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"Anne", kreischte Yelda, als sie wieder zurück kamen. Sie rannte glücklich auf mich zu und sprang auf mich. "Wo wart ihr?", fragte ich, da sie schon drei Stunden lang weg waren. "Wir haben Spielzeuge gekauft", teilte sie mir glücklich mit. Und schon erschien Yekta mit vollen Tüten an der Tür. Mit offenem Mund sah ich zu ihm und sah dann Yelda an. "Wieviel hast du gekauft?", fragte ich fassungslos, doch sie rannte lachend weg. "Yekta, das ist doch viel zu viel." - "Ich wollte es ihr kaufen und habe es auch gemacht", sprach er und lief hoch in Yelda's Zimmer. Kopfschüttelnd sah ich wieder zum Fernseher. Er verwöhnte sie zu sehr. Es war überhaupt nicht gut. Da wir schon spät hatten, lief ich hoch zu Yelda und brachte sie zu Bett. Ich legte mich mit auf ihr Bett und las ihr ein Märchen vor. "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute", beendete ich das Märchen und sah meiner schönen Tochter beim schlafen zu. Ich küsste sie auf den Kopf und stand auf. Meine Blicke wanderten zur Tür, wo Yekta dran angelehnt war und mich anschaute. Langsam lief ich auf die Tür zu, die in mein Zimmer führte und sah ihn das Letzte mal an. "Gute Nacht", murmelte ich und lief in mein Zimmer. Dieser Mann würde mich noch umbringen. Seine Blicke brachten mich aus der Bahn und ich strich mir hektisch durch die Haare, bis die Tür geöffnet wurde. Sofort drehte ich mich um und sah in die Augen von Yekta. Ich konnte nicht einordnen ob er wütend war. Meine Hände fingen an zu zittern und ich wurde nervös. Umarm mich, küss mich, bitte tu etwas, sprach meine innere Stimme, doch er tat nichts. Er sah mich bloß nur an. Irgendwann räusperte er sich. "Ich möchte morgen mit dir reden", sprach er und somit verließ er mein Zimmer. Was tat er nur mit mir. Ich zog mich um und legte mich in mein Bett. Er könnte gerade hier neben mir liegen, doch ich wusste, das dieser Sturkopf nicht den ersten Schritt machen würde. Ich schloss einfach meine Augen und versuchte zu schlafen.
Früh am Morgen wachte ich auf und ging duschen. Ich zog mir eine enge Jeans und darüber ein einfaches weißes, enges Top mit dünnen Trägern an und machte meine Haare zu einem strengen Zopf. Fertig angezogen, lief ich in Yelda's Zimmer und weckte meine schlafende Schönheit auf. "Anne isch will nischt", murmelte sie. "Auf mein Engel, Baba bringt dich ins Kindergarten", sprach ich und strich ihr durch die Haare. Mit kleinen Augen sah sie mich schmollend an, doch ich lachte nur. Somit hob ich sie aus dem Bett und lief mit ihr gemeinsam ins Bad. Ich wusch ihr Gesicht und setzte sie dann auf dem Tresen ab. Immer noch müde sah sie mich an, was zum anbeißen aussah. Ich putzte ihre Zähne und brachte sie wieder ins Zimmer. Ich zog sie an und somit liefen wir gemeinsam runter. Yekta saß schon am Esstisch und las etwas auf seinem iPad durch. Als er Yelda sah, lächelte er und öffnete seine Arme. Sofort lief Yelda auf ihn zu und Yekta nahm sie auf den Schoß. "Ist da jemand noch müde?", fragte er lachend, was Yelda mit einem nicken bestätigte. Yekta küsste sie tausend mal auf ihr Gesicht, was Yelda zum lachen brachte und somit war sie auch hellwach. "Jetzt ist meine schöne Tochter nicht mehr müde", sprach er und küsste sie ein letztes Mal auf die Wange. Yelda setzte auch ein Kuss auf seine Wange und somit befand sie sich auf ihrem Platz. Auch Funda Teyze gesellte sich uns und gemeinsam aßen wir. "Prinzessin ich fahre dich ins Kindergarten und Funda Teyze du hast heute frei", gab Yekta von sich. Okey, dachte ich mir, Dalya du hast die Arschkarte gezogen. Wenn er auch Funda Teyze wegschickte, dann würde es hier noch viel Krach geben. Funda Teyze sah mich nur mit einem unsicheren Blick an, woraufhin ich nur nickte. Nachdem essen, fuhr Yekta Yelda ins Kindergarten und ich räumte mit Funda Teyze den Tisch auf. "Ich will dir nicht zu nahe treten kizim, aber ist etwas schlimmes passiert?", fragte sie, woraufhin ich nur mein Kopf schüttelte. "Mach dir keine Sorgen, alles im grünen Bereich", log ich und sah sie lächelnd an. Nachdem wir fertig waren, verließ sie das Haus und ich wartete ungeduldig auf Yekta. Nach kurzer Zeit, hörte ich die Tür zufallen und im selben Moment fing mein Herz an schneller zu schlagen. Er kam ins Wohnzimmer und sah um sich. "Ist sie weg?", fragte er und unsicher nickte ich. "Gut dann kannst du mal anfangen zu erzählen", sprach er und