Kapitel 15: auf zum Kinderarzt

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Mama macht den Rollladen hoch und ich wache auf. Puh ist das hell. Ich ziehe die Bettdecke über den Kopf. Unter der Bettdecke riecht es ein kleines bisschen nach Pipi. Aber nur ein ganz kleines bisschen. Trotzdem ist das Bett trocken. Mein Kopf fängt langsam an, aufzuwachen. Mir wird klar, dass es mal wieder eine gute Idee war, mit Windel zu schlafen. Ich suche mit den Händen nach meinem Hasen und er drückt mich. Seine Windel ist noch trocken. Meine Gedanken beginnen zu kreisen. Ich mag kein Pipi Problem mehr haben. Ich mag aber auch nicht alle paar Minuten aufs Klo geschickt werden. Und ich will auch nicht, dass ich im Kindergarten auf dem Wickeltisch liege und das jemand sieht. Aber ich habe ja immer wieder Unfälle. Am Wochenende war es ja auch ab und zu wieder knapp. Mit Pampers war das eigentlich nicht schlimm und ich musste nicht zum Klo rennen. Wenn ich nachts keine an gehabt hätte, wäre jetzt wieder zwei Mal hintereinander das Bett nass gewesen. Das passiert zwar nicht jede Woche aber im nassen Bett aufwachen ist auch ziemlich eklig. Da brauche ich dann immer Mama zum Nachthemd ausziehen, weil das an mir dran klebt. Das fühlt sich dann immer kalt an und stinkt ziemlich kräftig nach Pipi. Mama macht dann immer gleich die Waschmaschine an und ich muss schnell in die Dusche. Umziehen im Kindergarten ist auch doof. Da stehe ich normalerweise auch auf dem Wickeltisch. Außerdem können die Kinder im Gruppenraum meistens sehen, dass ich in die Hose gemacht habe. Das ist auch doof. Aber Kindergarten ist ansonsten toll. Da haben wir so tolle Spielsachen und da sind meine Freunde und wir erleben spannende Sachen. Das Pipi Problem ist wirklich doof.

So langsam haben sich meine Augen an das Licht gewöhnt und ich stehe auf. Im Bad ziehe ich die nasse Windel aus und gehe aufs Klo. Mark ist wohl schon fertig mit Zähneputzen. Mama kommt ins Bad, macht die Tür zu und nimmt die zusammengerollte Windel in die Hand.

Beate: „Wie machen wir das heute mit den Windeln?Â"

Anne: „Ich will nicht, dass mich im Kindergarten jemand beim Wickeln sieht. Aber ich will auch kein Pipi Problem haben.Â"

Beate: „Ene mehne Meck, Pipi Problem ist weg. Hex, Hex!Â"

Anne: „Du bist doof. Du kannst nicht hexen. Das kann nur Bibi Blocksberg und das weißt du. Und außerdem ist das nur eine Geschichte. Das gibt es nicht in Wirklichkeit.Â"

Beate: „Du hast recht. Aber du gehst heute Morgen gar nicht in den Kindergarten, wir müssen zum Kinderarzt zum Impfen. Da müssen wir eine Halbe Stunde fahren und das ist die Strecke, an der man nicht anhalten kann. Du weist schon, die Strecke wo es auch zum Indoorspielplatz geht. Wenn Mark in die Schule läuft bringe ich Maren mit dem Fahrrad in den Kindergarten. Wenn ich wieder da bin, müssen wir los. Was hältst du davon: Wir frühstücken gleich zusammen und wenn ich wieder da bin, gehst du noch mal aufs Klo und ziehst dann zur Sicherheit eine Windel an. Die können wir dann beim Arzt auf dem Klo schnell ausziehen.Â"

Anne: „Okay.Â"

Beate: „Aber wir müssen mit der Kinderärztin sowieso über dein Pipi Problem reden.Â"

Anne: „Ich will aber nicht, dass die Ärztin das erfährt. Das ist peinlich.Â"

Beate: „Das geht nicht anders und wenn wir es ihr erzählen, kann sie vielleicht herausfinden, woran das liegt und vielleicht weiß die dann, wie wir das ändern können. Und die erzählt das wirklich nicht weiter. Ärzte müssen die Geheimnisse der Patienten für sich behalten.Â"

Anne: „Hm, wennÂ's sein mussÂ... Darf mein Kuschelhase mit?Â"

Beate: „Natürlich.Â"

Ich bin auf dem Klo fertig und stehe auf. Mama gibt mir einen Waschlappen und ich wasche mich da, wo die Windel war. Danach putze ich die Zähne und gehe mich anziehen. Ich suche mir wieder einen Rock und eine Leggins aus, das war zum Windel verstecken ja das richtige.



Nach dem Frühstück läuft Mark los und Mama packt eine Tüte mit Wechselklamotten für mich in den Fahrradkorb am Lenker und Maren auf den Kindersitz auf dem Gepäckträger. Maren protestiert, weil sie mit dem Laufrad fahren will aber Mama sagt, dass sie es heute eilig hat und es deshalb nicht anders geht.

Als sie wieder da ist, schickt sie mich noch mal aufs Klo und wartet dann am Wickeltisch. Wenn außer Mama und mir keiner im Haus ist, ist das gar nicht so komisch. Da bräuchte ich keinen Rock drüber. Ich hole meinen Hasen.

Anne: „Komm, wir gehen zum Kinderarzt. Du musst mich drücken, wenn ich gepiekst werde und auch, wenn Mama von meinem Pipi Problem erzählt.Â"

Mein Hase setzt sich auf meinen Arm und drückt mich. Seine Windel ist noch trocken. Er hat wohl kein Problem damit, dass man die sieht. Oder er weiß, dass ich auch eine anhabe und will nicht, dass ich die einzige mit Windel bin. Ich habe einfach einen tollen Hasen.



Beim Kinderarzt gibt Mama die Krankenkassenkarte der Frau am Empfang.

Empfangsdame: „Hallo Anne, ihr könnt gleich in Zimmer zwei. Ihr habt Glück heute ist wenig los, da müsst ihr nicht warten.Â"

Ich erschrecke, ich will doch vorher noch auf dem Klo die Windel ausziehen.

Beate: „Wir gehen nur noch schnell aufs Klo.Â"

Gut, Mama hat auch daran gedacht. Wir gehen aufs Klo, Mama stopft die trockene Windel in die Handtasche und legt mir Klopapier auf die Klobrille. Nach dem Händewaschen gehen wir in Zimmer zwei. Hier gibt es eine Liege an der so eine schiefe Wand zum Hochklettern dran ist, dass auch die Kleinen alleine hoch kommen. Ich brauche die nicht und springe einfach hoch. Außerdem gibt es noch einen Schreibtisch und drei Stühle. Einen für die Ärztin und zwei auf der anderen Seite.

Die Arzthelferin bringt eine kleine Schale mit einer Spritze und stellt sie auf den Tisch. Nach ein paar Minuten kommt Frau Dr. Will zu uns.

Dr. Will: „Guten Morgen Anne. Ihr habt heute Glück. Es kam nur einer mit einem Notfall und zwei Kinder, die heute eine U Untersuchung gehabt hätten sind krank. So habe ich mal wirklich Zeit und es bildet sich kein Stau. Meine Kollegin kann sich um die anderen Patienten kümmern, wir haben die Praxis ja zu zweit. Ich habe gehört, du bist heute nicht nur zum Impfen da?Â"

Ich nicke, werde rot und verstecke mich hinter meinem Hasen.

Beate: „Ja, guten Morgen Frau Will.Â"

Frau Dr. Will gibt am PC das Passwort ein und schaut auf den Bildschirm.

Dr. Will: „Dann bräuchte ich erst mal den Impfpass, damit fangen wir an, das geht am schnellsten.Â"

Mama gibt ihr den Impfpass und ich bekomme die Spritze in den Arm. Autsch. Ist aber eigentlich gar nicht schlimm, das ist nur ein ganz kleiner Pieks. Ich bekomme ein Pflaster und danach juckt der Arm an der Stelle, fühlt sich irgendwie an, wie ein Mückenstich.

Dr. Will: „Das hast du gut gemacht. Das wäre erledigt. Dann erzählt mal, was ihr für ein Problem habt. Anne, magst du erzählen oder soll deine Mama anfangen?Â"

Ich schüttele den Kopf, hüpfe von der liege, verkrieche mich auf Mamas Schoß und drücke meinen Hasen an mich. Das ist mir ziemlich peinlich. Mama streichelt mir über den Rücken.

Beate: „Wir haben in letzter Zeit sehr viele Pipi Unfälle. Anne war ja mit drei Jahren trocken, aber wir hatten immer mal so alle drei bis vier Wochen ein nasses Bett und vielleicht alle ein bis zwei Wochen tagsüber eine nasse Hose. Aber seit Herbst ist das immer mehr geworden. Inzwischen ist das Bett im Schnitt zwei Mal pro Woche nass und Tagsüber hat sie letzte Woche fünf oder sechs Unfälle gehabt. Das ist tagsüber oft so, dass sie zum Klo rennt und es dann doch nicht rechtzeitig schafft. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Sie hat sich auch angewöhnt, wenig zu trinkenÂ...Â"

Dr. Will: „Anne, das ist bestimmt peinlich, aber glaub mir, solche Sachen höre ich oft. Ich sehe ja jeden Tag ganz viele Kinder hier und da gibt es alle paar Tage ein Kind, dem Pipi Unfälle passieren. Ich lass mir da jetzt von deiner Mama noch ein bisschen mehr erzählen und dann machen wir auf jeden Fall noch eine Ultraschall Untersuchung. Das tut nicht weh. Danach sehen wir weiter, was wir machen können, dass das Problem kleiner wird. Magst du oder dein Hase auch was erzählen?Â"

Anne: „Ich mach das wirklich nicht mit Absicht und es ist total ekelig und peinlich, wenn ich eine nasse Hose habe oder ein nasses Bett.Â"

Dr. Will: „Anne, wachst du denn manchmal nachts auf, weil du aufs Klo musst?Â"

Anne: „Nein, aber manchmal wache ich auf, wenn ich was doofes geträumt habe und dann gehe ich zu Mama zum weiterschlafen und vorher schickt mich Mama dann noch mal aufs Klo.Â"

Dr. Will: „Und wachst du auf, wenn du Pipi ins Bett gemacht hast? Oder erst morgens?Â"

Ich verstecke mich wieder hinter meinem Hasen. Mama soll antworten.

Beate: „Nein, Anne wacht da nicht auf. Wir merken es immer erst morgens. Ich verstehe auch nicht, warum es tagsüber schlimmer ist als nachts, Kinder werden ja zuerst tagsüber trocken.Â"

Dr. Will: „Das stimmt zwar in der Regel, aber Pipi Unfälle tagsüber und Bettnässen sind zwei verschiedene Sachen die auch unterschiedliche Ursachen haben. Die Ursachen überschneiden sich teilweise auch. Erst mal zum Bettnässen: Da gibt es zwei Hauptgründe: Im Schlaf wird normalerweise weniger Urin produziert als tagsüber, bei manchen Kindern ist aber zu wenig von dem Hormon da, dass das steuert. Dadurch produzieren sie nachts zu viel Pipi und irgendwann läuft es aus. Das ist bei Anne aber sicherlich nicht das Problem, sonst wäre sie jede Nacht nass, in der sie nicht aufwacht und aufs Klo geht. Die andere Ursache ist, dass Kinder im Schlaf nicht merken, wenn die Blase voll ist und dann auslaufen. Das ist vermutlich hier der Fall. Das kann entweder daran liegen, dass sie zu tief und fest schläft, oder aber daran, dass sie das einfach zu wenig merkt weil die Sensorik nicht so empfindlich ist. Ich vermute es ist letzteres, das würde auch erklären, warum es tagsüber öfter passiert. Sie merkt es einfach kaum, wenn die Blase voll ist. Sie bekommen von mir auf jeden Fall eine Ãœberweisung zum Kinderurologen. Ich empfehle da Dr. Schreiber, der macht das richtig gut, ich habe da schon viele meiner Patienten hin geschickt. Da müssen Sie ein Stück fahren, aber er ist sowieso der einzige hier in der Gegend. Es gibt auch noch viele andere Ursachen, deshalb machen wir ja auch gleich den Ultraschall. Dafür müssen wir aber in ein anders Zimmer.Â"

Wir gehen zusammen durch den Flur zu einem anderen Raum am Ende der Praxis. Eigentlich sieht der so ähnlich aus. Nur das neben der Liege ein ziemlich komischer Computer mit Schläuchen dran steht und in der Ecke ist ein Waschbecken.

Dr. Will: „So, Anne, jetzt kannst du mal dein T-Shirt und deinen Rock ausziehen und dich hier hin legen, dann machen wir den Ultraschall.Â"

Ich verkrieche mich bei Mama und fange an, ein bisschen zu weinen. Das ist alles so peinlich und ich weiß nicht, was Ultraschall ist. Das Wort macht mir ein bisschen Angst.

Dr. Will: „Lass mich raten, deine Mama hat gesagt, weil du so viele Pipi Unfälle hast, musst du wieder eine Windel anziehen und dir ist das peinlich, dass ich die gleich sehen kann.Â"

Ich schüttele den Kopf und drücke meinen Hasen.

Beate: „So ganz falsch ist die Vermutung nicht, sie hatte vorhin eine an, nur zur Sicherheit, weil auf der Autobahn ja kein Klo in der Nähe ist, die haben wir aber auf dem Klo ausgezogen. Aber wie kommen Sie da drauf?Â"

Dr. Will: „Na ja, der Hase hat seine Windel vermutlich aus Solidarität an und ein Rock mit Hose drunter zählt zu den Klamotten, die eine Windel am besten verstecken. Dann sag mal Anne, was ist gerade so schlimm, dass du dich bei Mama verstecken musst?Â"

Anne: „Mir ist das peinlich, dass Mama das alles erzählt und ich weiß nicht was Ultraschall ist.Â"

Dr. Will: „Anne, wir wollen dir ja helfen und das geht nur, wenn mir deine Mama das alles erzählt. Ich versteh aber trotzdem, dass es dir peinlich ist. Und Ultraschall erkläre ich dir jetzt erst mal: Also beim Ultraschall kommt so ein Gel auf deinen Bauch. Das ist so eine Art Glibber Schleim. Der ist ein bisschen kalt und das kann ein bisschen kitzeln. Dann nehme ich hier an dem Kasten so einen Griff, an dem ist oben so eine breite glatte Stelle, das nennt man Ultraschallkopf. Damit drücke ich dann ein bisschen auf deinen Bauch. Das Gerät macht so eine Art Fotos, wie es in deinem Bauch aussieht. Das tut aber nicht weh, das drückt nur ein bisschen. Die Fotos sehen komisch aus, aber du kannst die hier auf dem Bildschirm auch mit anschauen. Komm, lass uns das versuchen. Dein Hase bleibt aber am besten bei Mama auf dem Schoß, der Glibber Schleim geht nicht so gut aus dem Fell raus. Deshalb musst du ja auch dein T Shirt und den Rock ausziehen.Â"

Ich gebe Mama den Hasen und Nicke. Dann ziehe ich mein T Shirt und den Rock aus und gebe das Mama. Dann klettere ich auf die Liege.

Anne trägt wieder WindelnWhere stories live. Discover now