Teil 14) Die fabelhafte Welt der Mélanie

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Michael betrat das kleine Wohnzimmer und ließ sich auf dem alten Sessel nieder. Mélanie setzte sich quer auf seinen Schoß und legte ihren Arm um seine Schultern.

"Meinst du nicht, du solltest dir mal ein Sofa oder so besorgen?" Michael sah sich in dem spärlich möblierten Raum um.

"Nein." Mélanie strahlte ihn kopfschüttelnd an. "Ich finde es schön so."

Michael's Blick fiel auf den kleinen Fernseher, der dem Sessel gegenüber auf einem kleinen schwarzen Schränckchen stand. "Was für ein Film ist das?"

"Le fabuleux destin d'Amélie Poulain. Die fabelhafte Welt der Amélie." Mélanie sagte das mit so viel Freude in der Stimme, dass Michael lächeln musste. Der französische Akzent tat sein übriges und er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und zog es zu sich herüber. Vorsichtig küsste er ihre Lippen, löste sich aber immer wieder von ihr um ihr Gesicht zu betrachten. Er konnte von diesem Gesicht nicht genug bekommen. Von ihren grünen Augen, ihren langen Wimpern, ihren wunderschön geschwungenen Lippen.

"Vermisst du deine Heimat?"

Mélanie senkte den Blick und kurz bereute Michael, dass er gefragt hatte.

"Ja." Sie sah ihm in die Augen. "Aber es ist okay. Ich muss jetzt hier sein."

Michael legte den Arm um Mélanie. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und er küsste ihr Haar. "Hast du morgen irgendwelche Termine oder so?"

Mélanie sah überrascht zu ihm auf. Oder war sie erschrocken?

"Ich.. Ich hab frei. Also.." Sie biss sich auf die Unterlippe. "Ich habe morgen keine Termine, nein. Erst am Montag wieder."

Michael verstand ihre Reaktion zwar nicht ganz, aber in ihm reifte eine Idee. "Du, ich bin gleich wieder da, ich muss nur ein paar Anrufe tätigen."

Mélanie stand auf und sah ihn offensichtlich verunsichert an. "Alles okay?"

"Klar, mach dir keinen Kopf, ich bin gleich wieder da." Er hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verschwand durch die Wohnungstür.

Kurze Zeit später klopfte er wieder an der Tür und Mélanie öffnete sie ihm sofort.

"Pack deinen Koffer." Freudestrahlend grinste er sie an, doch sie schien nur noch irritierter.

"Was?"

"Wir machen einen kleinen Ausflug. Pack ein paar Sachen ein. Für ein paar Tage. Ich hol ein paar Sachen aus dem Hotel und hol dich danach ab."

Ganz überzeugt sah Mélanie nicht aus, aber sie nickte und ging in Richtung ihres kleinen Schlafzimmers.

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"Willst du mir nicht erzählen, wo wir hinfahren?" Mélanie sah aus dem Fenster des Taxis und Michael griff nach ihrer Hand.

"Erstmal zum Flughafen." Er grinste, als er Mélanie's überraschten Gesichtsausdruck sah. "Es wird dir gefallen." Er lehnte sich zu ihr und verschloss ihre Lippen mit einem langen Kuss.

"Ich bin sehr unspontan, ich will es nur gesagt haben." Mélanie sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

"Dafür hast du gerade aber ziemlich spontan deinen Koffer gepackt."

"Nur weil du es bist." Sie lächelte Michael an.

Kurze Zeit später kamen die beiden am Flughafen an. Michael kümmerte sich um den Check-In und zog dann Mélanie hinter sich her zum Gate.

"Barcelona?" Mélanie zog überrascht die Augenbrauen hoch, als sie auf das Anzeigeschild sah.

"Ist nur ein Zwischenstopp. Es gab leider keinen Direktflug." Michael zog Mélanie an sich und genoss ihre Nähe. Er sog den Duft ihres Haares ein und freute sich unendlich, ein paar Tage mit ihr zusammen aus der Stadt rauszukommen.

"Shindy?"

Michael zog sich der Magen zusammen. Er ließ von Mélanie ab und drehte sich um. Vor ihm standen zwei Jungs, er schätzte sie auf sechzehn, vielleicht siebzehn. Er war nie ein Fan davon gewesen angesprochen zu werden. Aber wenn er eine Frau im Arm hielt? War das deren Ernst?

"Können wir vielleicht ein Foto mit dir machen?"

Michael drehte sich zu Mélanie um und bat sie schon mal vorzugehen. Er nickte den Jungs zu und verkniff sich einen Kommentar. Er war nicht in der Stimmung die beiden auf ihr Timing anzusprechen. Und immerhin konnte er sich durch sie seinen Lifestyle leisten.

Nachdem er die beiden Fans zufrieden zurücklassen konnte, machte Michael sich auf den Weg zu Mélanie. "Tut mir leid."

"Ist okay." Sie sah ihn verständnisvoll an. "Das gehört zu deinem Job."

Michael griff nach ihrer Hand und war jetzt noch dankbarer diese Frau kennengelernt zu haben. In vielen Bereichen war sie ihm noch ein Rätsel, aber irgendwie mochte er das auch. Was gab es langweiligeres als durchschaubare Frauen, die immer seiner Meinung waren, die alles abnickten und in keinerlei Hinsicht eine Herausforderung für ihn waren. Das mit Mélanie hingegen war, neben der Musik, seit langem mal wieder etwas, das ihn wirklich begeistern konnte. Und er hoffte inständig, seine Überraschung würde ihr gefallen.

Heartbreak Hotel (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt