21 Kralle

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Das Lachen von Lorka hallte durch den Turm. Ich konnte förmlich vor mir sehen wie sie sich vor Lachen den Bauch hielt. Mürrisch mit verschränkten Armen wartete ich genervt darauf das sie sich wieder einkriegte. „Hast es bald?" knurrte ich ungeduldig. Krampfhaft versuchte sie auf zu hören zu lachen was ihr nicht wirklich gelang. „Du hast... die Krallenschuld... angenommen?!" ungläubig wurde sie immer wieder von ihrem eigenen Gelächter unterbrochen. „Verreck dran, wenn du es so lustig findest das ich das letzte was von meinem Vater zu mir zurück gekommen ist Ehren will!" Wut loderte in meinen Worten was sie zum Verstummen brachte.

Tief seufzte sie. „Tut mir leid... ehrlich, aber... du weißt das du nicht verpflichtet bist Torgins schuld auf dich zu nehmen, oder? Die Krallenschuld kann zwar von Blutsverwandten übernommen werden, aber genauso steht es dir frei sie wieder abzulehnen ohne Konsequenzen." Sagte sie ernst. Ich schwieg und fuhr mit meinen Fingern über die Kralle an meinem Hals. „Ich weiß das Vater nie... einen guten Ruf hatte. Selbst du, seine Schwester, hast ihn für Verrückt gehalten als er mir drei Drachen gab. Ich weiß es und ich kenne alle Geschichten in denen mein Vater so dämliche Entscheidungen getroffen hat, ja, sogar die von der Wette mit der er einmal fast den Drachenhof verloren hat, aber trotzdem!" ich ballte die Fäuste. „Trotzdem vertraue ich meinem Vater das er damals nicht Grundlos seine Krallenschuld vergeben hat! Ich will einfach daran glauben, dass er das nicht Kopflos getan hat!" entschlossen wurde ich lauter als gewollt.

Ergeben seufzte Lorka. „Du bist wahrhaftig die Tochter deines Vaters." „Danke." Geschmeichelt musste ich grinsen. „Das war kein Kompliment!" keifte sie zurück. „Mit dir hat man es echt schwer weißt du das?" klagte sie und ich lächelte wissend das auch sie lächelte. „Ich verstehe deine Lage. Der Gresh Drachenhof wird euch aushelfen solange du unterwegs bist. Ich werde Zumki und Femorr gleich losschicken." Sagte sie schließlich. „Vielen Dank für deine Unterstützung, Tantchen. Dafür werde ich euch im Winter aushelfen." „Du klei..." bevor sie sich noch aufregen konnte brach ich die Verbindung ab und der Funkelnde Kristall erlosch. Sie hasste es, wenn ich sie Tante nannte oder etwas in der art. 

„Die Unterstützung wäre damit gesichert." Draußen vorm Turm hatte Sonore bereits auf mich gewartet. Die Dämmerung tauchte das Land in ein warmes Gelb während die Drachen langsam aktiv wurden. In der Dämmerung glänzten ihre Schuppen besonders schön was sie sich bei der Balz zu Nutze machten. Gähnend erhob Sonore sich von dem Stein auf dem sie Gesäßen hatte. „Immer wieder beeindruckend wie du die Gefürchtete Tyrannin um den Finger wickeln kannst." Schmunzelte sie hämisch und folgte mir zurück ins Haus.

„Sie hat sich zwar von mir losgesagt, aber trotz allem ist sie Familie... irgendwie." Ungerührt holte ich zwei Bierech aus dem Schrank in der Küche und reichte eine davon an Sonore. „Ungewohnt so etwas von dir zu hören." Stellte sie fest und öffnete die Flasche um zu trinken. Mürrisch brummte ich. „Keine sorge ich werd's sicher nicht zweimal sagen." Ich nahm einen großen Schluck und seufzte wohlig auf als die würzige Flüssigkeit meine Kehle benetzte. Es gab nichts Effektiveres als eine Flasche Bierech um meine Laune zu heben!

„Krishta hat deine Drachen umverteilt, Proviant ist auch bereitgestellt und deine Drachen sind in bester Verfassung. Fehlt nur noch ein Plan wie ihr vom Land kommen wollt." Zählte sie nachdenklich auf. Ich setzte meine Flasche ab. „Wir machen es so wie bei Kabmat. Killda und Demka sind schon dabei alles dafür vorzubereiten." „Dann ist ja alles bestens vorbereitet für eure Abreise." Schmunzelte sie und leerte die Flasche in einem Zug. „Ich geh dann mal zurück." Zielsicher landete die leere Flasche im Mülleimer bevor sie zur Tür hinaus ging. 

~~~

In meinem Zimmer unterm Dach machte ich mich bereit für den Aufbruch bei Sonnenaufgang. Mein Zimmer war nicht groß oder klein. In den Regalen standen Bücher. Der Tisch in der Ecke des Zimmers war kaum genutzt. Ein seltenes weißes Drachenhorn hing über meinem Bett von meiner ersten Reise als vollwertige Drachentrainerin. Auf meinem Bett lag bereits eine Tasche bereit in der bereits eine Karte und zwei Bücher ihren Platz gefunden hatten.

Ich zögerte als ich mich zu der Truhe am Kopfende des Bettes kniete. Kunstvoll war sie mit zwei Kalishs verziert die mit gesenkten Köpfen ihre Flügel hoch in die Luft streckten. Ich legte meine Hand auf die Truhe und die schweren Eisenbeschläge sprangen auf. Quietschend hob ich den Deckel in der sich meine Reiseklufft wie auch meine abgelegte Kampfmontour befand.

Ich nahm meine Reiseklufft heraus und zog sie über. Das Leder der Jacke war leichter und das Rückenstück saß locker nur am Nacken befestigt so dass ich mir Flügel wachsen lassen konnte ohne die Jacke jedes mal dafür Opfern zu müssen. Das Leder war tief Braun mit einer Kapuze. Dazu reichte sie mir zwar bis zu den Knien, aber war in Vier geteilt ab der Hüfte für mehr Bewegungsfreiheit. Darunter trug ich einen schwarzen Harnisch der keine Drachenmuster besaß. Eine Sonderanfertigung aus Drachenleder das bequem war, Wasserresistenz, Feuerresistenz und einen warm hielt. Der Harnisch ließ die Schulterblätter frei um einem Paar Flügel nicht im Weg zu sein.

Erleichtert das alles noch passte und nicht beschädigt war beugte ich mich wieder herunter um die Truhe zu schließen als mein Blick auf meine Kampfmontur fiel. Der Brustpanzer aus schimmernden schwarzen Drachenschuppen war von tiefen Kratzern übersäht. Wehmütig hob ich den Panzer aus der Truhe. Der Rücken lag bei diesem Stück komplett frei während die seitlichen Panzerplatten angeschmolzen waren. Ich seufzte und legte ihn zurück. Dabei fiel mein Blick auf ein kleines Bündel. Verwundert hob ich es heraus und öffnete es. „Da warst du also die ganze Zeit und ich dachte ich hätte dich irgendwo verloren." Ein Dolch kam zum Vorschein. Die Klinge schwarz mit einem geschwungenen Griff aus dunklem Holz an dessen Knauf eine kleine blaue Perle eingesetzt war. Mein Vater hatte ihn mir geschenkt zur Feier als Tull als letzter meiner drei Drachen geschlüpft war. Mit einem Nostalgischen Lächeln befestigte ich ihn an meinem Gürtel. Ich stockte als ich erst da das große Bündel am Boden der Truhe erblickte.

Erschrocken zuckte ich zusammen als ich mein Kurzschwert aus dem Tuch hervor holte. In seiner Dunklen Scheide zur Ruhe gelegt. Der Griff war aus Drachensilber mit schwarzem Leder umwickelt. Ohne große Zierde. Einfach und effektiv. Vorsichtig zog ich es ein Stück aus seiner Scheide hervor wodurch der zum Angriff knurrende Drachenkopf unterhalb des Griffs zum Vorschein kam. Hell reflektierte die robuste Klinge das wenige Licht im Zimmer.

Meine Narbe brannte heiß. Blut färbte die Klinge rot. Schreie krochen aus der Scheide hervor. Das Zimmer wurde erfüllt von dem Kampfeslärm der Drachentrainer. Schwerter trafen auf Schwerter. Blut rann heiß über meine Haut. Es fraß sich durch mein Fleisch und verätzte meine Seele. Mein Atem ging schneller. Meine Sicht verschwamm. Mit einem Ruck steckte ich das Schwert zurück in die Scheide. Als hätte ich mich daran verbrannt warf ich es zurück in die Truhe. Mit einem lauten Knall schlug ich den Deckel zu.

Die Eisenbeschläge schlangen sich um die Truhe, die Geräusche der Vergangenheit verstummten im selben Augenblick. Erleichtert atmete ich auf. Schnell wischte ich die Tränen weg und lief mit meiner Tasche nach unten. Auf der Treppe zwang ich mich langsamer zu werden. Ich atmete tief durch und sammelte mich. Diese Absurden Albträume durften mich nicht aus der Bahn werfen! Nicht heute!

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Your sword and my DragonsWhere stories live. Discover now