Another Step Up Story

-7-

Mein Kopf schnellt nach oben.
"Mein Bruder ist was?!"

Ich weiß, dass ich mich nicht verhört habe, aber nachfragen kann man ja trotzdem nochmal.
Fynn schaut mich belustigt an.
"Dein Bruder hat die Stelle als Tänzer bei Blacks Industries bekommen."

Ich schmeiße das Tuch auf die Ablage und laufe um die Theke herum. Dann tue ich etwas, was ich lieber nicht getan hätte. Ich lege meine Arme um Fynns Bauch und umarme ihn so fest ich kann. Erst danach fällt mir auf, wie peinlich das ist.
"Es tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe kommen."
Er lacht.
Fynn lacht einfach nur und sein Lachen ist zauberhaft.
" Hat sie wieder was kaputt gemacht?"

Wir drehen uns beide zu Aiden, der auf uns zu kommt.
" Für wie blöd hälst du mich Aiden? Ich bin zwar die Schwester von Sean, aber so bekloppt wie mein Bruder kann man doch gar nicht sein."
Ein schelmisches Grinsen bildet sich auf seinen Lippen.
" Da sei dir mal nicht so sicher Kat. Zufällig weiß ich, dass du auch schon ganz schön viel scheiße gemacht hast."

Ich schlage ihm spielerisch gegen den Arm und muss lachen. Die peinliche Atmosphäre ist wie weggeblasen.

Erst als ich mich umdrehe um den Rest sauber zu machen fällt mir auf, dass Fynn schon wieder nach draußen gegangen ist.

Es taucht wieder die Frage in meinem Kopf auf, warum er das mit dem Job von Sean wusste, bevor Sean mir irgendetwas davon gesagt hat.

Also drehe ich mich zu Aiden um, der gerade neue Tassen in den Schrank einsortiert und frage ihn:
"Hey, Aiden? Hast du ne Idee, warum Sean mir nichts davon erzählt hat, wie das Bewerbungsgespräch für ihn gelaufen ist?"
Er dreht sich um und sieht so aus, als hätte er einen bitteren Geschmack im Mund. Dann überlegt er kurz und zuckt mit den Schultern. Irgendetwas ist komisch an der Sache.
" Ach komm schon. Als ob der beste Freund das nicht wissen würde. Du verheimlichst doch was."
Ich gehe auf ihn zu und stütze meine Ellenbogen auf dem Tresen ab. Aiden dreht sich um und sein Ton lässt mich wieder zurückweichen.
"Hör zu Kathrina, ich kann es dir nicht sagen, da musst du Sean selber fragen."
Er nennt mich nicht oft bei meinem richtigen Namen. Eigentlich nie.

Verstehend nicke ich mit dem Kopf und schmeiße das Tuch, mit dem ich eben noch gewischt habe vor ihn hin. "Na schön, dann gehe ich jetzt zu ihm. Du machst ja sowieso gleich zu."
Aiden lässt mich gehen.

Beim herausgehen sehe ich Fynn, wie er bei dem Battle-Platz steht und tanzt. Er tanzt verdammt gut und ich merke, wie sich ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch breit macht.
" Hör auf mit dem Scheiß Kat!"
Mein Kopf hat recht. Ich sollte meinen Bruder jetzt zur Rede stellen.

Als ich zu Hause ankomme höre ich die Musik bereits im Treppenhaus. Natürlich trainiert er wieder. Ich drehe den Schlüssel im Schloss und öffne die Tür. Dann schmeiße ich meine Sachen im Flur auf den Boden und gehe geradewegs zu Sean.
Als ich ihn tanzen sehe zögere ich kurz, denn es ist einfach so wunderschön zuzusehen, wie er sich zu der Musik bewegt.
Er ist einer der besten Tänzer, die ich kenne.
Aber ich bin ja nicht ohne Grund hier.
Gerade dreht er sich als ich ihn am Arm packe und festhalte.
Eigentlich ist er viel stärker als ich, aber beim tanzen wird jeder von uns in gewisser Weise schwach.
Sein Köper ist geschwitzt und jetzt klebt auch meine Hand. Ich lasse ihn los und gucke ihn vorwurfsvoll an.
"Was soll das? Warum weiß dieser Fynn vor mir, dass du diesen Job bekommen hast?"
Sean sieht verunsichert aus. Er zieht die Lippe zwischen die Zähne und wirft mir seinen Hundeblick zu.
" Kat..., ich wollte es dir ja sagen, aber..."
Jetzt werde ich sauer.
"Aber was?! Und komm mir jetzt ja nicht mit diesem Blick Sean!" Vielleicht reagiere ich über, aber so etwas regt mich auf.

Nach dem Tod unserer Eltern hatten er und ich uns versprochen immer ehrlich zueinander zu sein und jetzt habe ich ein ungutes Gefühl im Magen.

Erst als mein Bruder auf mich zukommt und seine Arme um mich legen will merke ich, dass ich weine. " Tut mir Leid Kat. Ehrlich, ich wollte es dir in Ruhe sagen und nicht am Telefon."
Ich schlage seine Arme weg und setzte mich auf den Boden.

Jetzt bin ich wieder die kleine Schwester, die nichts auf die Reihe bekommt. Meine Kräfte sind am Ende.

"Und warum weiß Fynn es dann?" Sean zuckt mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Vielleicht weiß er es von Aiden."

Ich antworte ihm nicht mehr. Ohne irgendetwas zu sagen gehe ich nach draußen und steige auf das Hausdach. Ich brauche Zeit für mich selber. Ich brauche Zeit um zu überlegen, was ich jetzt machen soll.

Soll ich mich freuen und das ganze vergessen oder soll ich der Sache auf den Grund gehen?