55 Kralle

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„FEUER!" Schallte die Stimme ihrer Anführerin durch den Wald. Zischend durchschnitten Pfeile die Luft. Von allen Seiten. Vani riss ihren Stab hoch und eine bläuliche Membran umhüllte uns, an der die Pfeile abprallten. „Wie konnten sie uns so schnell finden?" Gehetzt konzentrierte sich Vani auf die Barriere, während sie rannte. „Nicht reden, renn!" wir brachen aus dem Nebel heraus. Ich sprang über eine Wurzel. Vani schaffte es gerade so nicht zu fallen, während es für Leris und Melion ein leichtes war mir zu folgen. Calen dagegen hing über Leris Schulter wie ein schlaffer Kartoffelsack. Meron feuerte derweil Melion an, schneller zu laufen. „Wüher Melion!" „Keine Sorge, mein Prinz, ich bin ein rasanter Läufer." Prallte Melion mit einem selbstsicheren grinsen. Nahmen die beiden das nicht etwas zu locker?!

„Die Flanke Talrah!" Die Kraft von Lapu floss durch meinen Körper, meine Augen wechselten zu einem Blau und ich spie Wasser auf unsere linke Flanke in die Richtung die Vani mir gezeigt hatte. Schreiend wurden unsere Verfolger von den Wassermassen fortgerissen. Der Pfeilhagel ebbte ab. Ruckartig kamen wir zum Stehen. Vor uns tat sich eine Lichtung auf. Eher ein Krater, der ein Loch ins dichte Walddickicht gerissen hatte. Über uns hatten sich ihre Magier in Stellung gebracht, während Schwertkämpfer und Bogenschützen den Rest der Lichtung einnahmen und uns im Visier hatten. „Besk... wir sitzen in der Falle." Unbehaglich bildeten wir einen schützenden Kreis um die beiden Prinzen, während Vani weiterhin ihre Barriere aufrecht hielt.

„Talrah..., wie schön dich wiederzusehen. Du hast dich gut gehalten seit dem letzten mal... Aber dieses Mal wirst du nicht so einfach abhauen können." Schelmisch grinsend trat ihre Anführerin aus den Reihen der Söldner hervor. Eine erfahrene Kämpferin mit wildem braunem Haar und stechend gelben Augen, die mich immer an einen Fuca erinnerten. Ein intelligenter Walddrache, der zu gerne mit seiner Beute spielte. Sie trug einen weiten magischen Mantel mit unendlichen Taschen, Stiefel, Lederhose und ein schwarzes Oberteil, das ihren Bauch frei ließ. Sie präsentierte ihre Bauchmuskeln wie schmuck, während sie ihr Gewehr zu einer klaren Drohung geschultert hatte. Es wirkte sehr danach, dass sie immer noch sauer war...

„Persia... Deine Truppe ist ja ganz schön gewachsen seit dem letzten Mal." Unbehaglich wusste ich nicht so recht, wie ich in dieser Situation reagieren sollte. „Du kennst sie?!" überrascht löcherte Vanis Blick mich von der Seite während die anderen nicht weniger interessiert waren. Ich seufzte. „Persia Valentis, die Gildenmeisterin der Söldner-Berggilde. Sie ist... meine Ex nach Vani." „Deine EX?!" etwas zu laut entfuhr es Vani so dass ihre Barriere kurz flackerte. Perplex stand ihr der Mund offen. „Und du musst die Ester Hexe sein. Ich habe schon viel von dir gehört, aber jetzt wo ich dich hier sehe..." abschätzig musterte sie Vani und schmunzelte verstohlen. „Bin ich doch etwas enttäuscht." „Wie bitte?!" wütend ballte Vani die Fäuste.

Belustigt ignorierte Persia sie und wandte sich stattdessen mir zu. „Seid ihr etwa wieder zusammen?" Undurchdringlich traf ihr Blick auf den meinen. Meine Drachenaugen erloschen. „Sind wir nicht.", antwortete ich schlicht. „Beruhigend zu wissen, dass du einen Fehler kein zweites Mal begehst." Ihr Lächeln kehrte zurück, während Vani kochte vor Wut. „Reiß dich zusammen! Sie ist darauf aus dich zu provozieren. Sobald die Barriere fällt, sind wir geliefert!" zischte ich zu Vani worauf sie sich wieder fasste. Amüsiert kicherte Persia und trat näher. „Du verstehst sicher, dass das hier rein geschäftlich ist, meine liebe Talrah. Gebt mir die Prinzen und ihre Ritter und ich lasse euch beide ziehen." Wage deutete sie mit ihrem Gewehr zu Leris, Melion und den Prinzen.

„Du bist mir gefolgt?!" zu spät erkannte ich meinen Fehler. Amüsiert lachte sie. „Ich hörte von drei Drachen, die Prinzen begleiten und da war es mir klar. Im Süden geht's du immer in Kaffel einen Trinken, auch wenn das Bier dort echt mies ist. Der Rest war ein Kinderspiel." Überlegen schulterte sie ihr Gewehr und lächelte wie die Füchsin, die sie war. Ich seufzte und verzog mürrisch das Gesicht. „So viel aufwand nur, weil ich dich sitzen gelassen hab?" ihre rechte Braue zuckte. Da war also ihr Schwachpunkt...

Your sword and my DragonsWhere stories live. Discover now