Kapitel 6 - Wie ich meine neue Identität annahm

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Als Niall mich gefragt hatte wann ich mit Isabel shoppen gehen würde, war etwas total Seltsames passiert. Kaum hatte er den Namen Isabel ausgesprochen, dachte ich an eine dunkelhäutige junge Frau, die mir total bekannt vor kam. Es war als hätte ich schon einmal von ihr geträumt. Natürlich wollte ich absagen, da sie auch merken würde, dass ich mich komisch benahm und suchte deshalb in den Kontakten des iPhones nach diesen Namen. Es existierten zwei Isabels in der Liste, beide mit Kontaktfoto und eine davon sah genauso aus wie das Mädchen, an das ich wenige Sekunden zuvor gedacht hatte. Es war so als, hätte ich ein paar von Melissas Erinnerungen. Aber an sinnvolle Sachen wie zum Beispiel wie sich Melissa normalerweise immer schminkte oder dass sie gesagt hatte, dass ihr Hintern in dieser Hose fett aussah, konnte ich mich leider nicht erinnern.

Die Schuld an dem kaputten Spiegel trug eine Spinne, die auf der reflektierenden Fläche saß und von mir mit der Klobürste verdroschen wurde. Als mich Niall darauf angesprochen hatte, war mir keine bessere Ausrede eingefallen.

„Melissa?"

„Ähmm... sorry! Ich... ", fieberhaft suchte ich nach einer Entschuldigung, für mein seltsames Verhalten, „ich hab grad vorhin meine Tage bekommen"

Für Nialls Gesichtsausdruck fielen mir keine Worte mehr ein und da wusste ich, dass ich mir keine dümmere Ausrede einfallen lassen könnte.

Ohne ein weiteres Kommentar begann auch er endlich zu essen. Dieses Schweigen während des Essens und Niall der mir immer wieder prüfende Blicke zu warf, machten mich total wahnsinnig.

Vorhin als ich noch geschlafen hatte, war der Ozean Dieb Lebensmittel einkaufen gewesen und während er sie wegeräumt hatte, besichtigte ich das Haus, das mir ebenfalls sehr bekannt vor kam. Ich war im ersten Stock, in Nialls Zimmer aufgewacht, dieses war das größte Schlafzimmer im ganzen Haus. Zu seinem Zimmer gehörten noch die Terrasse, der begehbare Kleiderschrank und das riesige Badezimmer. Auf derselben Etage befand sich noch das Gästezimmer, das mit einen Doppelbett, einen Kasten und einen extra Badezimmer ausgestattet war. Außerdem gab es eine kleine Besenkammer, in der sich die üblichen Haushalts- und Putzgeräte befanden.

Auf der zweiten Etage entdeckte ich ein größeres Gästezimmer, in dem sich drei Betten befanden, ein Bad und ein kleiner Balkon. Man konnte deutlich erkennen, dass dieses Gästezimmer sehr selten benutzt wurde.

Wenn man nach unten ging ins Erdgeschoß stand man in einen kleinen Flur, von dem drei Türen ab gingen und dessen Ende ins Wohnzimmer führte. Hinter den drei Türen befanden sich ein Bad, die Küche und ein Fitnessraum. Ich fragte mich wirklich warum Melissa ins Fitnessstudio ging, wenn sie doch diesen Raum nützen konnte. Das Wohnzimmer war mit einer großen Couch, wie einem Fernseher, eine Wii, und vieles mehr ausgestattet. Durch einen Türbogen gelangte man in ein Esszimmer, von dem eine ganze Wand aus einer Glasfront bestand, durch die man in den großen Garten sah. Im Wohnzimmer befand sich außerdem der Eingangsbereich. Vom letzten Raum, den ich entdeckt hatte, war ich am meisten beeindruckt. Es war ein kleines Musikzimmer, in das man durch das Esszimmer gelangte.


