Kapitel 5 - Die Klobürste und ich gegen den Spiegel

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Unendlich verwirrt rieb ich mir, mit meiner linken Hand über die Augen. Dabei kam ich zu einer weiteren unerklärlichen Erkenntnis: meine Nägel waren total lang, perfekt gepflegt und mit farblosen Lack verschönert. Entweder wir haben uns Gestern doch noch raus geschlichen, waren bei der Maniküre, danach auf einer Party und ich habe an irgendjemanden meine Unschuld verloren, wobei ich mich seltsamer weise an nichts davon erinnern konnte... oder ich wurde von einen kranken Psychopart entführt, der mich unter Drogen gesetzt hatte, meine Nägel gemacht hatte und mich hier gefangen hielt.

Okay, irgendwie waren beide dieser Theorien etwas weit hergeholt.

Ha, ich hab's! Es muss ein Traum sein, bei einen Traum weiß man auch nie wie man an diesen Ort gekommen war. Alles was ich jetzt tun musste, war warten bis dieser sinnlose Traum zu Ende war. Oder vielleicht half es wirklich etwas, wenn man sich selbst kneift. Doch bevor ich dazu kam, merkte ich, dass meine Arme knochiger und gebräunter, als normalerweise aussahen. In der Hoffnung, dass ich gleich aufwachen würde, schlug ich mir selbst auf den Unterarm. Ich vermisste mein kuscheliges altes Bett und meine vertraut abgekauten Nägeln jetzt schon. Nach dem ich mich mindestens 8-mal geschlagen und gekniffen hatte, mein Arm schon knall rot angelaufen war und der Schmerz zunahm, gab ich auf.

Die Tatsache, dass mein Körper, außer einen Laken unbedeckt war und aussah, als hätte er noch nie etwas anderes außer Obst und Gemüse zu sich genommen, bereitete mir zusätzliche Sorgen.

Neben dem Bett entdeckte ich ein kleines Nachtkästchen, auf dem ein iPhone lag, schnell griff ich danach und hoffte es würde mir irgendwelche nützlichen Hinweise liefern. Zu meinen Glück war das Handy nicht mit irgendeiner blöden Bildschirmsperre gesichert, doch das Hintergrundbild machte das riesen Fragezeichen in mein Hirn nur noch größer. Das Bild zeigte Niall Horan und seine neue Freundin Melissa Whitelaw, das schrägste daran war, dass dieses Bild weder ein Paparazzi gemacht hatte noch hatte es Niall jemals auf Twitter hoch geladen. Nachdem ich ein paar Nachrichten gelesen hatte, bestätigte sich mein Verdacht: das Hintergrundfoto hatte der Besitzer, des Handys aufgenommen und das war kein anderer als Melissa Anne Whitelaw.

Ich hatte schon oft Blödsinn geträumt, aber nie hat es sich so real angefühlt, wie in diesen Moment.

Da ich nichts Besseres zu tun hatte, beschloss ich mich umzusehen. Mit einen leichten Schwindelgefühl und Kopfschmerzen erhob ich mich vom Bett, wickelte mir das Lacken um den nackten Körper und ging auf die große Glastür vor mir zu. Die Tür führte zu einer riesen Terrasse mit einen luxurösen Whirlpool. Außer dem Doppelbett, befanden sich zwei Nachtkästchen, ein Bild, das irgendeine Landschaft zeigte und ein paar Wandregale in dem Schlafzimmer, alles in braun weiß Töne und top modern. Da es zwei weitere Türen gab, sah ich nach was sich dahinter verbarg. Eine Tür führte zu einem recht großen Kleiderschrank, voller Männerklamotten. Welcher Mann hat einen begehbaren Kleiderschrank? Ich dachte immer, so etwas wäre typisch Mädchen.

Neugierig verließ ich das Zimmer, durch die andere Tür und stand nun in einen Flur, dessen Wände voll mit Bildern waren. Auf den Fotos erkannte ich einige Personen wieder, Niall und seine Band Kollegen, Niall und Justin Bieber, Niall und mir unbekannte Gesichter, Niall und Katy Perry, Niall mit anderen mir fremden Personen beim Feiern. Es war eindeutig ein Muster zu erkennen: Niall war auf jeden verdammten Bild zu sehen!

Was zur Hölle war das für ein Traum?

Neugierig öffnete ich eine Tür und fand mich in einen Badezimmer wieder, ausgestattet mit Schränken, einer echt großen Badewanne, natürlich eine Toilette und ein Waschbecken, ein Spiegel eine Dusch-

„Fuck!"

Erschrocken hüpfte ich zurück, rutschte auf den nassen Boden aus und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Zum Glück war ich auf dem Duschvorleger gelandet und hatte den Unfall halbwegs überlebt. Doch an den schrecklichen Schmerz war gar nicht zu denken, sondern viel mehr an das was ich gerade im Spiegel gesehen hatte. Seufzend rappelte ich mich hoch und sah mich vorsichtig im Spiegel.

