Kapitel 58 - Niall

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1 Juni 2015

"Warte was ist das?!", fragte ich meine Schwester als ich ein schwarzes Kunstwerk an ihrem Handgelenk entdeckte. Beschämt hielt sie ihre Hand hinter ihren Rücken und sah hilfesuchend zu Harry, der jedoch versuchte unbemerkt aus dem Raum zu verschwinden. Harry war die vergangenen Tage zu Besuch bei Kaitlin gewesen, um sich bei ihr zu entschuldigen. Aber sein Besuch brachte das Fandom dazu Kaitlin und Harry zu shippen. Sie hatten sogar schon einen Namen für die beiden. Karry.

Naja. Ich wusste nicht wirklich was ich dazu sagen sollte, denn die Fotos der zwei sahen mehr als eindeutig aus. Kaitlin hatte jedoch alles abgestritten und Harry hatte nur dumm gegrinst. Ich glaubte meiner Schwester, denn als ich bei ihr im Café war, hatte ich die Anspannung zwischen ihr und Alex bemerkt. Die eisige Stimmung war nicht zu übersehen. Ich glaubte, dass Alex die Sache mit Karry nicht so gut aufgenommen hatte.

"Ein Tattoo?", flüsterte sie so leise, dass ich sie kaum verstand. Ich schloss meine Augen und seufzte. Da war Harry einmal bei ihr auf Besuch und schon hatte er sie mit seiner Leidenschaft für Tattoos angesteckt. Wenn es nur bei dem einen blieb. "Du weißt schon, dass das ein Leben lang auf deiner Haut bleibt? Auch wenn du alt bist und das Tattoo hässlich wird?" Meine kleine Schwester schaute mich mit großen Augen an. "Sieht es wirklich scheiße aus?" Oh, jetzt war sie verunsichert. "Nein! Aber in fünfzig Jahren ja!" Sie schlug mich leicht auf den Arm und versuchte mich böse anzufunkeln. Mein Blick fiel nochmal auf die kleinen schwarzen Schwalben, die sich auf ihrem Handgelenk befanden. "Es soll Freiheit darstellen. Sie werden mich jeden Tag daran erinnern, dass ich jetzt frei bin. Frei von meinem Leid, meinen Dämonen.", erklärte Kaitlin leise ihr Tattoo. Ich nickte und nahm sie in den Arm. "Aber keine weiteren Tattoos mehr, ok?", fragte ich sie. Sie nickte. "Ja. Versprochen."

Ich persönlich hielt nicht viel von Tattoos. All meine Bandmitglieder ließen sich immer wieder neue Tattoos stechen, aber naja. Wenn sie das möchten. Sie versuchten die ganze Zeit mich dazu zu überreden, aber ich blieb in dieser Sache stur. Meine Haut würde rein bleiben.

"Schon wieder ein neues Tattoo?", fragte ich Louis überrascht und deutete auf den Verband an seinem Arm. Er nickte. Irgendwie war er anders. Viel ruhiger als sonst. Die warme australische Sonne brannte mir auf dem Bauch und es wurde Zeit wieder ins Wasser zu gehen. Langsam erhob ich mich. Selbst halbtnackt war es viel zu warm. Am Liebsten würde ich mich auf den Nordpol teleportieren lassen.

Louis ließ sich seufzend auf meine Sonnenliege nieder. "Eleanor und ich haben uns getrennt." Was? War das ein Scherz? "Wie jetzt? So richtig getrennt? Also getrennt getrennt?" Er nickte und versuchte seine Tränen zurück zu halten. "Louis. Das wird schon wieder." Mein bester Freund schüttelte den Kopf und einige Tränen liefen ihm über die Wange. Gut dass wir an einem kleinen privaten Pool, der zu unserer Suite im Hotel gehörte, und nicht am öffentlichen. Was wäre das eine gute Schlagzeile für die Medien gewesen: 1D-Sänger heult am Pool!
"Sie sagte, sie hätte keine Lust mehr darauf. Also darauf, dass ich immer so weit weg und nie bei ihr war. Außerdem dachte sie, wir hätten uns auseinander gelebt und wären nur noch zur Gewohnheit ein Paar. Was ich natürlich Blödsinn fand.", erklärte er mir.

"Und was hat das jetzt mit dem Tattoo zu tun?" Ich war verwirrt. Hatte er sich etwa Eleanor auf den Arm stechen lassen? Oder ihren Namen? "Neil. Jeder braucht ein Ventil. Meins ist eben das Tättoowieren.",

Ich nickte. So langsam verstand ich es. War das der Grund warum die anderen Jungs sich so oft ein Tattoo machen lassen? Sie brauchten einen Ausgleich um mit dem Stress fertig zu werden. Ich hatte meinen Ausgleich im Golf gefunden. Da konnte ich meine Wut, meinen Stress loswerden. Sie hatten das nicht oder noch keinen besseren Ausgleich gefunden.

"Hey Lou. Das wird schon wieder." Ich wusste, dass ich ihn nicht wieder aufmuntern konnte. Sein Herz war zu sehr gebrochen. Er beugte sich nach vorne und stützte seinen Kopf mit seinen Händen ab. Das was er brauchte war Zeit.
Zeit um über Eleanor hinwegzukommen, denn sie waren seit Anfang der Band zusammen. Dieses Mädchen hatte ihn den ganzen Weg nach oben begleitet. Sie war da für ihn, als er unter dem Stress zusammen gebrochen war. Sie war da, als wir unser größtes Konzert gespielt hatten. Sie war immer da gewesen. In guten, sowie in schlechten Zeiten. Sie waren Seelenverwandte gewesen. Das Gegenstück von dem Anderen. Immer hatte ich gedacht, dass sie mal heiraten würden. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass sie ihn verlässt.

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