Teil 17) Die Ruhe vor dem Sturm

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Der Kapitel-Titel ist Programm. Genießt die Ruhe, ab dem nächsten Kapitel hält ein bisschen Drama Einzug und es wird ein paar Überraschungsgäste und eine kleine Ankündigung geben 😉

Dieses Kapitel widme ich der lieben  katinkaharris , weil ich mich so übertrieben für dich freu! Schönen Samstag euch allen! ❤️

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Michael klappte sein Macbook zu und trank noch einen Schluck Espresso, bevor er aufstand und um das Haus herum zum Pool ging. Er lehnte sich mit verschränkten Armen an die Hauswand und sah Mélanie zu, wie sie auf einer Luftmatratze schlummernd auf dem Wasser trieb. Die provence-typische Landschaft im Hintergrund, mit ihren Lavendelfeldern und Olivenbäumen, gab der ganzen Szenerie ein Woody Allen Feeling und Michael wünschte sich, es wäre nicht schon Sonntag und sie müssten nicht am späten Nachmittag zurück nach Berlin fliegen.

Die beiden hatten den ganzen Samstag im und am Haus verbracht, hatten zusammen gekocht, waren im Pool, hatten sich gesonnt und sich viel unterhalten. Er genoss diese Qualitätszeit mit Mélanie über alle Maßen, auch wenn er weiterhin das Gefühl hatte, sie verbarg etwas. Vielleicht hatte es aber auch mit dem frühen Tod ihrer Mutter zu tun. Er wollte nicht nachhaken.

Michael wusste was, zurück in Berlin, auf ihn zukommen würde und auch wenn er sich darauf freute, hätte er den Kurzurlaub nur zu gern verlängert. Er hatte am Samstag und an diesem Vormittag viel aufgeholt, war mit dem Texten fast fertig und wusste ab Montag würde es für ihn noch einmal stressig werden. Aber er konnte es nicht abwarten, wollte das Album endlich veröffentlichen, wollte wieder auf Tour gehen. Doch die Frage, wie Mélanie in all das hineinpassen würde, konnte er sich beim besten Willen nicht beantworten.

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"Le Panier hat's dir wohl angetan?" Mélanie sah lächelnd zu Michael hinauf, während die beiden Hand in Hand durch die Altstadt schlenderten.

Michael nickte. "Ich wollte nochmal herkommen, bevor wir zurück müssen." Nachdenklich strich er mit dem Daumen über Mélanie's Handrücken und drückte ihre Hand ein wenig fester. "Gehen wir wieder in das Restaurant von Freitag?"

"Meinetwegen gern." antwortete Mélanie. "Dann müssen wir da vorne links." Sie deutete die Straße hinab und Michael ließ seinen Blick schweifen. Er sah beiläufig nach rechts, wo eine schmale Gasse zwischen zwei hohen Häuserfronten lag. Hoch oben zwischen den Wänden hingen Wäscheleinen, an denen bunte Kleidung im Wind flatterte und ein paar Kinder rannten, mit einem Fußball spielend, den mit unebenen Steinen gepflasterten Weg entlang. "Wo geht's hier hin?" Er blieb stehen und deutete die Gasse hinunter, wo vor einem kleinen Café zwei verzierte Messingtische mit passenden Stühlen standen.

Mélanie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ist mir noch nie aufgefallen." Sie folgte Michael in die schmale Gasse und die beiden betrachteten das kleine Café, das im Erdgeschoss des Gebäudes lag. Über den Fenstern im ersten Stock war ein rostiges Schild befestigt, auf dem 'Hôtel' stand und auf einem handgeschriebenen Schild, das von innen an einem der Fenster des Cafés befestigt worden war, stand 'Chambre libre'.

"Zimmer frei." murmelte Mélanie und sah das Gebäude hinauf. "Das ist ja süß. Wollen wir hier essen?"

"Gern." Michael nickte und zog einen der Stühle vom Tisch zurück, damit Mélanie sich setzen konnte. Er nahm ihr gegenüber Platz und beide blätterten durch die handgeschriebenen Karten.

Eine junge Kellnerin, mit kinnlangen schwarzen Haaren und hübschen grünen Augen, kam durch die offene Tür nach draußen und stellte sich, mit einem Stift und einem kleinen Block bewaffnet, neben den Tisch. Sie fragte etwas und Mélanie begann sich mit ihr zu unterhalten. Michael wünschte, er spräche zumindest ein bisschen französisch, aber er nutzte die Situation, um Mélanie in Ruhe zu betrachten. Durch ihre leicht gebräunte Haut sah sie in ihrem weißen, knielangen Sommerkleid noch hübscher aus. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem Zopf zusammengebunden und Michael genoss den Klang ihrer Muttersprache.

Die Kellnerin nickte den beiden zu und ging zurück ins Gebäude. Michael sah Mélanie fragend an.

"Ich war so frei, und hab süße Crêpes für uns bestellt." Passend dazu lächelte sie zuckersüß und Michael konnte nicht anders, als breit zu grinsen.

"Ich bin gespannt." sagte er und griff nach Mélanie's Hand, die vor ihm auf dem kleinen Tisch lag. "Worüber habt ihr gesprochen?"

"Sie hat gefragt, ob wir noch ein Zimmer suchen. Aber ich hab ihr erzählt, dass wir außerhalb übernachtet haben und heute schon wieder abreisen." Sie sah verträumt in Richtung der Eingangstür. "Anscheinend gehört das Hotel ihrer Familie."

Ein paar Sekunden herrschte Stille und Michael lauschte den Geräuschen der Umgebung. Dem Zwitschern der Vögel, die weit über ihnen auf den Wäscheleinen saßen, der französischen Jazzmusik, die leise aus den Fenstern des Cafés drang und dem Kreischen der kleinen Kinder, die am Ende der Gasse mit ihrem Ball spielten.

"Lass uns irgendwann mal hier übernachten."

Mélanie sah ihn überrascht an und Michael wusste, was sie dachte. Er mochte schöne Dinge. Teure Kleidung, schnelle Autos, luxuriöse Hotels. Aber dieser Ort hatte einfach einen besonderen Charme und verkörperte dieses Wochenende und den Kurzurlaub perfekt.

Anstatt ihn zu fragen warum er in dem kleinen, etwas rustikalen, Hotel übernachten wollte, nickte Mélanie lächelnd und streichelte seine Hand. "Okay. Das nächste mal, wenn wir hier sind, übernachten wir hier."

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Am frühen Abend desselben Tages, zurück in Berlin, zog Michael die Kapuze seines Hoodies tief in sein Gesicht und bahnte sich, mit Mélanie neben sich, einen Weg durch den Flughafen. Er hatte absolut keine Lust angesprochen zu werden, und war froh, als sie draußen vor dem Terminal ein Taxi fanden und einstiegen.

"Vielen Dank für das tolle Wochenende." Mélanie rückte näher an Michael ran und kuschelte sich an seine Schulter, ihren Arm um seinen Oberkörper geschlungen. Michael atmete durch die Nase ein und genoss den Geruch ihres Parfums, das nach Jasmin und weißem Moschus duftete. Er hatte das Parfum vor einer Weile in der Chanel-Boutique auf dem Ku-Damm entdeckt, fand es passte perfekt zu Mélanie und hatte es ihr mitgebracht.

"Freut mich, dass es dir gefallen hat." Er legte seinen Arm um Mélanie und streichelte über ihre Schulter. "Nur ist die Zeit viel zu schnell vergangen. Ab morgen wird's bei mir ganz schön stressig." Er schloss die Augen und küsste zärtlich ihren Kopf. "Komm morgen Abend ins Studio, okay?"

Mélanie sah zu ihm auf und strahlte ihn an. "Ich freu mich schon."

Heartbreak Hotel (Shindy FF)Where stories live. Discover now