The end of us

Kapitel #28

Eleanor

Schnellen Schrittes laufe ich durch die nassen Straßen Londons, auf dem Weg in das Cafe von Sophia's Tante Annie. Fest ziehe ich mir meine Kapuze ins Gesicht, während der Regen unbarmherzig auf mich niederprasselt.

Zu meinem persönlichem Glück, habe ich nämlich meinen Regenschirm, Zuhause auf dem Kästchen im Flur liegen lassen. Da liegt er natürlich gut, wenn es aus Kübeln gießt. Allerdings habe ich erst unterwegs bemerkt, dass ich diesen tatsächlich vergessen habe. Und da war es mir ehrlich gesagt zu blöde, noch einmal umzukehren. Wobei ich mir ehrlich gesagt in diesem Moment, dafür selbst in den Hintern treten könnte.

Triefend schließe ich die Türe des FreeState Cafés hinter mir und lade meine Tasche, als auch die kleine Tüte mit der Dekoration auf einem kleinen runden Tisch ab, ehe ich mich regelrecht aus meiner klatschnassen Jacke winde. "Eleanor?" Ich drehe mich zu Annie um, die sich beinahe erschrocken über meine Erscheinung die Hand vor den Mund hält. Kopfschüttelnd mustert sie mich von oben bis unten und ich frage mich unwillkürlich, ob ich wirklich so schlimm aussehe. "Warte kurz!" Mit diesen Worten verschwindet Annie in den hinteren Teil ihres Cafés.

Die Zeit nutze ich passend aus und beginne damit, einen Teil der Deko aus meiner Tüte herauszufischen. Ich richte die kleinen Kerzen und die bunten Servietten in einer farblich harmonierenden Anordnung zusammen, ehe ich hinter die Theke laufe und mir aus einem der vielen Hängeschränke ein paar Kuchenteller nehme.

Am frühen Nachmittag wird hier eine relativ große Gruppe von Senioren auftauchen und einen runden Geburtstag feiern. Deshalb muss der Laden hierfür noch etwas hergerichtet werden. Und weil Sophia erst heute Nacht mit dem Flieger in Heathrow landet, habe ich mich freiwillig dazu angeboten ihren Platz einzunehmen und Annie somit etwas unter die Arme zu greifen.

"Hier Lieb... Oh. Du hast ja schon angefangen." Ich stelle die Teller auf dem Tresen ab und drehe mich lächelnd zu Sophia's Tante um, die ein riesiges Handtuch in ihren Händen hält und sich überrascht in dem kleinen Raum umsieht. "Ein bisschen vielleicht. Allerdings wartet doch noch etwas Arbeit auf uns." - "Sehr gut. Aber genau aus diesem Grund, nimmst du erst einmal Platz, während ich uns Beiden Hübschen einen Tee aufsetze. Immerhin will ich nicht riskieren, dass du dir noch die Grippe holst."

Gerade will ich ihr widersprechen, dass der Tee nicht notwendig sei, als mir Annie das Handtuch ohne Umschweife um meine Schulter legt und mich behutsam zu einem der Stühle bugsiert, auf welchen sie mich sanft aber bestimmt nach unten drückt.

Unwillkürlich legt sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Annie's Fürsorge, ist nur eine der wenigen Eigenschaften, die für sie spricht. Jedoch ist sie neben ihrer Weisheit, ihrem Freigeist und ihrer von Haus aus fröhlichen Natur die Ausgeprägteste. Schon bei unserer ersten Begegnung, vor etwa eineinhalb Jahren, durfte ich in den Genuss dieser Fürsorglichkeit kommen.

Nur zu gut erinnere ich mich an den kalten Winterabend im Dezember 2013, als Sophia und ich uns aus reiner Dummheit aus dem Haus ausgeschlossen haben. Damals hatten wir uns für unseren Mädelsabend eine Pizza bestellt. Da wir uns aber nicht einigen konnten, wer das Zeug bezahlt, sind wir letztlich beide nach draußen gesprungen - wohlgemerkt in kurzer Schlafbekleidung und einem Paar Wollsocken. Natürlich haben wir im Eifer des Gefechts nicht an die zufallende Tür gedacht.
Gefühlte Stunden standen wir also in der eisigen Kälte, bis eine Frau schließlich Erbarmen hatte und uns ihr Handy regelrecht andrehte. Sophia hat ihre Tante angerufen, die uns kurze Zeit später in ihr Auto verfrachtet und mit zu sich nach Hause genommen hat. Ohne groß darüber zu reden, wurden wir von ihr in zwei Wolldecken gesteckt, als auch mit einem Schal eingewickelt, ehe sie uns eine ganze Kanne Tee auf den Wohnzimmertisch gestellt hat. Noch heute schmecke ich den süßlichen Geschmack des speziellen Wintertee's, von welchem wir an diesem Abend noch zwei weitere Kannen getrunken haben.