ZWEI.

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Rose

Jenna schaute mich kurz an bevor sie wieder ging. Ihr eleganter Gang, ihre langen dunklen Haare und ihre Jeansjacke die sie so gut aussehen ließ, verschwanden hinter der Gruppe von Leuten.

Warum hat sie mir geholfen?

Verdutzt setzte ich wieder zum gehen an und merkte dann erst, dass meine Hose zerissen ist und meine Knie bluten. So heftig bin ich hingeflogen. Es war nicht der Schmerz der mich weinen ließ. Dieses Verhalten von den anderen. Was haben sie davon jemanden fertig zu machen? Nur um sich gut genug zufühlen machen sie das Leben von anderen zur Hölle. Ich hasse die Gesellschaft.

Ich ging den Weg nach Hause und schloss die Türe auf. Meine Mutter war in der Küche und mein Stiefvater saß auf dem Sofa.

"Rose, liebes," rief meine Mutter und stolzierte auf ihren Schuhen zu mir. "Wir gehen jetzt gleich auf eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Wir kommen heute Nacht zurück." Flüchtig drückte sie mir ein Kuss auf die Stirn und animierte meinen Stiefvater dazu aufzustehen. Sie verabschiedeten sich und ließen mich zurück.

Sie bemerkte nicht mal das ich geweint habe.

Ich ging in unser großes Wohnzimmer und schloss mein Handy an diese riesige Stereoanlage, die wie alle teuren Sachen nur so rumstanden. Laute Musik dröhnte durch die vielen Räume und ich drehte immer weiter auf.
Das Haus, welches meinem Stiefvater gehört, war ziemlich groß. Viel größer als das vorherige. Und um ehrlich zusein hat meine Mutter ihn nur deswegen geheiratet. Er hat viel Geld und dumm ist er auch nicht gerade. So musste ich umziehen und bin nun seit einer Woche hier. Doch eigentlich wäre ich jetzt bei meinen Freunden oder einfach in meinem alten, gemütlichen Zimmer. Hier ist alles versnobt und teuer, ich passe hier nicht rein.

Wild tanzend ging ich in die Küche und rief den Pizza Service an und bestellte mir eine große Pizza. Ich wollte nach diesem Tag einfach nur noch 'frustfressen' und Gossip Girl schauen.

Zehn Minuten später klingelte es und ich stellte die Anlage leiser. Ich ging zur Türe und war froh, dass der Pizzabote da war. Ich verhungerte.

Aber es war nicht der Pizzabote. Vor mir stand Jenna. Ich schluckte und schaute sie überraschend an. Jennas Gesichtsausdruck war ebenfalls geschockt. Ihre Brille die sie auf hatte, nahm sie schnell ab, als wäre es ihr peinlich.

"Uh, kannst du die Musik leiser machen? Ich versuche zu lernen," sagte sie. "S-Sorry ich wusste nicht das du neben an wohnst," stammelte ich und wurde rot. Mein Herz schlug so schnell wie noch nie.
"Auch wenn die Musik gut ist, wäre es lieb," auf einmal klang ihr Ton netter. "Ja mach ich."

Plötzlich kam der Pizzabote und brachte meine Pizza. Gierig schaute Jenna ihn an. Anscheinend hatte sie auch noch nichts gegessen. Ich ergriff die Chance und sprang über meinen Schatten. Ich fragte Jenna, ob sie mit essen will. Vielleicht freunden wir uns an. Genau Rose, als würde das je passieren.

Sie zögerte. "Ich muss lernen. Meine Mutter tötet mich wenn ich weiter schlechte Noten schreibe," seufzte sie leise.
"Ich könnte dir helfen. Ich bin gut in der Schule."

Was zur Hölle geht mit mir ab.

Wieder zögerte sie aber willigte ein. Ich nahm die Pizza und folgte ihr ins Nachbarhaus. Es war total komisch und ich war plötzlich so aufgeregt. Eine ungewohnte Situation macht mir zu schaffen.

"Meine Eltern sind nicht da," sprach Jenna als wir durch den langen Flur gingen und am Ende die Treppe hoch. Ich schaute mich um und bemerkte die vielen Kinderfotos. Sie war ein süßes Kind und sieht jetzt auch nicht schlecht aus. Nur ich sehe noch aus wie ein zerdrückter Embryo.

Wir gingen in ihr Zimmer. Die Wände waren weiß und ihr Bett war ungemacht. Sachen lagen auf dem Boden, sowie Alkoholflaschen und leere Zigarettenschachteln. Was anderes habe ich auch nicht erwartet.

Sie erklärte mir was bei ihr nicht klappt und ich half ihr. Jenna hörte mir aufmerksam zu. Es lag mir wirklich etwas daran das sie den Stoff kapiert. Zumal sie jetzt auch noch meine Nachbarin ist und ich werde es hören, wenn sie Anschiss bekommt.

Die Zeit verging und wir gingen jedes Fach durch. Jenna war eigentlich nicht dumm, nur faul und hörte nie im Unterricht zu, so erzählte sie mir es. Aber von dem Vorfall von heute sprachen wir nicht.

Plötzlich riss jemand die Tür auf und eine Frau steht im Türrahmen. Ihre blonden Haare waren hochgesteckt und sie trug einen schwarzen Blazer. Sie sah nett und elegant aus. Nicht so wie meine Mutter.

"Oh Jenna. Du hast Besuch," war das erste was sie sagte, bevor sie reinkam und ich aufstieg um ihr die Hand zugeben.

"Rose," sagte ich leise und wurde rot als mich Jennas Mutter musterte. "Sie hilft mir beim lernen," fügte Jenna hinzu.
Auf den Lippen ihrer Mutter bildete sich ein Lächeln. "Das ist Prima. Dann lasst euch nicht stören." Sie ging wieder und ich setzte mich.

"Ich denke ich habe jetzt auch soweit alles verstanden," lächelte Jenna mir zu und streckte sich. Die Pizza war auch schon aufgegessen und die Sonne ging langsam unter. Ihr Zimmer war in rot Tönen beleuchtet und die Wolken verfärbten sich lila.

"Danke."
"Kein Problem," meinte ich und lächelte ihr zu. Ihre braunen Augen funkelten mich an. Jenna war liebenswürdig. Anders als ihre Freunde.

Sie brachte mich runter zur Türe. Wir verabschiedeten uns doch ich wollte nicht gehen. Plötzlich kam sie näher an mich und küsste meine Wange.

Ist das gerade echt passiert?

Power And Control || girlxgirl lgbtqWo Geschichten leben. Entdecke jetzt