Kapitel 33

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Ich senkte schüchtern die Lider und zupfte imaginäre Staubkörner von der Decke. Immer noch stand Dastan an der Tür gelehnt und beobachtete mich. Langsam hob ich mein Blick und sah ihn an. Sein Blick war auf mich gerichtet, doch etwas seltsames sprühte aus ihnen heraus. War es Wärme?
Wärme, die für mich bestimmt war? Von dem kühlen Dastan war keine Spur mehr zusehen. Hier stand ein verwandelter Dastan.

Mein Herz fing noch unregelmäßiger und härter gegen mein Brustkorb zu schlagen. Eine unerträgliche Hitze legte sich über meinen Körper. Meine Finger juckten prickelnd, so als wenn sie das Bedürfnis hätten, ihm durch das dichte und pechschwarze Haar fahren zu wollen.

Ein räuspern holte mich in die Gegenwart zurück. Beschämt stellte ich fest, dass ich die ganze Zeit über ihn angestarrte. Zielstrebig kam er auf mich zu und setzte sich neben mich aufs Bett.

"Wie geht es dir?", fragte er fast schon zärtlich und umfasste mein Kinn, damit ich den Kopf hebe.

Mit Kraft schaffte ich es den dicken Kloß runter zu schlucken.

"Mir ist noch etwas schwindelig, sonst geht es", antwortete ich leise.

Er fuhr mit einem Zeigefinger über meine Wange hinunter bis zum Kinn. Die ganze Zeit über hielt ich überwältigt, von den aufbrausenden Gefühlen, den Atem an.

"Warum tust du das?", fragte er mich plötzlich.

Was tu ich? Die Luft anhalten?

Ja, wahrscheinlich meint er das.

"Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt.

Langsam schüttelte er den Kopf.

"Ist schon gut. Vergiss es", sagte er und nahm schlagartig die Hand von meinem Gesicht.

Unvermittelt war mir kalt und sofort sehnte ich mich nach seiner Wärme. Ich versuchte die angespannte Stille, die es auf einmal zwischen uns gab, zu dämpfen.

"Wie viele Stunden war ich nicht bei Bewusstsein?", fragte ich neugierig. Wieder schaute er mich überrascht an.

"Es wäre schön, wenn es nur Stunden wären. Du warst 3 Tage lang nicht bei Bewusstsein. Und wenn du es mal warst, fielst du direkt in den vorigen Zustand zurück.", antwortete er.

"Drei ganze Tage", flüsterte ich verblüfft.

Wieder nickte er. War ich den so hart verletzt gewesen? Mir fielen die Verfolger ein.

"Dastan, wer waren die Verfolger?"

Lange schaute er mich intensiv an. Nach einigen Sekunden Stille antwortete er endlich.

"Die Vermutung steht, dass Azad seine Männer auf uns gehetzt hat.", antwortete er erst.

"Das glaube ich nicht. Das würde er niemals tun! ", rief ich schockiert.

Schlagartig verdunkelte sich sein Gesicht. Er zog zornig die Augenbrauen zusammen.

"Du hast also immer noch nicht verstanden, dass er dich nur ausgenutzt hat. Bist du immer noch so verliebt in ihn, dass du die Wahrheit nicht wahrnimmst?", schrie er erregt und lief aus dem Zimmer, ohne mir die Gelegenheit zu geben, zu verneinen.

Frustrierend sackte ich in mich zusammen und massierte mir die pochende Schläfe.

"Nein, ich bin auf dem besten Wege, mich in dich zu verlieben", murmelte ich leise vor mich hin.

Hastig strich ich die unbemerkte geflosse Träne von meiner Wange.

Aufseuzend ließ ich mich zurück sinken und vergrub mein Kopf ins Kissen. Ich darf nicht zulassen, dass ich mich in ihn verliebe. Er würde niemals meine Gefühle erwidern!

In den nächsten drei Tagen verbrachte ich meine Stunden, lieb umsorgt von Tante Rosi, im Bett. Dastan erschien kein einziges Mal und wenn ich nach ihm fragte, antwortete Tante stehst mit: "Er muss hier wichtige Meetings wahrnehmen."

Ich versuchte jedesmal verständnisvoll zu nicken, doch mit jedem Tag zerbrach mein Herz Stück für Stück. Ungewollt und kampflos gegen meine Gefühle, verliebte ich mich in Dastan. Und doch wusste ich, dass wir allem ein Ende setzten würden und ich mit gebrochenen Herzen allein da stehen werde.

Langsam stand ich vom Bett auf und ging ins Bad, um mich frisch zu machen.

Keinen einzigen Tag mehr würde ich in diesem Bett verbringen! Kraftlos massierte ich leicht mein Gesäß, das vom ganzen Liegen taub war und ging die Treppen runter. Ich entdeckte vom Flur aus mein Opa und Tante Rosi am Esstisch sitzen. Langsam hüpfte ich die letzten Stufen hinunter und wollte in Richtung Esszimmer gehen, als ich abrupt zurück gezogen wurde. Da ich plötzlich von einem Schwindelanfall heimgesucht wurde, sackte ich leicht in die Knie. Die Hände, die mich festhielten, zogen mich an sich und ich befand mich an einer festen und breiten Brust.

Ich holte zitternd Luft, um mich zu beruhigen und hob leicht die Augen. Wieder gefesselt von diesen intensiven Augen, die keine und doch so viele Gefühle widerspiegelten, vergaß ich alles um mich herum.

"Solltest du nicht im Bett liegen", herrschte mich seine Stimme an und riß mich aus meinen Gedanken.

Ich fuhr mit meiner Zunge über meine plötzlich ausgetrockneten Lippen. Seine Augen folgten jeder meiner Bewegungen. Leicht schüttelte ich mein Kopf.

"Mir geht es gut.", flüsterte ich leise und konnte meinen Blick nicht von ihm wenden.

Immer noch lag ich in seinen Armen. Mit einem Schlag war die Kälte aus seinen Augen gewichen und statt dessen wurden sie weicher.

"Das freut mich", sagte er und ließ mich langsam los.

Automatisch wich ich einen Schritt zurück, da ich vor Aufregung kaum noch Luft bekam, doch er verstand dies Falsch. Wieder zog er die Augenbrauen zusammen.

"Ich habe zu tun", zischte er und ließ mich alleine im Flur stehen.

Ich unterdrückte die aufsteigenden Tränen und ging mit gesenkten Blick zu meiner Familie.

Immer wieder verstand er alles falsch. Wie sollte ich ihm zu verstehen geben, dass ich mich in ihn verliebt hatte und noch nie Gefühle für Azad entwickelt hatte?
Würde Dastan jemals meine Gefühle erwidern?

Fragen über Fragen, doch ich konnte keine von ihnen beantworten.
Eins jedoch war klar.

Ich musste handeln!


Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt