Good Taste

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„Auch keinen Bock mehr auf den Film?“, fragte ich ihn, als er sich zu mir auf das Sofa setzte und erst einmal beherzt in meine Schüssel mit dem Essen griff. Er schüttelte den Kopf und kaute auf. „Ne, den Film hätte ich gerne noch weiter geguckt, aber wenn ich ehrlich bin...Rose war diejenige, die mich genervt hat.“ Ich hatte mich fast verschluckt und schaute Niall irritiert von der Seite an. „Was? Aber sie ist doch deine Freundin!“, sagte ich voller Verwunderung. Er zuckte mit den Schultern. „So in Etwa. Ich kenne sie ja auch erst circa eine Woche, aber das Management…“ Niall stellte die Snackschüssel vor sich und setzte sich bequem hin. „Eigentlich wurde sie vom Management angeheuert, meine Freundin zu spielen.“ Er seufzte und schaute mich von der Seite an. „Warum das denn?“, fragte ich ihn. „Da ich ja als einziger aus der Band schon seit langer Zeit keine Freundin mehr hatte, wurden halt von der Presse Gerüchte verbreitet, dass ich schwul sei und so.“ Ich lachte leise auf. Niall und schwul?

„Oh man! Und wie lange musst du mit ihr jetzt ‚zusammen sein‘?“

„Verdammte drei Monate muss ich es mit ihr aushalten! Sie kotzt mich ja jetzt schon an und benimmt sich so, als wären wir wirklich zusammen!“ Ich schaute bemitleidend zu ihm und schnappte mir dann seine Schüssel.

„Ich wollte mich auch nochmal entschuldigen, Sam.“, fing er an. „Rose hat mich zu einem Pressetermin geschleppt, als wir eigentlich ins Kino wollten.“ Ich winkte ab.

„Eigentlich wollte ich mich entschuldigen, weil ich verschlafen hab.“

Ich musste grinsen, als sich Niall schon zum hundertsten Mal nervös durch die Haare fuhr. „Vielleicht wird das sogar noch was mit dir und Rose, wenn du sie ein bisschen besser kennenlernst.“, wollte ich ihn ermutigen, doch er verdrehte nur die Augen.

„Niemals! Das einzige was sie kann ist Shoppen und sich divenmäßig aufführen. Außerdem ist sie überhaupt nicht mein Typ.“

Plötzlich vibrierte etwas in meiner Handtasche und ich versuchte schnell mein Handy herauszufischen.

Es war Chris.

„Niall, tut mir Leid, aber das ist mein Bruder. Ich muss da ganz kurz rangehen.“, entschuldigte ich mich und drückte auf den grünen Hörer.

„Sam, ich dachte du guckst dir gerade den Film an?“, begann mein Bruder das Gespräch. „Ich habs da drinnen nicht mehr ausgehalten, außerdem ist hier im Foyer die Luft viel besser.“, erklärte ich ihm und er räusperte sich kurz. „Uhm…hast du sie schon getroffen?“, fragte mich Chris vorsichtig und unwillkürlich musste ich grinsen. „Ja hab ich.“, sagte ich ihm. „Auch Niall? Oh mein Gott, kannst du ihn fragen, wo er gelernt hat, so Gitarre zu spielen? Bitte bitte bitte!“ „Das kannst du ihn auch selber fragen, er sitzt direkt neben mir.“, sagte ich und drückte dem unwissenden Niall mein Handy in die Hand.

„Eh, hallo?“, sagte er in das Telefon und hielt es sofort einen Meter weg von seinem Ohr und schaute mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Belustigung an.

 

Nach circa fünf Minuten verabschiedete sich Niall von meinem Bruder und gab mir mein Handy wieder. „Jetzt weiß ich mehr von dir und deiner Familie als ich wissen wollte.“, lachte er und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Ich guckte ihn geschockt an. „Oh Gott! Was hat er dir erzählt?“

Ich hoffte so sehr, dass Chris nicht meine stundenlangen Gespräche mit Demi über Niall geäußert hatte.

Niall machte kurz die Denkerpose und grinste übers ganze Gesicht. „Also, ich hab herausgefunden, dass du mir ziemlich ähnlich bist und dass du auf Typen mit blonden Haaren stehst.“ Insgeheim verfluchte ich meinen Bruder gerade und ich fühlte schon wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Dann kannst du ja beruhigt sein, du färbst dir deine Haare ja nur blond."

Niall lachte und zeigte dabei seine Zahnspange, die ihn nicht daran zu hindern schien, mich breit anzugrinsen. Und irgendwie stand sie ihm unglaublich gut.

„Ehm, Niall? Louis hat gesagt, wir sind Nachbarn.“, sagte ich in den Raum. „Wusstest du das gar nicht?“ Ich schüttelte den Kopf. „Du musst dich nicht wundern, wenn bei dir vielleicht mal ein paar Fans klingeln, die nach mir fragen. Aber sag ihnen bitte nicht, wo ich wohne, okay?“

„Na klar. Aber ehrlich, nervt dich das nicht manchmal, dass eure Fans euch wirklich überall erkennen und ihr fast keine Privatsphäre habt?“, fragte ich und deutete dabei auf ein paar kreischende Mädels auf der anderen Seite der Glasfront im Foyer.

Niall zuckte mit den Schultern und meinte: „Naja, es geht eigentlich. Ich glaube, hätte ich eine Freundin, wäre es schon viel komplizierter und nerviger, weil man ja auch mal allein sein möchte und vielleicht soll die Beziehung auch erst einmal geheim bleiben, weißt du?“ Ich stimmte ihm nickend zu. „Vielleicht sollten wir uns langsam mal woanders hinsetzen, damit die Paparazzi uns nicht durch die Scheibe fotografieren können. Ich hab nämlich keine Lust, dass alle Welt dann denkt, dass ich irgendwas mit dir hab, nur weil ich hier mit dir saß und geredet hab. Und was für ein Drama das mit Rose geben würde…“

Er seufzte tief und zog mich in die hinterste Ecke des Foyers, die man zum Glück nur sehr schlecht einsehen konnte.

 

Wir ließen uns in die Sessel fallen und ich strich mein Kleid glatt. Niall lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. „Was ist?“, fragte ich sichtlich verwirrt. „Jetzt muss ich mich sogar verstecken, um einfach nur mit dir reden zu können, damit keine Gerüchte von wegen ich würde Rose fremdgehen aufkommen. Hätte unser Management es einfach so belassen, dass ich single bin, hätte jeder einfach nur gedacht, du wärst meine Freundin. Punkt. Kein Drama, kein Gar nichts.“ Er stützte seinen Kopf auf seine Hände und seufzte.

Ich? Seine Freundin? Der Gedanke daran, dass man denken könnte, ich wäre mit Niall zusammen ließ mich innerlich ziemlich breit grinsen.

„Das Schlimmste ist jedoch, dass unsere Fans Rose überhaupt nicht mögen, was ich natürlich auch verstehen kann, aber-“ Nialls Stimme brach und er ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich hoffe einfach, dass diese drei Monate so schnell vergehen wie möglich.“ Er schaute mich mit seinen ozeanblauen Augen direkt an und ich wich schnell mit meinem Blick aus.

Ich räusperte mich kurz. „Und was gibt’s bei euch sonst grad so?“, fragte ich in die unangenehme Stille hinein und sah Nialls Augen förmlich aufleuchten.

„Am 23. Februar geht unsere Take Me Home Tour los!“, grinste er. „130 Shows überall auf der Welt in den größten Arenen!“ Seine Augen glitzerten vor Freude und er strahlte mich an. „Ich kanns immer noch nicht glauben, dass wir das echt geschafft haben!“ Niall zuckte mit den Schultern und schüttelte ungläubig den Kopf.

Ich nahm mir die Snackschüssel und griff hinein.

„Niall! Hast du alles aufgegessen?“

 

Ganz unschuldig fuhr er sich durch seine unglaublich fluffigen Haare und grinste mich schief an.

„Und wie lange seid ihr auf Tour?“, fragte ich. „Also am 3. November haben wir unser letztes Konzert in Japan glaub ich.“

Meine Augen wurden groß. „Bis November? Das ist ja eine Ewigkeit!“

 

Niall fing breit zu grinsen an. „Ich weiß, und ich finds supertoll. Nächstes Jahr wird sowieso unser Jahr!“, sagte er glücklich und griff noch einmal in die Schüssel, die ich ihm hinhielt.

What Makes A Green Hell BeautifulWhere stories live. Discover now