setzte sich hin. Aufgeregt sah ich zu ihm und wusste nicht was ich sagen sollte. Verdammt ich hatte davor so vieles zu sagen, doch jetzt war alles weg. Das Atmen fiel mir viel schwerer und ich dachte, dass ich in diesem Moment umfalle. "Dalya", forderte mich Yekta an, doch immer noch konnte ich nichts rausbringen. "Ich gebe dir hier die Chance, damit du dich rechtfertigen kannst, doch da du sie nicht ausnutzt, fang ich an", sprach er und stand auf. Jetzt war ich geliefert. "Warum bist du abgehauen?", fragte er mich, wieder kam nichts von mir. Ich merkte wie wütend er wurde. Er ging sich durch die Haare und sah mich an. "Ich habe dich etwas ganz leichtes gefragt", zischte er. "Mit einem einzigen Brief." Er holte ein Brief aus seinem Hosentasche raus. Geschockt sah ich drauf. Er hatte es aufbewahrt. Warum tat er das? Ich sah auf den Brief und antwortete ihm nicht. "Antworte mir", schrie er und sah wütend zu mir. Das er auf einmal anfing zu schreien, ließ mich aufzucken. "Y-Yekta..", brachte ich stotternd raus. "Ich... Ich musste." - "Du musstest", murmelte er und lachte auf. "Und warum?" Okey Dalya, jetzt ist es soweit, du packst mit der Wahrheit aus. "Ich wollte nicht abhauen. Nachdem wir aus Amerika zurückgekommen sind, bekam ich eine Nachricht von Selim. Er schrieb mir, dass ich weg soll. Dich verlassen soll. Ansonsten würde er dir etwas tun. Ich wollte zuerst nicht abhauen. Ich wollte mit dir reden, doch als ich das Bild von dir und Ceylan gesehen habe..", als mir das Bild in den Sinn kam, brach ich ab und sah monoton in Yekta's Gesicht. "Ich hatte ein Hass auf dich! Du hattest mich zum zweiten Mal betrogen! Warum sollte ich noch bei dir bleiben?", schrie diesmal ich ihn an. Yekta lachte aus Wut, nahm die Vase, die neben ihm stand in die Hand und warf sie gegen die Wand. Ich zuckte zusammen und schon lief die erste Träne.

"Du weißt gar nicht was du mit mir angestellt hast!", murmelte er. "Verdammt", schrie er diesmal. "Als du abgehauen bist, wurde ich trotzdem erschossen. Denkst du echt, dass es etwas ändern würde. Verdammt nur weil du an dich selber gedacht hast, nur weil du dieses verdammte Bild gesehen hast, bist du abgehauen. Du hast nicht an mich oder an dein Kind gedacht", schrie er mir mitten ins Gesicht. "Ich habe das alles für mein Kind getan", schrie ich ihm entgegen. "Ich wollte bei die bleiben, doch verdammt, du wolltest das Kind sowieso damals nicht." - "Ich wollte es. Ich wollte es. Ich wollte mich ändern", schrie er. Aufgebracht setzte ich mich auf die Couch, versteckte mein Gesicht zwischen meinen Händen und weinte. "Du hast alles kaputt gemacht. Alles. Du hast mich mit noch mehr Hass gefüllt Dalya", sprach er und vor Wut zitterte ich noch mehr. Ich stand wütend auf und lief auf ihn zu. "Ich habe alles kaputt gemacht? Ich frage dich, was war denn normal bei uns? Was konnte ich denn kaputt machen? Antworte mir!", schrie ich. Er sah mir ausdruckslos ins Gesicht. Meine Tränen liefen immer noch. Wir sahen uns stumm gegenseitig in die Augen. "Es ist sowieso für alles zu spät. Wenn ich hier stehe, dann nur wegen meiner Tochter", sprach er und in diesem Augenblick drückte ich einfach meine Lippen auf seine. Mein Gehirn schaltete ab und nur er zählte. Ich wollte ihn. Ich liebte ihn. Ich wollte ihn nicht verlieren. Nicht noch einmal. Er sollte bei mir bleiben. Ein Leben lang. Zuerst machte er nichts, doch nach Sekunden legte er seine Hände um meine Taille und küsste mich stürmisch. Ich legte meine Hände auf sein Nacken und drückte ihn näher an mich. Ich hatte ihn vermisst. Ich hatte alles an ihm vermisst. Seine dunklen Augen, seine harten Gesichtszüge, seine Lippen, sein Körper, sogar sein Geschrei hatte ich vermisst. Er sollte nur meins sein. Dafür würde ich sorgen. Langsam hob er mich hoch, sodass ich meine Beine um ihn schlang und er brachte mich hoch in sein Zimmer. Wir waren wie im Trance. Keiner ließ ab und schon spürte ich die Matratze unter mir. Er stützte sich ab und sah mir außer Atem in die Augen. Meine Hände lagen immer noch um sein Nacken. "Ich kann dir nicht verzeihen", sprach er und vergrub sein Gesicht in meine Halsbeuge. "Es tut mir leid", murmelte ich und hob sein Kopf, damit er in meine Augen sah. "Es tut mir unendlich Leid. Verzeih mir. Es war falsch"
Ich wollte weitersprechen, doch er drückte seine Lippen auf meine. Nach 4 Jahren wurden wieder eins.

Dalya.Where stories live. Discover now