Niall stand auf, nahm seine Schüssel, stellte sie in die Spüle und verräumte auch die Frühstücksflocken und die Milch zurück auf ihren Platz, ohne mich zu fragen ob ich satt war. In der Küche war eine Theke als Essensplatz gedacht und hier saß ich auf den Barhocker, während der Ozean Dieb gegenüber von mir an einer Theke lehnte und mich schon wieder anstarrte.

„Was machen wir heute?", fragte ich, dabei stand ich auf und stellte meine Schüssel zu der anderen.

„Weiß nicht", gab der Ire knapp zurück, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Langsam verlor ich meine Beherrschung und wurde etwas laut: „Verdammt noch mal, hör auf mich anzustarren als wäre ich ein Igel in der Kondomfabrik! Ich kann auch gehen, wenn dir das lieber ist!"

„Was?", der Ozean Dieb fand meine Ausdrucksweise, seinen lächeln zu folge amüsant, „Wenn du heute nichts vor hast könnten wir uns einen gemütlichen Tag hier machen, draußen hat es sowieso gerade angefangen zu regnen. Vielleicht könnten wir Louis einladen, den hast du ja immer noch nicht kennen gelernt."


„Wir haben es geschafft! Die Pizza ist jetzt im Ofen!", begeistert schloss Niall den Backofen und strahlte mich an, als hätte er gerade ein Heilmittel gegen Krebs gefunden.

Den ganzen Vormittag waren wir damit beschäftigt gewesen eine Pizza zu backen. Nachdem der Ozean Dieb seinen Bandkollegen Louis zum Essen eingeladen hatte, entschieden wir uns selbst zu kochen, anstatt etwas zu bestellen. Hätte ich gewusst auf was ich mich einlassen würde, wäre meine Entscheidung ganz sicher anders ausgefallen.

Ich hatte gerade das Mehl aus dem Schrank geholt, als es mir runter fiel und aufplatzte. Nachdem wir dieses Chaos beseitigt hatten, war Niall der Meinung, dass er die Menge des Wassers mit freiem Auge abschätzen könnte. Schlussendlich sah der Teig eher nach einen Saft aus, weshalb wir so viel Mehl dazu geben mussten, dass wir jetzt Teig für mindestens drei Pizzen hatten.

Es wunderte mich also nicht, dass sich der Ozean Dieb so freute, als diese verfluchte Pizza endlich gebacken wurde. Leider hatten wir mit den Kuchen, den sich Niall wünschte noch gar nicht angefangen.

„Ich weiß nicht ob die Eier noch gut sind", meinte der Ire als er die Eier auf schlug, „Die sehen irgendwie nicht so gut aus"

„Tja Niall, man kann sich seine Eier nun mal nicht aussuchen", ", gab ich zurück und grinste ihm zweideutig an.

Erst starrte er mich ungläubig an, dann fing er an zu lachen: „Ich kann echt nicht glauben, dass du das gerade gesagt hast, Liss!"

Es war so ein Lachen, das seine Augen erreichte und er übers ganze Gesicht strahlte. Seine Augen! Als wäre ich eine Heroinsüchtige, die ihren letzten Stoff begutachtete starrte ich ihm an. Anscheinend blieb mein Blick Niall nicht verborgen, denn plötzlich hörte er auf zu lachen und machte ein Schritt auf mich zu, sodass er nah vor mir stand. Zu nah! Lächelnd schaute er, mit seinen Ozean auf meine Lippen und dann wieder in meine Augen.

Oh. Nein, das durfte ich nicht zu lassen. Nicht so. Nicht, wenn ich Melissa bin. Nicht, wenn ich mir nicht sicher war ob das alles ein kranker Traum war oder nicht. Nicht, wenn ich darauf wartete, dass das sich das versteckten Kamerateam zu zeigen gab und mich auslachte.

Obwohl ich es nicht für möglich gehalten hatte, kam Niall noch ein wenig näher. Sodass ich als, ich einen Schritt nach hinten machte an der Küchenteke, auf der Schüssel voll mit Sahne stand anstieß. Behutsam streckte er seine Hand aus und legte sie sanft auf meine linke Wange, während ich verkrampft nach Luft schnappte.


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