TWENTYSEVEN

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...Jetzt steh ich am Ufer.
Die Flut unter mir.
Das Wasser zum Hals.
Warum bist du nicht hier.

Ich will dich einmal noch lieben
wie beim allerersten Mal.
Will dich einmal noch küssen
in deinen offenen Haaren.

Ich will einmal noch schlafen,
schlafen bei dir.
Dir einmal noch nah sein
bevor ich dich
für immer verlier'.

Wer achtet auf mich jetzt,
dass ich mich nicht verlauf'?
Und wenn ich jetzt falle,
wer fängt mich dann auf?...

Eiserner Steg/Akustik Version - Philipp Poisel

April 1994

"Daaaaad. Ella hat schon wieder alle Hobnob's aufgegessen." der kleine Junge mit dem dunklen Haar und leuchtend blauen Augen, stemmte seine kleinen Arme gegen seine Seiten und blickte finster in die Richtung seiner Schwester. Diese saß mit einem triumphierenden Grinsen auf dem Baumhaus, das sie zusammen mit Granddad gebaut hatten und schien ihren Sieg ordentlich zu genießen. 

"Du bist eben nicht schnell genug, Rhion." war ihr Kommentar als sie auch noch den letzten, mit Schokolade überzogenen, Keks in ihren Mund schob und genüsslich darauf herumkaute. Der Vater sah kopfschüttelnd zwischen seine beiden zankenden Kindern hin und her und seufzte leise als er sich zu seinem siebenjährigen Sohn hinab beugte. Rhion sah ihm wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Jeder der die Familie kennen lernte bestätigte seine Feststellung lautstark und seine eigene Mutter, also Rhions und Ellas Grandma, konnte oft gar nicht aufhören darüber zu schwärmen wie ähnlich sie sich doch seien. Was ihn allerdings am allermeisten erstaunte war die Tatsache, dass die zwei Männer im Haushalt, wie er immer so liebevoll hervor brachte wenn Rhion sich wieder unterdrückt von seiner Schwester fühlte, auch innerlich viele Gemeinsamkeiten hatten. Während Ella ihrer Mutter in Witz, Charm und Lautstärke nichts nachstand, war Rhion ebenso ruhig, in sich gekehrt und beobachtend wie er selbst.

"Weißt du was, Freund." er zwinkerte seinem Sohn zu und zog ihn etwas näher zu sich ran "Ich glaube ich weiß wo Mum die Hobnob's Vorräte lagert. Wenn wir ganz vorsichtig sind, können wir uns eine Rolle stibitzen und sie am Steg unten gerecht zwischen uns aufteilen. Was hältst du von der Idee?"

Und als der Sohn seinen Vater ansah, hätte sogar ein Blinder verstanden was der Junge für den Älteren empfand. 

Bedingungslose Liebe.

Jetzt/Rhion

Die schier unbändige Wut die durch meinen Körper pulsierte, benebelte meinen Verstand und meine Sicht beinahe vollkommen. Alles woran ich denken konnte war, das ich drauf und dran war alles zu verlieren.

Und so sehr ich auch versuchte einen Schuldigen zu finden, wusste ich das es keinen gab. Vielleicht hätte ich noch das Schicksal oder Karma dafür verantwortlich machen können, aber was hätte mir das gebracht? Und als so auf Alan hinab sah, die Angst in seinen Gesichtszügen klar erkennbar, war ich bereit sein Leben zu opfern um meine Fantasie weiter leben zu lassen. Ich fühlte mich wie der hilflose kleine Junge der ich einmal gewesen war, dem man immer alles weggenommen hatte. Doch jetzt hatte ich keine Hilfe von dem Mann, der mir das Meiste bedeutet hatte, ich hatte niemanden der mir helfen konnte. Ich musste mir selber helfen. Mein Griff um Alans Hals hatte sich versteift, als ich mit toten Augen auf ihn hinab sah und nur darauf wartete das endlich vorbei war. Dem Eindringling in mir bereitete es gerade zu euphorische Freude, dass ich im Begriff war einen unschuldigen Menschen zu töten. Sein schrilles Kreischen hallte durch meinen Kopf wie das tosende Applaudieren eines Wahnsinnigen und doch konnte ich nicht von meinem Opfer ablassen. 

Doch Alan wollte einfach nicht sterben. Er würgte und keuchte und zappelte, wie ein Fisch auf trockenen Boden. Seine Augen quollen aus den Höhlen heraus und doch hielt er an seinem Leben fest. Ein zutiefst verzweifelter Ton entwich meinem Mund als ich noch ein wenig fester zudrückte. Und dann wurde ich plötzlich zu Boden gerissen.

In my veinsWhere stories live. Discover now