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Erschrocken drehe ich mich um, aber da ist niemand.
"Hallo?!"
Langsam stehe ich auf und bin dabei zur Küchenzeile zu gehen um mir ein Messer zu holen.
Man weiß ja nie, wer in New York so alles in dein Haus kommt.

Auf halbem Weg höre ich wieder die Stimme. Sie kommt mir so vertraut vor, aber sie scheint in den Tiefen meines Gedächtnis' eingesperrt gewesen zu sein.
" Kathrina. Du brauchst keine Waffe. Ich existiere nur in deinem Kopf."
Jetzt erkenne ich die Stimme wieder. Es ist die Stimme meiner Mutter.
" Mum?"
Ich kann das Grinsen meiner verstorbenen Mutter vor meinem inneren Auge sehen.
Ich war zwar noch klein, als meine Eltern auf dem Weg von Miami nach New York umgekommen sind, aber dieses Lachen könnte ich niemals vergessen.
" Ja. Schon vergessen? Ich hab dir damals bevor wir nach Miami gefahren sind geschworen, dass ich für immer bei dir bleiben werde, egal was passiert."
Jetzt bildet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht.

Ich gehe zurück zur Spiegelwand im Wohnzimmer und lasse mich vor ihr nieder. Dann schaue ich in mein Gesicht und suche Ähnlichkeiten mit meiner Mum.

Meine Mum war die Jenige, die mich zum tanzen gebracht hat. Sie hat mich damals, als ich fünf war mit zu Wettkämpfen genommen und seid dem kann ich es nicht mehr lassen zu tanzen. Ihr Traum war es immer auf die Dance Acadamy zu gehen, aber ihre Eltern haben ihr es damals immer verboten, weil sie genau wussten, dass man mit tanzen kein Geld verdienen kann. Meine Mutter hat ihren Traum aber niemals aufgegeben und hat gegen ihre Eltern angekämpft. Ich hab mir bei der Beerdigung vor zwei Jahren fest vorgenommen den Traum meiner Mum zu vollenden. Und jetzt bekomme ich Zweifel.

"Du brauchst keine Zweifel zu haben. Du hast dein ganzes Leben für die Acadamy trainiert und jetzt hast du Angst?"

Ich schaue in meine grünen Augen. In ihnen sehe ich keine Angst, sondern puren Kampfgeist. Ich will den Kampf gewinnen. Und ich kann es schaffen. Das Mädchen im Spiegel kneift leicht die Augen zusammen und schüttelt langsam den Kopf. Dann stehe ich auf und drehe mich einmal im Kreis.

" Nein Mum, ich gebe ganz bestimmt nicht auf!"

Ich atme ein par Mal tief durch und versiegele die Gedanken an meine Eltern wieder in meinem Gehirn. Plötzlich knurrt mein Magen und ich beschließe mir Pfannkuchen zu machen.

Die Nachtluft in New York ist im Sommer angenehm kühl und erfrischend. Nach dem Essen brauchte ich ein bisschen frische Luft und bin zu meinem Lieblingsplatz gegangen. Dem Dach. Ja, es ist auch der Ort, an dem Sean mich vor den Bullen beschützt hat, aber immer noch der beste Ort in der ganzen Stadt. Von Oben könnte man meinen New York wäre ein Meer voller Lichter. Die Stadt die niemals schläft halt. Wenn du unten durch die Straßen läufst kommt es dir immer wahnsinnig laut vor mit den ganzen Autohupen und den vielen Menschen, die täglich herumlaufen, aber hier oben fühlt man sich anders. Ich komme immer hier her, wenn ich nachdenken muss oder ganz einfach, wenn ich Ruhe vor meinem Bruder brauche und mich daran erinnern muss warum ich gehört werden will. Wenn man nämlich über alle Dächer der Stadt gucken kann merkt man wiedermal wie klein man eigentlich ist. Mir versetzt das jedes Mal einen Stich, wenn mich diese Erkenntnis trifft.

Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es schon kurz nach Zwölf ist. Sean sollte langsam mal nach Hause kommen, denn er hat morgen ein Vorstellungsgespräch bei Blacks Industries, einem Unternehmen, welches Musikvideos dreht. Natürlich bewirbt er sich dort als Tänzer. Manchmal mache ich mir sogar Sorgen um ihn, denn seit dem Unfall hat er öfters mal ein Glas zu viel getrunken und das ist alles andere als gut für einen Sportler.

Meine Augen schließen sich und ich genieße noch kurz den Moment bis ich wieder runter gehe und mich ins Bett lege.

Noch sechs Wochen arbeiten.

Another Step Up StoryWhere stories live. Discover now