53 Kralle

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Schon kurz darauf drohten die Prinzen im Sitzen einzuschlafen. „Wir sollten wohl Schluss machen, so wie es aussieht." Melions Lachen verstummte, als ich zu Calen deutete, der schon halb über der Rückenlehne hing. Meron sank immer wieder der Kopf auf die Brust, kurz bevor er einnickte, zog er den Kopf wieder hoch. Melion seufzte. „Da kann man nichts machen. Ich bringe die... jungen aufs Zimmer." Mit sanfter Gewalt zog er Meron auf die Beine. Gähnend blieb er stehen und rieb sich die Augen, während er sich mit einer Hand an Melion festhielt. Calen dagegen warf er sich einfach über die Schulter. „Dann werde ich auch..." „Nein, bleib ruhig. Ich übernehme die Wache. Du hast die letzten Wochen durchlaufend auf unseren Chaoten aufpassen müssen. Heute übernehme ich das." Mit einem zuvorkommenden Lächeln unterbrach er Leris direkt. Dankbar für die Pause ließ sie ihn mit den Prinzen ziehen.

Kaum war Melion weg, herrschte Schweigen am Tisch. Nervös und ratlos, was sie sagen sollte, knetete Leris ihre Hände, während sie wie gebannt auf den Tisch starrte. Ich schmunzelte und stand auf, worauf sie ihren Blick hob. „Lass uns nach Draußen gehen." Ich deutete ihr, mir zu folgen und wandte mich vom Tisch ab. Eilig holte sie zu meiner Seite auf.

Draußen vor der Tür verstummte der Lärm der Taverne. Die kühle Nachtluft kühlte mein erhitztes Gesicht ab und wehte mir die Haare zurück. Ich atmete tief durch und folgte der Straße hinunter weiter ins Stadtinnere. Schweigend ging Leris an meiner Seite. „Was willst du an deinem freien Abend machen?" ich blieb stehen und sah Leris abwartend an. Erst verwirrt dachte sie fieberhaft nach. Ihre grünen Augen blitzten auf, kurz bevor sie den Blick hob, um mir zu antworten. „Lass uns wieder zusammen tanzen. Ich hatte... das letzte Mal Spaß daran." „Dann Tanzen wir." Ich ergriff ihre Hand und zusammen rannten wir die Straße hinunter zur nächsten Taverne, aus der die Musik bis auf die Straße schallte. 

Wir tanzten von einer Taverne zur nächsten. Tranken und feierten die Nacht. Jede Taverne ein bisschen mehr. Jedes Mal ein bisschen näher. Bis wir es nicht mehr aushielten. Wir mieteten uns ein Zimmer und mein Kopf setzte aus. Im schummrigen Zimmer angekommen schafften wir es gerade mal die Tür zu schließen, bevor wir uns schon gegenseitig die Kleider vom Leib rissen. Mit zärtlichen Küssen landeten wir im Bett. „Bist du dir sicher?" Außer Atem stoppte ich und sah Leris in ihre förmlich glühenden Turmalin grünen Augen. Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, während ihr Atem so schnell war wie der meine. „Ich bin mir sicher, dass diese Nacht uns gehört. Nur uns!" Mit einem weiteren heißen Kuss brachte sie alle meine Bedenken zum Verstummen und ich verlor mich in ihrer Wärme.  

~~~

Mit der Stirn am kalten Fenster versuchte ich meinen Kopf zu klären. Draußen war es noch tiefste Nacht, während Leris hinter mir im Bett friedlich schlief. Noch immer konnte ich ihre Küsse auf meiner Haut spüren. Ihre Wärme. Ihren schnellen Herzschlag hören. Ich konnte ihre Haut noch immer schmecken. Zugleich konnte ich meine frischen Narben spüren, wie sie zwickten und pochten. Die Narbe auf meinem Rücken hatte wieder zu kribbeln angefangen. An Schlaf war so oder so nicht zu denken.

Bekleidet mit Hose und Brustbandage stand ich am Fenster und versuchte so irgendwie die vermischten Gefühle zu ordnen. Die schmerzenden Narben. Das nachhallende Kribbeln von ihren Berührungen. Ich hob die Stirn vom Fenster und strich mir die Haare zurück. Draußen war der Nachthimmel von dicken Wolken verhangen. Die Dächer leer. Die Straßen dunkel. Wenigstens war diese Nacht eine ruhige Nacht...

„Talrah?" Träge drehte Leris sich im Bett zu mir um. „Was hast du?" Sanft zog sie mich an der Hand zu sich ans Bett. Ich setzte mich und sie legte ihre Arme um mich, mit ihrem Kinn auf meiner Schulter. Sie war so warm. „Meine Narben schmerzen." Antwortete ich schließlich und nahm ihre Hand in meine. „Haben wir es etwa übertrieben?" Besorgt, mit geröteten Wangen betrachtete sie mich prüfend von der Seite. Belustigt das sie noch immer rot wurde schmunzelte ich. „Nein, das haben frische Narben so an sich. Es ist normal." Versicherte ich ihr, worauf sie wieder näher kam. In angenehmer Stille verharrten wir. Warm. In Zweisamkeit. 

"Meinst du wir schaffen es?" Nachdenklich brach sie das Schweigen und hob den Kopf von meiner Schulter. "Warum sollten wir es nicht?", entgegnete ich verwundert und küsste ihre Hand. "Ihr habt mich und meine Drachen. Ich bin zu stur, um aufgeben zu können." ich drehte mich zu ihr und küsste sie. Überrascht erwiederte sie meinen Kuss. Ich brachte sie auf den Rücken. Nach Luft schnappend sah sie zu mir auf, als ich mich von ihr löste. Umrahmt von seidigem Schwarz funkelten ihre Turmalin Grünen Augen wie Juwelen im Dunkeln Zimmer. Lächelnd erhellte sich ihr Gesicht. Sanft hob sie die Hand an meine Wange. Ich schmiegte mich an sie, was ihr die Röte ins Gesicht trieb. "Würde diese Nacht doch nur ewig andauern." leise formulierte sie ihren Wunsch, was mich zum Grinsen brachte. "Noch ist die Nacht nicht vorbei...", raunend senkte ich meine Lippen auf ihre. Leise lachend schlang sie ihre Arme um mich. "Ich begrüße dein Feuer." 


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Your sword and my DragonsWhere stories live. Discover now