Kapitel 49 - Kaitlin

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14. Juli 2014

Kennt ihr das wenn man sich ohne Grund schlecht fühlt? Wenn man so ein schweres Gefühl auf dem Herz spürt und man nur im Bett liegen bleiben möchte?

Nunja, ich verspürte dieses Gefühl nicht ganz ohne Grund.. Genau heute, ist es ein Jahr her seitdem ich meine geliebte Familie verloren hatte. Also meine Adoptivfamilie, die die mich groß gezogen hatten. Und ich vermisste sie heute mehr denn je.

Jetzt war es schon ein Jahr her, seit ich das letzte Mal mit ihnen zusammen war. Ein Jahr genügte aber nicht, um den Unfall zu vergessen. Ich konnte mich noch so genau an ihn erinnern, als wäre er erst gestern passiert.

Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass ich wieder glücklich sein konnte. Wieder lachen können. Ich hatte den Glauben an mich selbst verloren.. Die Hoffnung war mit meiner Familie im Unfall gestorben. So wie einen Teil von mir.

Genau diesen Teil in mir, hatte Niall wieder zum Leben erwacht. Er hatte es geschafft, mich irgendwie komplett aus dem Loch zu ziehen. Sowie Alex. Alex hatte mir gezeigt, dass es nachdem es bergab ging, immer wieder bergauf geht.

Wenn du die richtigen Personen in deinem Leben hast, die die dir immer wieder aufhelfen, nachdem du fällst, dann ist es überhaupt nicht schwer. Jedoch wenn du die falschen Freunde hast, sowie ich in meinem früheren Leben, dann ist es schwieriger, denn sie bemerken gar nicht, dass du in ein Loch fällst.

"Kaitlin! Telefon für dich!", schrie Maura durch das Haus. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Das war das erste Mal, dass jemand hier anrief und nach mir fragte. Ich rannte die Treppen hinunter in die Küche und griff nach dem Telefon, was Maura mir hinhielt. "Ja, hallo?", fragte ich neugierig. "Hallo! Hier ist Sally." Sally, wie Krankenschwester Sally. Die, die mich in der Klinik betreut hatte? "Hallo.", wiederholte ich meine Wort und schlenderte ins Wohnzimmer. "Wie geht es dir, Kaitlin?", fragte sie sanft. "Mir geht's gut. Und glaub mir, es ist das erste Mal, dass ich es wirklich ernst meine. Und dir?" "Das ist ja schön. Jaja, etwas gestresst, wegen neuen Patienten, aber sonst ist alles in Ordnung. Ich glaube du weißt weshalb ich anrufe?" Ich mochte ihre Stimme. Ihre Stimme war so.. angenehm. Ich könnte ihr stundenlang zuhören. Ich wunderte mich, ob sie singen konnte. "Katie?", rief sie mich und ich zuckte kurz zusammen. Ich musste mir unbedingt abgewöhnen, am Tag soviel nachzudenken. "Ehm ja. Wegen dem Todesjahrestag?" "Genau. Der Bürgermeister deiner alten Heimat möchte eine Gedenkfeier an deine Eltern halten. Dieses Wochenende schon. Er wollte es am Wochenende machen, da dann seiner Meinung nach, mehr Leute kommen würden. Er möchte deine Einverständnis.", klärte sie mich über den Grund weswegen Sally angerufen hatte, auf. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es einen Haken gab. "Ja klar geht in Ordnung." "Er hatte noch eine weitere Frage. Er möchte, dass du einige Worte über deine Familie sagst." Da war er. Der Haken. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. "Sally? Kann ich dir meine Entscheidung später sagen? Ich möchte das nochmal in Ruhe überdenken." "Ja klar. Kein Problem.", sagte sie und ich konnte heraushören, dass sie lächelte. Ich erzählte ihr noch etwas von meinem Leben, dass ich den Abschluss nachholte, von meinem Job, von Alex. Wir unterhielten uns noch lange und nachdem sie aufgelegt hatte, war dieses schwere Gefühl von meinem Herzen verschwunden.

Sally war sowas wie eine gute Freundin. Sie verlieh einem ein gutes Gefühl und ich redete immer gerne mit ihr.

**

"Also, so wie ich das verstanden hab, wurdest du vom Bürgermeister deiner alten Heimatstadt eingeladen, um eine Rede auf der Gedenkfeier deiner Familie zu halten?", fragte mich Cassandra, meine Therapeutin. Ich nickte. Mittlerweile hatte ich ein gutes Verhältnis zu ihr. Cassy hatte mein Vertrauen gewonnen. Ich nickte. "Und du bist dir unsicher, ob du gehen sollst, da du deine alten Freunde wiedersehen wirst. Also, die die dich aufgegeben haben?", schlussfolgerte sie. Ich nickte wieder.

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