»Epilog

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(Bitte löscht das Buch noch nicht aus eurer Bibliothek, auch wenn das hier der Epilog ist, kommen noch ein paar Informationen.)

E P I L O G

Es war bereits spät am Abend, als ich nach Hause kam. Mein Vater war erneut bei meinen Großeltern in Edinburgh und hatte mir somit den Freiraum gegeben, den ich brauchte. Seufzend legte ich den Schlüssel auf die Kommode neben der Tür und betrat das Wohnzimmer. Es war dunkel, doch ich machte mir nicht die Mühe Licht anzumachen.

Stattdessen streifte ich meine Jacke ab und warf sie über einen der Stühle am Esstisch. Dann setzte ich mich auf das Sofa. Es war so viel passiert und ich wusste nicht, woher ich die Kraft nehmen sollte, um alles zu verarbeiten. Für ein paar Minuten saß ich einfach nur schweigend da. Die Dunkelheit schien sämtliche Emotionen aus mir herauszuziehen. Leise seufzte ich auf und streifte mit den Fingerspitzen über die weiche Oberfläche des Polsters neben mir. Er schien überall zu sein.

Es waren bereits ein paar Tage vergangen, seitdem er nicht mehr da war. Auch wenn ich nie damit gerechnet hatte, so fehlte er mir sehr. Ich fühlte mich deswegen sogar etwas schlecht, weil ich ihm versprochen hatte, nicht an ihn zu denken, doch die Leere, die er da gelassen hatte, machte es mir noch schwerer.

Ich hatte Liam geliebt. Ich hatte ihn mit allem geliebt, was ich jemals gehabt hatte. Ich war dazu bereit gewesen, ihm noch mehr zu geben, ihn mir zu geben - was allerdings nur dazu geführt hatte, dass nun ein riesiges Loch in mir klaffte, das sich anfühlte, als würde es keiner mehr füllen können. Ein leises Seufzen entfuhr mir, als ich meine Augen schloss und den Kopf nach hinten fallen ließ. Ich konnte nicht verhindern, wie sich alles erneut vor meinem geistigen Auge abspielte.

Es waren ein paar Wochen seit unserer gemeinsamen Nacht nach dem Schulball vergangen und ich fühlte mich so gut wie noch nie zuvor. Liam schien es genauso zu gehen - das Lächeln, welches er nie gerne gezeigt hatte, entdeckte man nun öfter auf den vollen Lippen. Ich wusste nicht was wir waren, aber es fühlte sich gut an und richtig an. Seit der Nacht hatten wir viel Zeit zusammen verbracht. Auch wenn wir noch ziemlich unsicher im Bezug aufeinander waren, so machte es mir jedoch nicht viel aus, denn ich wusste einfach, dass es sich nach der Zeit legen würde. Trotzdem liebte ich es, Zeit mit ihm zu verbringen. Selbst wenn wir nur auf der Mauer vor der Schule herumgesessen hatten, seine Arme um meine Hüfte geschlungen, während ich mich gegen seine Brust gelehnt hatte, oder ob wir einfach nur zum Essen ausgegangen waren, erfüllte mich ein Gefühl von Glück. Seine Nähe war das wichtigste für mich. Mehr brauchte ich nicht.

Jedes Mal, wenn wir gemeinsam unterwegs waren, musste ich an Zayn denken. Seit unserem Gespräch hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Der Gedanke ihn verloren zu haben tat weh - er tat mir mehr weh, als ich es jemals angenommen hatte - doch er hatte gewusst, dass es so zwischen uns enden würde, bevor ich es überhaupt geahnt hatte. Ich vermisste ihn. Sehr sogar. Doch wir hatten beide unsere Entscheidungen getroffen und damit mussten wir beide leben - auch, wenn es mir schwer fiel. Wenn ich in manchen Momenten an den Abend am Fluss nachdachte, so wünschte ich mir, dass ich die Zeit einfach nochmal zurückdrehen könnte, um alles anders zu machen. Doch dafür war es zu spät.

Jedes Mal, wenn Liam und ich uns sahen, schien er zu bemerken, dass etwas mit mir los war, doch er vermied es, mich darauf anzusprechen und das war etwas wofür ich ihm unendlich dankbar war. Er wusste, was ich für ein Opfer ich gebracht hatte, um mit ihm zusammen sein zu können. An seinen Blicken, die er mir gelegentlich zugeworfen hatte, sah ich, dass er sich um Klaren darüber war, was zwischen Zayn und mir passiert war. Wir hatten nie darüber geredet, doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass er sich deswegen schuldig fühlte, auch wenn er Zayn nie wirklich gemocht hatte. Zayn und mich hatte eine lebenslange Freundschaft verbunden, die wegen Liam zerbrochen war. Ich konnte verstehen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, doch es war ganz allein die Entscheidung von meinem besten Freund und mir gewesen.

Rock meWhere stories live. Discover now