Kapitel 32: Letzte Etappe

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Als ich aus dem Wohnwagen komme, steht Mama am Mülleimer und hat die Windeln noch in der Hand. Neben ihr steht die Mama von anderen Kindern, die mit uns auf dem Spielplatz waren.

Andere Frau: „Braucht ihre große noch Windeln? Die ist doch schon viel zu groß dafür. Kinder müssen doch lernen aufs Klo zu gehen."

Beate: „Es gibt auch Erwachsene, die noch Windeln brauchen. Also ist sie offensichtlich NICHT zu groß dafür. Und aufs Klo gehen, hat sie auch vor Jahren schon gelernt."

Andere Frau: „Und warum ziehen Sie ihr dann Windeln an? Nur um nicht unterwegs anhalten zu müssen? Das arme Kind..."

Beate: „Nein, ich bin nicht zu faul anzuhalten. Aber ohne Windel hat sie immer wieder Pipi Unfälle."

Andere Frau: „Dann ist sie doch zu faul aufs Klo zu gehen."

Beate: „JETZT SCHLÄGTS ABER DREIZEHN! Das können Sie weder beurteilen noch haben Sie das Recht dazu, so was zu unterstellen. Wir waren schon beim Arzt und der hat bestätigt, dass sie nichts dafür kann. Es ist eine leichte Form der Inkontinenz."

Andere Frau: „Entschuldigung, das habe ich nicht gewusst. Das tut mir leid für Sie, da werden Sie ja noch lange wickeln müssen."

Beate: „Eigentlich muss ich viel weniger wickeln, seit meine Große auch wieder Windeln trägt. Die wechselt die normalerweise selbst und wickelt seit dem auch oft die Kleine. Außerdem gibt es schlimmeres. Windeln sind ein ganz normales Hilfsmittel, genau wie eine Brille. Nur sind Windeln bei Erwachsenen halt immer noch ein Tabuthema."

Andere Frau: „So habe ich das noch gar nicht betrachtet, da muss ich mal drüber nachdenken."

Mama hat endlich die Windeln weggeschmissen und wir können weiter fahren. So lange fahren ist echt langweilig. Wir hören inzwischen TKKG. Mark ist wohl schon müde, oder er denkt über irgendwas nach was ihn beschäftigt. Jedenfalls hat er seinen Daumen im Mund.

Anne: „Mama, ich hab Durst."

Beate: „Oh, ich hab deine Flasche gar nicht aufgefüllt. Da musst du aus der großen Wasserflasche trinken. Denkst du das klappt? Sonst muss ich hier versuchen umzufüllen."

Anne: „Mama, ich bin doch schon groß, ich kann das."

Mama dreht sich um und gibt mir die Flasche.

Beate: „Ach Mark, wo ich dich mit dem Daumen im Mund sehe, fällt mir wieder ein, dass ich da ja noch mal mit dir drüber reden wollte. Ich hab am Montag die Kinderärztin gefragt und ich dachte, dass die uns sagt, dass wir dir das abgewöhnen sollen. Hat sie aber nicht."

Mark wird ein bisschen rot und ich merke, dass er noch fester saugt. Ich glaube ihm ist es peinlich, das Mama wiedermal den Daumen anspricht.

Beate: „Keine Sorge, sie hat auch nicht gesagt, dass wir ihn abschneiden sollen. Sie hat gesagt, dass sie selbst auch lang am Daumen gelutscht hat und dass du dir das nur selbst abgewöhnen kannst und dass du das nur kannst, wenn du es selbst willst. Aber ich soll dir sagen, dass du halt wissen musst, dass dich dafür auch mal Kinder auslachen können. Da darfst du dich zwar drüber beschweren, aber damit musst du dann leben. Außerdem hat sie gesagt, dass es nicht gut für die Zähne ist und auch nicht gut für die Haut. Wir sollen dir lieber das hier geben. Das ist zwar noch ein bisschen peinlicher aber es ist nicht so schlimm für die Zähne. Entscheiden ob du aufhörst, oder das benutzt oder weiter am Daumen lutschst, musst du selbst."

Mama gibt Mark ein kleines Päckchen. Es ist wie ein Geschenk eingepackt, aber nicht mit Geschenkpapier sondern mit Zeitung. Mark schaut irritiert. Ich wundere mich auch erst mal, aber dann muss ich grinsen. Ich glaube, ich weiß, was da drin ist. Mark starrt immer noch auf das Päckchen. Der hat bestimmt keine Idee, was das ist.

Beate: „Mach es ruhig auf, das beißt nicht. Aber ich denke, du musst vorher den Daumen raus nehmen, mit einer Hand wird das schwierig."

Mark nimmt den Daumen raus und fängt an auszupacken. Unter der Zeitung ist ein Karton. Als er ihn auf macht und den Schnuller raus holt, blitzt es. Wir schauen erschrocken hoch. Mama hat das Handy in der Hand und hat uns fotografiert.

Mark: „Mama, das ist gemein, warum hast du mich fotografiert?"

Beate: „Papa will später bestimmt auch sehen, was du für ein Gesicht gemacht hast, als du gesehen hast, was da drin ist und du schaust doch auch gerne Bilder. Wenn ich nicht fotografiere, kannst du auch keine Bilder schauen."

Mark: „Und warum schenkst du mir einen Schnuller? Ich bin doch kein Baby."

Beate: „Aber du nuckelst noch am Daumen, wo ist der Unterschied, ob du am Daumen nuckelst oder am Schnuller? Du kannst es ja im Urlaub mal ausprobieren, da kennt dich ja keiner. Du kannst ihn auch nur im Bett benutzen, das sieht dann niemand und ist besser für die Zähne und die Haut. Wir müssen ihn nur alle paar Tage mal sauber machen. Probier' ihn doch einfach mal aus."

Mark: „Nur wenn du nicht fotografierst. Hast du für Anne auch einen?"

Beate: „Nein, die nuckelt doch nicht am Daumen. Aber ich habe noch einen Ersatzschnuller für dich. Die gibt es nur im Zweierpack."

Mark: „Das ist peinlich. Ich weiß nicht. Anne, machst du mit? Probierst du auch mal den Schnuller aus?"

Hm, neugierig bin ich schon, der Schnuller sieht viel größer aus als der von Maren. Vorne drauf ist ein Auto.

Anne: „Hm, ich weiß nicht. Wenn du magst. Aber ich muss den nicht drin lassen, ich darf den gleich wieder raus machen okay? Und Mama, du darfst nicht fotografieren!"

Mama kramt in der Handtasche und gibt mir den Ersatzschnuller. Mark schaut mich an.

Mark: „Auf drei, okay?"

Ich nicke.

Mark: „Eins, zwei, drei!"

Wir stecken die Schnuller rein. Das fühlt sich irgendwie komisch an, aber irgendwie auch gut. Ich sauge und spiele mit der Zunge am Schnuller. Er schmeckt irgendwie ein bisschen nach Gummi, das ist komisch. Ich schaue Mark an, der nuckelt auch am Schnuller. Das sieht komisch aus. Ich muss grinsen. Dabei fällt mir fast der Schnuller aus dem Mund. Ich ziehe in raus und schaue ihn an. Da ist natürlich auch ein Auto drauf. Da hat Mama bestimmt eine Weile gesucht, bis sie die im Laden gefunden hat. Mama greift nach hinten und zieht Mark den Schnuller raus.

Mark: „He, was soll das?"

Beate: „Ich will nur was ausprobieren."

Mama steckt Mark den Schnuller wieder rein, aber falsch herum. Mark merkt das und dreht ihn um und zwar ohne Hände! Das muss ich auch probieren. Es dauert ein paar Sekunden, bis es klappt.

Beate: „Könnt ihr ihn auch wieder andersrum drehen?"

Das ist deutlich schwieriger aber am Ende klappt es. Das Spiel ist lustig aber nach ein paar Minuten habe ich keine Lust mehr. Außerdem habe ich noch mal Durst.

Anne: „Mama, kann ich noch was zu trinken haben?"

Mama gibt mir die Flasche und ich gebe ihr den Schnuller zurück. Wir fahren noch eine Weile. Mark hat den Schnuller immer noch im Mund. Die Sonne geht unter.

Gert: „So, wir sind gleich da."

Anne trägt wieder WindelnWhere stories live. Discover now