**Als ihre Herrin ermordet wird, begeben sich eine weiße Rabin und ein schwarzer Fuchs auf einen gemeinsamen Rachefeldzug. Werden die mutigen Familiare es schaffen, das gestohlene Herz rechtzeitig zurückzuerlangen, ehe sie sich selbst verlieren?**
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Ein Rumoren ging durch den Wipfel, doch was Cian im ersten Moment für bewegende Äste gehalten hatte waren keine Äste.
Plötzlich begriff er, dass um jeden einzelnen, tragenden Ast ein silbrig glänzender, ellenlanger Schlangenlaib gewickelt war, der sich jetzt gemächlich verschob. Zentimeter um Zentimeter wand sich der längliche Körper um den gesamten Baum und dann erhob sich hinter dem dichten Blättervorhang etwas.
Erschrocken wichen er und Lir erneut ein paar Schritte zurück, während sich der diamantförmige, etwa einen Meter durchmessende Schädel einer Schlange zwischen den Ästen heruntersenkte.
Er erinnerte an den Kopf einer Viper, war leicht dreieckig und mit kleinen, schuppigen Platten bedeckt, von denen jede einzelne eine individuelle, grau-silberne Färbung besaß, fast genauso wie die Rinde der Bäume. Zwei große, runde Augen mit mandelförmigen, vertikalen Pupillen starrten voller Amüsement zu den beiden erschrockenen Geistern herab. Die ganze Schlange war silbern, bis auf ihre überirdisch leuchtenden Iriden. Aus ihnen strahlte ein goldener Glanz, als hätte sie bereits zu viele der Goldäpfel von ihrem eigenen Baum gefressen.
„Isst ess sso bessser?", fragte sie mit einem spöttischen, dunklen Zischen und entblößte dabei scharfe, gebogene Zähne in einem breiten Maul, das mit Sicherheit weit genug aufgerissen werden konnte, um Lir und Cian in nur einem Haps zu verschlingen. Als keiner der beiden antwortete, stieß die Viper ein tadelndes „Tz tz tz" aus. „Ihr sseid alsso wegen dess Herzzens hier? Wie ssoo viele vor euch", sinnierte sie weiter und legte den großen Kopf leicht schräg.
„Ja", erwiderte Lir, die sich wieder gefangen hatte und dem Schlangenwesen so unbeeindruckt wie möglich gegenübertrat. „Wo ist es?"
„Ess befindet ssich an diessem Baum", antwortete die Viper und drehte den Kopf dabei in die andere Richtung, sodass die silbernen Schuppen unter dem veränderten Einfall des Sonnenlichts prächtig glänzten.
Cian zog eine Braue hoch. „An diesem Baum, sagst du?" Aufmerksam glitt sein Blick über die strahlenden Äpfel, von denen jeder einzelne ein warmes Leuchten ausstrahlte, ebenso wie das Herz im Glaswald. Die Viper verfolgte seinen Blick und ihr schuppiges Maul öffnete sich leicht, sodass es aussah, als würde sie lächeln.
