EINS.

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Mit gesenktem Blick und Übelkeit ging ich durch die Türe. Mein Magen drehte sich und ich wollte einfach nur weg. Aber mir war dennoch bewusst das ich dort hin musste. Es blieb keine andere Wahl für mich. Meine Mutter würde mich wohlmöglich in ein Internat schicken wenn ich anfange die Schule zu schwänzen, wie die Kinder über die sie immer herzieht. Wie schwer es ist, in der Gesellschaft Freunde zu finden, weiß sie aber nicht. Eigentlich hatte ich wirklich über das 'blau' machen nachgedacht. Das schockte mich. Schließlich bin ich gut in der Schule, um nicht an zugeben. Ich lerne gerne, aber heute wäre ich lieber ganz wo anders.

Ich ging in das Gebäude und suchte das Sekreteriat um meine Bücher zuholen. Die Blicke blieben auch hier nicht aus. Eine neue Mitschülerin ist wie ein gefundenes Fressen. Leute fingen an zu tuscheln und die Köpfe zusammen zu stecken. Ich fühlte mich fehl am Platz und unwohl.

Plötzlich kam eine Gruppe von Teenager den Gang entlang. Zwei Jungs und drei Mädchen, alle ehr schlicht in schwarz. Eine der Mädchen trug eine teure Lederjacke mit Doc Martens, die andere Vans mit einer Jeansjacke. Die beiden Jungs trugen eine Baseballjacke auf der das Logo der Schule drauf war. Stolz hatten sie im Überschuss.

Sie kamen auf mich zu und ich wusste schon was mir blüht. Der blonde Junge grinste seinem anderen Freund zu. Die beiden lösten sich von der Gruppe und kamen auf mich zu. Die drei Mädchen standen vor mir und die zwei Jungs neben mir.

"Nah neue? Wie heißt du?"

Ich blickte hilflos zu einer der Mitschüler der vorbei ging, aber dieser ging weiter, ohne sich an mir aufzuhalten. Danke.

"R-Rose," sagte ich leise. Das Mädchen mit der Lederjacke verschränkte die Arme vor der Brust."So schön siehst du aber nicht aus," kommentierte der braunhaarige Junge und grinste. Das Dritte Mädchen fing an zulachen und ich wollte einfach losheulen.

Doch ich fing mich wieder und ging weiter zum Sekreteriat. Als ich vor der holzernen Tür stand, schlug mein Herz immer noch so schnell wie vor hin. Ich hatte keine Ahnung wie ich das hier überleben soll.

Ich klopfte und wartete, bis ich reingerufen wurde. Am Tisch saß eine unfreundliche kleine Frau, die mir meine Bücher in die Hand drückte und meinte, dass ich einen guten Start haben werde.
Ich wurde gerade von einer Gruppe strunzdummen Teenager runtergemacht. Guten Start? Wer es glaubt.

Ich lächelte gespielt und schaute auf mein Stundenplan. Ich hatte Mathe. Aber wo, das wusste ich auch nicht. War ja klar.

Planlos lief ich durch die Schule. Mittlerweile sind alle schon in ihren Klassen doch ich war mal wieder zufeige um jemanden zu fragen, wo der Matheraum ist. Ich hatte keine Lust noch einmal wie gerade eben erniedrigt zu werden, weil andere Jugendliche ihre Frust an mir auslassen wollen.

Plötzlich sah ich das Mädchen mit der Jeansjacke, wie sie an ihrem Lolli kaute und rum stand. Da ich mir sicher war, dass mein Raum auf diesem Gang sei, musste ich wiederwillig an ihr vorbei. Und man, hatte ich eine Panik.

Ich ging und schaute zur rechten Seite, raus aus den Fenstern um sie zu ignorieren.

"Was hast du jetzt?" sagte sie in einem neutralen Ton. Zuerst zuckte ich zusammen, aber als ich realisierte, dass sie was normales gesagt hat, drehte ich mich zu ihr und betrachtete ihr Gesicht.

Ihr bildhübsches Gesicht.

Ich habe noch nie eine Tusse so hübsch gefunden und das ließ den Selbsthass auf mich steigen. Erst werde ich von solchen runter gemacht und jetzt finde ich sie auch noch hübsch. Was ist falsch mit mir?

"Mathe," sagte ich leise und merkte, wie sich mein Gesicht rot verfärbte. Ihre Stimme war Engelsgleich, auch wenn sie ein bischen genervt tat was ich nicht nachvollziehen kann.

Sie nahm meinen Zettel aus der Hand und gab ihn mir kurze Zeit wieder. "Folg mir."

Ich lief ihr wie ein kleiner Hund hinterher, ohne ein Wort zusagen. Auf einer Art war ich ihr sehr dankbar, aber auf einer anderen Art hasste ich sie jetzt schon. Und vorallem hasste ich diese Schule.

Sie blieb aprupt vor einer Tür stehen und öffnete sie. Sie unterbrach den Lehrer, der genervt zu ihr Blickte.

"Jenna McGalligan, warum bist du so spät?" fragte er.

Ihr Name ist also Jenna.

"Ich habe der neuen geholfen," knurrte sie und setzte sich auf ihren Platz. Der Lehrer schaute mich neugierig an. "Rose Hamilton?" Ich nickte unsicher und merkte wie alle Blicke auf mich fielen. Mir war das alles so unangenehm.

"Wenn du Jenna doch schon kennst... Setz dich doch zu ihr."

Ich schluckte und ging zum Tischen neben ihr. Ich setzte mich aber sie würdigte mich keines Blickes. Das kann ja heiter werden.

*

Es klingelte zum letzten mal und ich war so unendlich froh wieder nach Hause zu dürfen. Dabei lief ich schon beinahe, um durch die Tür zu gelangen, um wieder die Sonne zu sehen und die frische Luft einatmen.  Doch ich bemerkte  nicht, dass mir der blondhaarige von heute morgen ein Bein gestellt hatte. Der Länge nach fiel ich hin, direkt auf mein Gesicht. Tränen stiegen mir in die Augen.

Alle lachten über mich. Die Blicke und das Getuschel hielt ich nicht aus, konnte aber aus eigener Kraft nicht aufstehen.
Plötzlich packte mich jemand und riss mich nach oben und raus aus dem Gebäude. Zuerst dachte ich es sei der Junge der mich jetzt zusammen schlagen will. Aber als ich sah, wer mir schon wieder half, stockte mein Atem.

Power And Control || girlxgirl lgbtqWo Geschichten leben. Entdecke jetzt