Das ist doch unmöglich!

Schnell vergewisserte ich mich, dass hinter mir niemand stand. Nachdenklich wandte ich mich wieder den Spiegel zu, machte die Augen zu und wieder auf. Doch es half alles nichts, ich sah noch immer dasselbe. Ich berührte ungläubig den Spiegel. Ich sah Melissa Anne Whitelaw, die etwas verschlafen, ungeschminkt und komplett verwirrt ihr Spiegelbild anstarrte und die reflektierende Glasfläche mit einer Hand anfasste.

Meine Haare waren etwas kürzer als normalerweise, braun und die Spitzen waren im blonden Ombre Look gefärbt. Die braunen Augen standen weit auseinander und im Gegensatz zu meinen buschigen Augenbrauen, waren die, die ich jetzt im Spiegel sah etwas dünn. Begeistert formte ich ein Duckface, diese vollen Lippen waren ja geil!

Zwei Dinge standen in diesen Moment fest, erstens war das ganze hier kein Traum, sonst wäre ich mit Sicherheit aufgewacht, als ich ausgerutscht bin. Und zweitens dieser Spiegel war kaputt. Kein kaputt im Sinne, dass er einen Sprung hatte, nein, er reflektierte ein anderes Gesicht. Ein falsches Gesicht.

„So etwas kann doch vorkommen", redete ich mir beruhigend ein und versuchte meinen gesunden Menschenverstand, der sagte, dass so etwas nicht möglich war, auszuschalten.

Überfordert schnappte ich mir die unschuldige Klobürste, gab einen Kampfschrei von mir und schlug damit brutal auf dem Spiegel ein, bis nur noch kleine Splitter davon übrig waren.

Gerade als ich zufrieden lächeln wollte, fiel mein Blick auf die gläserne Duschwand. Geschockt ließ ich die etwas beschädigte Klobürste fallen. Zwar erkannte ich die Spiegelung nicht so deutlich wie bei dem Spiegel, aber doch konnte ich feststellen, dass diese Person, die geschockt die Duschwand betrachtete nicht Leni war.

„Ihr wollt mich doch verarschen!", schrie ich wütend, während mir Tränen in die Augen stiegen und ich mich nach einer versteckten Kamera umsah.

Das hier musste doch ein kranker Scherz von irgendjemand sein. Ein Streich. Oder ich war gerade ein Opfer, von einer neuen Folge von „Verstehen Sie Spaß" geworden. Jemand hatte mich unter Drogen gesetzt und mich mit Hilfe einer Stylistin zu Melissa um gewandelt und mich hier her gebrac-

Benommen schüttelte ich meinen Kopf, um meine wirren Gedankengänge zu unterbrechen.

Mal angenommen, das hier wäre wirklich real und ich würde ab sofort in Melissas Körper leben und... In Melissas Körper leben, wie sich das anhört! Aber was wäre, dann mit Emily? Sie würde aufwachen und feststellen, dass ich nicht da wäre und alle würden durchdrehen und mich suchen und nie finden weil ich in diesen Körper gefangen wäre.

Plötzlich war ich viel zu schwach um mich auf den Beinen zu halten, ich taumelte rückwärts und lies mich auf dem Boden sinken. Ausnahmsweise hatte ich Glück und verletzte mich nicht an den Scherben, die überall verstreut am Boden lagen. Mit zitternden Händen umklammerte ich meinen Kopf, der vor Schmerz pochte. Obwohl mir die Tränen, wie ein Wasserfall über die Wangen flossen, lachte ich hysterisch auf. Diese ganze Situation, war doch verrückt und absolut lächerlich! Ich saß hier in einen Badezimmer, hatte keine Ahnung wo ich war, geschweige denn was passiert war und durchlebte den emotionalsten Anfall, den ich je hatte.

Gerade als ich mich halbwegs beruhigt hatte hörte ich, Schritte. Panisch griff ich fester an den Laken der meinen Körper bedeckte, stand auf und rannte zurück in das Bett in dem ich aufgewacht war, was ich sogar schaffte ohne gegen etwas zu stoßen oder auszurutschen.

„Babe, bist du noch da? Ich dachte du bist schon längst im Fitnessstudio?"

Um sich bessere Kosenamen einfallen zu lassen, war er eindeutig zu unkreativ.

In der ersten Sekunde, in der ich seine Stimme hörte stand eindeutig fest wer sich gerade dem Schlafzimmer näherte. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum ich mir so sicher war, aber ich hätte mein ganzes Geld darauf verwettet, dass er es war.

Bedrückt überlegte ich wie ich auf ihm reagieren sollte, als ich hörte, dass er gleich das Zimmer betrat. Und da sah ich ihn. Nach all den Jahren sah ich endlich wieder in seinen persönlichen unendlich schönen Ozean. Bekleidet mit zwei verschiedenen Socken, einer grauen Jogginghose und einen schwarzen Pulli, stand er lässig in der Tür und lächelte mich an.


Careful what you wish forWhere stories live. Discover now