36.- nächtliche Abenteuer

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Der Kuss wurde immer stürmischer. Ich vertiefte mich in den Kuss hinein und so fingen unsere Zungen an zu Tanzen. Es war ein komisches Gefühl, nach dem der Tag so ereignisvoll an mir passierte doch am Abend so leidenschaftlich endete.

Ich fühlte mich selber begangen, wobei ich mir selber geschworen hatte, nicht sofort Eymen zu verzeihen. Es machte mich ebenso zu schaffen, dass er sich nicht Mal die Mühe machte nachzufragen, wie ich überhaupt auf die Entscheidung gekommen bin.

Schwer atmend entzog ich mich aus dem Kuss und sah beschämend auf meine Hände. Ich traute mich nicht in seine Augen zu sehen. Ich schämte mich nicht vor ihm, sondern vor mir selber. Ich hasste insgeheim mein Gefühlschaos in mir. Konnte er den sich nicht einfach für ein Gefühl entscheiden?

„Schatz?", ertönte seine besorgte Stimme auf und schon umkreisten mich die Schuldgefühle. Ich schloss für einen kurzen Augenblick meine Augenlider, um sie gleich danach wieder zu öffnen. Bevor ich mich traute, ihm ins Gesicht zu schauen, befeuchtete ich meine Lippen ein letztes Mal.

„Willst du nichts dazu sagen?", traute ich mich die Frage zu stellen, die seit Minuten in mir drückt. Verdutzt kratzte er sich am Hinterkopf. „Was willst du den hören?", stellte er mir überlegt eine Gegenfrage.

Unbefriedigt seufzte ich auf. „Na deine Meinung!", ließ ich ihn aufgebracht wissen. Ich wusste eigentlich seine Antwort. Der Kuss selber war der Beweis dafür. Doch der winzige Hoffnungsstaub ermutigte mich vom Gegenteil.

„Ach komm schon Bade", fing er an verärgert zu sprechen und lief zwei Schritte von mir Weg. „Du weißt doch selber ganz genau, wie mich diese Entscheidung erleichtern würde. Ich ertrage es nun Mal nicht, dass der Junior bei dir ist. Und abgesehen davon, musst du noch vieles für die Uni machen, du bist einfach dem Ganzen noch nicht gewachsen", unterstellte er mir dreist und lehnte sich vielversprechend gegen die Arbeitstheke mir gegenüber.

Ich zuckte resigniert mit den Schultern. Die Wörter von ihm trafen mich doch viel mehr als erwartet. „Gut. Ich gehe jetzt Schlafen. Gute Nacht", hielt ich es kurz wie möglich, stand von der Theke auf und war dabei die Küche zu verlassen.

„Hey, nicht so voreilig, Madame", hielt er mich davon ab und baute sich vor mich auf. „Eymen bitte. Ich habe echt keine Kraft mehr", nuschelte ich müde und sah ihn fast schon flehend an.

„Jetzt sei doch nicht direkt beleidigt, Schatz. Du wolltest meine Meinung wissen und jetzt rennst du davon weg, weil es dir nicht gepasst hat" – „Weißt du, eigentlich war es mir bewusst, dass du genau diese Antwort geben wirst", entgegnete ich ihm rasch und kreuzte meine Arme vor meiner Brust, um einen sicheren Halt vor ihm zu haben.

„Aber für einen Sekundenbruchteil hatte ich doch noch die Hoffnung, dass du mich von meinem Vorhaben umentscheiden würdest. Und das meinetwegen. Weil du wissen würdest, wie sehr mir dieser Job wichtig ist. Aber wie ich sehe, nehme ich dieses Thema wohl zu sehr auf die lockere Schulter. Naja ist auch egal jetzt. Ich bin müde. Gute Nacht.", beendete ich meine Rede recht barsch und lief aus der Küche raus. Die Träne wusch ich ganz geschickt mit dem Ärmel meiner Nachtwäsche und lief auf unser Schlafzimmer zu.

Es war herzzerreißend wie ich zum Wohle meines Mannes oder auch zum Wohle meiner Ehe einiges dulden musste. Ich verstand diese Eifersucht bei ihm einfach nicht. Erst war es mein Kommilitone Nezih, der seit meinem 18. Lebensjahr zu meinem Freundeskreis angehörte und jetzt war es auch noch mein beziehungsweise sein Chef.

Übermüdet ließ ich mich ins Bett fallen, stellte meinen Wecker auf den nächsten Tag bereit und deckte mich fürsorglich zu. Entkräftet schloss ich meine Augenlider zu, doch vergebens war die Müdigkeit verschwunden.

Genervt wälzte ich mich auf die andere Bettseite und sah gedankenverloren aus dem Fenster raus. Der nächtliche Mondschein schimmerte sehr hell durch die Jalousien durch und das angenehme Rauschen der Baumäste ermöglichten mir die Nacht, wenn auch ein kleines Bisschen, friedlich abzuschließen.

Ohne Dich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt