Showtime

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„So, fertig!“, tönte Janissa auf einmal über mir und hielt mir einen großen Handspiegel vors Gesicht.

„Whoa, oh mein Gott!“, rief ich aus und fasste mir instinktiv ins Gesicht, um mich zu vergewissern, dass ich das  da im Spiegel auch wirklich war. „Janissa, du bist eine Künstlerin!“ Ich fuhr mir ganz vorsichtig über meine leicht gewellten Haare, die mir locker über die Schulter fielen und unglaublich glänzten. Dazu hatte sie mir noch Smoky Eyes gezaubert, die total schön glitzerten. „Ich dachte mir, das mit dem Glitzer würde perfekt zu deinem Kleid passen, oder?“, fragte mich Janissa und ich nickte wortlos. Als ich auf dem Weg in mein Zimmer an dem großen Spiegel im Flur vorbeikam, sah ich, dass sie mit meinen Haaren auf der rechten Seite noch eine kleine Schleife gebunden hatte. Mit einem dümmlichen Grinsen holte ich mein Kleid aus der schwarzen Kleiderhülle und betrachtete es noch einmal.

So ein schönes und vor allem teures Kleid hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben besessen!

Ich zog kurz die Vorhänge an der Fensterfront zu, bevor ich mir mein Kleid anzog. Das letzte, was ich wollte war nämlich, dass mir ganz London beim Umziehen zuschaute!

Der weiche Stoff schmiegte sich richtig an mich ran, als ich ein paar kleine Falten mit meinen Händen glattbügelte. Ich hatte gerade den Reißverschluss zugezogen, da klingelte mein Handy.

„Sam Matthews?“, meldete ich mich. „Hey Schwesterherz, was geht?“, tönte auf einmal die Stimme meines Bruders durch den Hörer. „Bruderherz, du lebst also noch!“, sagte ich sarkastisch und musste mir ein Lachen verkneifen. „Jaja, alles in Butter. Und bei dir? Hast du schon One Direction getroffen?“, fragte er. „Ne, aber das wird sich vielleicht bald ändern. Wir müssen nämlich auch gleich schon los, die Limousine wartet auf uns!“ Ich konnte förmlich hören, wie sein Mund offen stand. „Kannst du denen einfach sagen, dass sie unglaublich cool sind und ich so sein will wie sie?“, bettelte mein Bruder. „Ja ich versuch‘s, okay? Und bis dahin hältst du mit Dad die Stellung im Laden, okay?“ „Okay, viel Spaß!“, sagte Chris und fügte dann noch hinzu: „Und grüß Demi von mir!“ „Ja klar, mach ich! Ciao, Bruderherz und sag Dad, dass ich ihn lieb hab, okay?“ „Gebongt! Viel Spaß nachher!“, sagte er und legte auf.

Ich legte mein Handy in die schwarze, glitzernde Clutch, die perfekt zu meinem Kleid passte. Schnell schnappte ich mir noch ein bisschen Geld und ging wieder zurück ins Wohnzimmer, wo Janissa nur noch etwas Haarspray in Demis Frisur sprühte.

„Ich soll dich von Chris grüßen!“, sagte ich und lehnte mich an den Tisch. Demi schaute auf. „Oh, haha, dein Bruder ist echt süß!“, lachte sie und ich schaute sie sehr skeptisch an. „Naja…darüber lässt sich streiten.“

Demi schaute kurz auf ihr Handy und sprang dann auf. „Sam! Wir müssen los, die Limo wartet schon unten!“ Schnell gab sie Janissa ein Küsschen links, eins rechts und zog mich mit aus der Suite.

Wir stolperten in den Fahrstuhl, liefen unten so schnell es ging durch die Lobby zum Ausgang, wo schon eine Stretch-Limousineauf uns wartete.

„Demi, ich bin so aufgeregt!“, jaulte ich, als der Wagen vor der Royal Albert Hall hielt. Überall standen Leute, die Fotografen zückten ihre Kameras und Reporter hielten den Stars ihre Mikros ins Gesicht.

Dann ging unsere Tür auf und Demi schubste mich leicht nach draußen. Sofort fing das Blitzlichtgewitter an und die Fans am Straßenrand fingen an zu kreischen, weil sie wohl jemand anderen als mich erwartet hatten. Ist ja auch logisch oder?

Nun stand ich da, auf dem 150 Meter langen Roten Teppich der James Bond Premiere neben Demi Lovato. Ich versuchte neben ihr meine gelernten Posen anzuwenden und es schien auch halbwegs zu funktionieren. Interviews gab Demi zum Glück heute nicht, und dann verschwanden wir auch gleich in den Kino-Saal, wo ein riesengroßes Büffet aufgebaut war, mit allem, was das Herz begehrte. Vor allem, alles was ich begehrte. In diesem Moment war ich mega-glücklich, nicht berühmt zu sein, oder sonst irgendwie in der Öffentlichkeit zu stehen, denn sonst hätte mich jeder bei meinem Büffet-Überfall komisch angeschaut.

Ich war gerade dabei, mir ein paar von den mit Ziegenkäse gefüllten Blätterteigtaschen auf meinen Teller zu häufen, als mir jemand auf die Schulter tippte.

„Hey Sam, das Essen hier ist geil, oder?“, fing derjenige an. „Ehm, ja…du bist Louis, oder?“, fragte ich ihn und er nickte. Na toll, dann waren seine anderen Schwuchteln ja auch nicht weit. „Niall hat uns schon viel von dir erzählt. Du kommst aus Los Angeles?“ Jetzt nickte ich und wandte mich wieder meinen Blätterteigtaschen zu. „Wenn du willst, kannst du dich zu uns setzen, wenn der Film anfängt.“, bot er mir an. Eigentlich wollte ich dankend ablehnen, aber da sah ich schon, wie Demi sich angeregt mit dem Lockenkopf in der letzten Reihe unterhielt. „Ja, das wär toll, danke.“, sagte ich angestrengt und schluckte meinen letzten Bissen herunter, bevor ich hinter Louis zu den anderen ging.

Nialls Blick begegnete ich als erstes und er schien wohl nicht mit meiner Anwesenheit gerechnet zu haben, denn er ergriff sofort das Weite und machte sich auf den Weg zum Büffet.

„Leute, das ist Sam. Ihr wisst schon, Nialls Nachbarin.“, stellte Louis mich vor und ich schaute ihn verwirrt von der Seite an. „Bin ich?“, fragte ich und war immer noch verwirrt. Er ignorierte meine Frage und stellte mit jeden vor. „Also, das ist Harry.“, sagte er und zeigte dabei auf den Lockenkopf, der mich sofort frech angrinste und mich „Hey Beautiful!“ begrüßte. Dafür bekam er jedoch einen kleinen Stoß in die Rippen von seiner Freundin, die sich mir als Lily vorstellte. Als allererstes fielen mir ihre wunderschönen braunen, lockigen Haare auf, die ihr fließend über die Schultern fielen. Sie grinste mich freundlich an und war mir sofort sympathisch.

„Der mit den kurzen Haaren da ist Liam, unser Daddy.“, lachte Louis und stellte mir noch Liams Freundin vor. Sie hieß Chaymae, hatte lange, schwarze und glatte Haare und könnte echt die Schwester von Zayn, der direkt neben ihr saß, sein.

Oh mein Gott, war der heiß! Diese dunklen Augen, oh mein Gott!

Neben Zayn saß seine Freundin Drew und hielt seine Hand. Ihre hellbraunen Haare hatte sie zu einem strengen Dutt zusammengesteckt und mit ein paar kleinen Blümchen verziert.

„Und das“, er zeigte auf Rose, „ist Nialls Freundin Rose.“ Ich lächelte sie übertrieben an. „Wir hatten schon das Vergnügen, uns einander vorzustellen.“, erklärte ich kalt und erntete einen absolut giftigen Blick von ihr.

Da sich Demi immer noch mit Harry und Lily unterhielt, beschloss ich, mich zu Rose zu gesellen.

„Und, ist Niall schon abgehauen, weil du ihn gelangweilt hast?“, fragte ich sie grinsend. Ich sah, dass sie sich sichtlich zusammenreißen musste, nicht loszuschreien oder mir eine zu knallen. „Eure Beziehung ist bestimmt auch perfekt, oder? Es möchte doch bestimmt jeder eine Freundin haben, die seine Freunde manipuliert oder von einem fernhält, oder?“ Sie wollte gerade etwas erwidern, da kam Niall zurück und setzte sich neben Rose. Er hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Wange und hielt dann demonstrativ ihre Hand, jedoch nie, ohne mich aus den Augen zu lassen.

Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie das Orchester angefangen hatte zu spielen und sich alle Gäste auf ihre Plätze begeben hatten.

Zum Glück saßen wir in der allerletzten Reihe, wo niemand sehen konnte, wie sehr mich der Film nicht interessierte. Normalerweise waren die James Bond-Filme total mein Fall, aber heute konnte ich mich einfach nicht konzentrieren, weil Rose Niall unaufhörlich Ich liebe dich ins Ohr flüsterte. Wie lang waren die überhaupt erst zusammen? Eine Woche? Bevor ich wirklich einschlafen konnte, verschwand ich lieber und machte mich auf den Weg zu den Toiletten, um mein Makeup ein bisschen aufzufrischen und etwas Luft zu schnappen.

Als ich aus dem Saal huschte, wurde ich sofort nach meiner Eintrittskarte gefragt die ich schnell aus meiner Clutch zog und dem stämmigen Türsteher vors Gesicht hielt.

Da sich ja gerade jeder im Hauptsaal befand und den Film schaute, war es im Foyer wie ausgestorben. Nur hier und da liefen noch ein paar Angestellte geschäftig umher und füllten die kleinen Schalen mit den Snacks wieder auf. Augenblicklich meldete sich mein Magen mit einem lauten Grummeln und ich schnappte mir eine Snackschüssel und setzte mich auf einen der großen weißen Sessel an der großen Fensterfront und schaute in den dunklen Sternenhimmel, als auf einmal die Tür des provisorischen Kinosaals aufging und ein mir allzu vertrauter Blondschopf heraustrat und die Tür leise hinter sich schloss. Er schien mich noch nicht bemerkt zu haben und fuhr sich ein paarmal aufgeregt durch die Haare und blieb abrupt in der Bewegung stehen, als er mich erblickte.

What Makes A Green Hell BeautifulWhere stories live. Discover now