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Als ich noch jünger war und noch nie einen Freund hatte habe ich mir immer versucht vorzustellen, wie mein erster Kuss sein wird.
Diese Fantasien waren schön und gut, aber keinesfalls mit dieser Situation zu vergleichen.

Unsere Lippen bewegen sich im Einklang und nur ganz hinten in meinem Kopf taucht eine Ahnung auf, das ich das hier lieber lassen sollte, aber eben nur ganz hinten in meinem Kopf. Ich höre das Gejohle der anderen Jungs nur gedämpft, als wäre ich unter Wasser. Viel stärker ist das Geräusch unserer flachen Atemzüge und das unregelmäßige Klopfen unserer Herzen.

Ich bin die erste, die den Kontakt unsere Lippen unterbricht. Ein Lächeln bildet sich um Fynns Mundwinkel und es gibt mir das Gefühl, als sei es nur für mich alleine bestimmt. Immer noch werde ich von seinen muskulösen Armen gehalten und meine Finger krallen sich in seine Schultern. So langsam beruhigt sich mein Atem, aber das berauschende Gefühl will einfach nicht verschwinden.

Unser Moment wird durch Noahs dominante Stimme unterbrochen:

"Also das nenne ich doch mal eine echt heiße Tanzeinlage!"

So als wäre mir jetzt erst aufgefallen, dass die anderen ja auch noch da sind schaue ich plötzlich peinlich berührt auf den dreckigen Fußboden. Fynn scheint durch den Alkohol keinerlei Schamgefühl zu besitzen, oder er hat es sowieso nicht, auf jeden Fall antwortet er mit einem gewissen Stolz in der Stimme:

" Immerhin KÖNNEN wir tanzen nicht war Kat?"

"Ich..."

Zu meinem Glück werden wir von ein par Mädchen, die ziemlich billig angezogen sind, unterbrochen. Eine rothaarige legt einen Arm um Fynn und sofort spüre ich einen Stich im Herz.

Kat verdammt! Reiß dich zusammen. Er ist nicht dein Freund und Betrunkene tun oft Dinge, die sie später bereuen.

Kile scheint die Leute zu kennen, denn er fängt sofort an mit einer Brünette rumzumachen.

Von der einen auf die andere Sekunde fühle ich mich unwohl und der Raum kommt mir unheimlich bedrückend vor. Meine Lungen streben nach frischer Luft und ohne die anderen weiter zu beachten stürme ich nach draußen und lasse die kühle Nachtluft in meine Lungen strömen.
Erschöpft von meinen Gedanken lasse ich mich an einer rauen Steinwand hinunter auf den kalten Boden sinken und meine Augen treffen auf den Nachthimmel New Yorks.
Der Anblick erinnert mich an eine Unterhaltung mit Sean kurz nach dem Unfall unserer Eltern.

-Flashback-

Ich liege in den Armen meines Bruders und gemeinsam blicken wir in den Nachthimmel unserer Stadt.

"Sean? Warum sieht man in New York keine Sterne?"

Die Frage mag dumm klingen, aber in diesem Moment schien nichts dümmer zu sein als die Erkenntnis, dass wir keine Eltern mehr haben.

Das einzige, was man im Himmel sehen kann sind Farben, wie dunkles Blau, schwarz und ein dunkles Rot Orange, welche sich in ein Gemisch verwandeln, das aussieht wie ein brennendes Zelt über unseren Köpfen.

"Manche Dinge sind zu kostbar um sie jeder Zeit sehen zu können."

-Flashback Ende-

Damals habe ich nicht verstanden, was Sean damit sagen wollte, aber mit der Zeit ist mir klar geworden das man die besonderen Momente im Leben nicht oft zu Gesicht bekommt.
Zum Beispiel einen Kuss.

"Weißt du eigentlich wie unglaublich süß du aussiehst, wenn du nicht weißt, dass dich jemand beobachtet?"

Fynn taucht vor mir auf und ein besorgter Ausdruck beschattet seine Augen.

"Was machst du hier? Musst du nicht mit dieser Tussi rumknutschen?"

Sag mal spinnst du?

Fast schon verdutzt blickt er auf mich hinunter und ich frage mich ob ihn das verletzt hat.

" Ich wollte fragen, ob du mit mir von hier weg kommst. An den Strand oder so, weil ich denke, dass der Kuss eben nicht ohne Bedeutung war und ich will mit dir reden."

Er will reden? Und warte! Hat er gerade zugegeben, das ihm der Kuss eben etwas bedeutet hat?

Another Step Up StoryWhere stories live. Discover now