von Dastan nicht, die eigentlich Naif galte sollte.

Ich spürte einen heftigen Schmerz auf der rechten Gesichthälfte. Ich schrie schmerzvoll auf und fiel zwischen ihnen zu Boden. Dastan und Naif sahen geschockt zu mir herab und wollten mich gleichzeitig hoch heben, so dass sie sich ihre Köpfe zusammen stießen. All dies sah so komisch aus, dass der Schmerz  für einige Sekunden in den Hintergrund rückte und ich laut anfing zu lachen.

"Ihr Lachen hat sie auf jeden Fall nicht verschluckt.", gab Dastan düster von sich und rieb seine Stirn.

"Du verdammtest Arschloch", zischte ich lachend.


Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt