Kapitel 6 - Wie ich meine neue Identität annahm

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„Guten Morgen!", übermütig kam Niall näher und machte Anstalten mich zu küssen.

Anscheinend sah man mir nichts von meinen emotionalen Anfall an. War ja klar, Melissa beziehungsweise ich würde sogar gut aussehen, wenn ich ein paar Tage durchgehen heulen würde.

„Nein!", erschrocken wich ich zurück, „Ich... ähm... ich fühle mich total krank."

Sofort täuschte ich einen heftigen Hustenanfall vor und musste enttäuscht feststellen, dass sich mein Schauspiel Talent in den letzten Jahren zurückentwickelt hatte.

„Oh, du Arme! Ich hab einen totalen Filmriss. Hast du gestern auch zu viel getrunken und fühlst dich deshalb nicht gut oder bist du wirklich am krank werden?"

Da ich ihm schlecht erzählen konnte, dass ich gar nicht Melissa bin, sondern Leni, die im falschen Körper aufgewacht war, beschloss ich einfach Melissas Rolle zu spielen. Zu mindestens so lange bis mir eine andere Lösung für diese surreale Situation eingefallen war.

„Ich hab auch einen Filmriss, ich kann mich nicht mal erinnern wie ich hier her gekommen bin...", murmelte ich leise und an dieser Aussage war mehr dran als Niall dachte.

„Ich hab dir wohl angeboten, bei mir zu schlafen...", während er das sagte fiel sein Blick auf das Bett, auf dem ein paar Kleidungstücke verstreut waren, die mir vorhin gar nicht aufgefallen waren. Sofort kapierte ich was gestern Abend hier gelaufen war. Niall und Melissa waren sich offensichtlich etwas näher gekommen, was auch erklärte warum ich nackt aufgewacht war.

„Also wie läuft das? Wenn du dich nicht gut fühlst, machst du dann auch deine Diät oder isst du dann normal? Ich könnte dir wie immer dein Smoothie machen"

Schon allein als ich das Wort „Diät" hörte, bekam ich Panik. Nein, dieser Körper brauchte dringend etwas Kalorienreiches.

„Wenn du mir jetzt einen Smoothie machst, werde ich zur Kannibalin, Horan!"


Genüsslich schaufelte ich mir einen weiteren Löffel Müsliflocken in den Mund, während Niall mich verstört anstarrte.

„Wasch denn?", fragte ich den Ire, der mich nun schon ewig anglotzte, mit vollem Mund.

„Du benimmst dich verdammt seltsam"

Vor Schreck war mein Löffel auf halben Weg zum Mund stehen geblieben und ich musste Husten, sodass sich der halb gekaute Inhalt meines Mundes wieder in der Schüssel landete.

Verzweifelt versuchte ich nichts anmerken zu lassen als ich mich erkundigte: „Inwiefern seltsam?"

„Da fragst du noch?", Niall sah aus als würde er gleich durchdrehen, „Ich hab noch nie erlebt, dass du so schnell im Bad fertig bist. Das soll jetzt nicht heißen, das du heute weniger gut als sonst aussiehst als sonst, aber hast du dich überhaupt geschminkt? Und normalerweise föhnst oder glättest du deine Haare immer und heute hast du sie einfach feucht zusammen geflochten. Dazu kommt noch dein Outfit, hast du dich nicht noch gestern aufgeregt, dass du in dieser Hose etwas dick aussiehst? Und jetzt trägst du sie einfach. Außerdem siehst du gar nicht so krank aus und gehst trotzdem nicht ins Fitnessstudio und du hast das Shoppen mit deiner Freundin auch ab gesagt. Normalerweise gehst du ausnahmslos jeden zweiten Tag ins Studio und vom Shoppen bringt dich noch nicht einmal eine Naturkatastrophe ab!", endlich hatte Niall seinen Vortrag beendet und sah mich nun erwartungsvoll an.

Ich gab wirklich mein bestes für diese „Ich bin Melissa" Rolle, doch anscheinend war ich grottenschlecht. Melissa oder ich, wie auch immer, hatten ganz schön viel Kleidung und Kosmetiksachen in einen der zwei Gästezimmer in Nialls Haus, woraus sich schließen ließ, dass Melissa öfter hier übernachtet hatte. Vorhin im Gästebadezimmer als ich die ganzen Kosmetikartikeln gesehen hatte, war ich total überfordert. Normalerweise benutzte ich Mascara und wenn nötig einen Abdeckstift, deshalb kannte ich mich überhaupt nicht mit all den Artikeln aus.

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