14. Gratwanderung

24 4 1
                                    


Kairi

Es war brüllend heiß. Vor allem hier auf dem Markplatz, wo es nahezu keinen Schatten gab, nahm die Hitze gänzlich andere Ausmaße an. Dementsprechend fix musste auch mein Einkauf erfolgen. Auch wenn ich glücklicherweise nicht so schnell einen Sonnenbrand bekam. Herausfordern wollte ich es auch nicht. Wäre ich nicht Teil eines Clans, würden mich hier vermutlich viele schief ansehen. Mit meiner olivfarbenen Haut und den katzengleichen Augen, stach ich etwas hervor. Ein Merkmal, das jeder in meiner Familie hatte. Und ich hatte es an Rai weitergegeben. Azarni dagegen sah ihrem Vater zum Verwechseln ähnlich. Um ihn heiraten zu können, hatte ich mit meiner Familie gebrochen. Kontakt bestand da schon lange keiner mehr. Glücklicherweise.

In der Bibliothek war es vergleichsweise kühl. Erleichtert ließ ich mich an einen der Tische sinken und atmete durch. Ich hatte mich etwas an den äußeren Rand gesetzt, in den hinteren Teil des Gebäudes. Hier reihten sich etliche Regale auf, die vor allem Themen wie Kekkei-Genkai, Ninja-Clans oder bekannte Ninja aus den anderen Reichen, behandelten. Und das war auch genau das, was ich brauchte. Vorhin hatte ich Yun auf dem Markt getroffen. Er war förmlich vor der Sonne geflüchtet. Die Hitze setzte ihm wieder ziemlich stark zu. Von ihm wusste auch niemand, woher er kam. Ein Waise, der während des Krieges aufgetaucht war und zu niemanden gehörte. Und er war wiederum der Sensei von Akio geworden, der einst ebenfalls eine Waise gewesen war. Diese Idee hatten wir damals alle unterstützt. Schließlich hatte sich Yun auch in dieser Situation befunden.

Akio war inzwischen Chunin. Noch immer hatte ich ihn als kleinen dünnen Jungen vor Augen. Davon war nun nichts mehr übrig. Akio war groß, breitschultrig und hatte Kraft. Perfekt für die Stadtwache. Aber Asna entwischte ihm dennoch. Manchmal fragte ich mich, ob er sie entkommen ließ. Dass er noch immer das Gefühl hatte, als wäre er ihr was schuldig. Aber ich wusste es nicht. Selbst wenn, würde er aufpassen müssen. Denn das sahen auch andere.

Ähnlich wie Akio hatte auch Asna einen Wandel durchlaufen. Im Waisenheim war sie zu Beginn sehr schüchtern gewesen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern wussten wir nicht, wer ihre Eltern waren. Man hatte sie uns einfach in einem kleinen Körbchen vor die Tür gelegt. Das war kurz vor Ausbruch des Krieges. Ich erinnerte mich noch genau an den Tag, an welchem ich sie gefunden hatte. Zuerst hatte ich vermutet, dass sich ihrer niemand aufgrund des blinden Auges, annehmen wollte. Nun fragte ich mich, ob es denn einen Grund hatte, dass sie hier war. Denn die Dinge, die gestern geschehen waren, die konnte ich nicht einfach so vergessen. Immer wieder spukten sie in meinem Kopf herum. Diese Fragen. Fragen, die sich Asna vermutlich genauso stellte, wie ich. Nur hatte ich mehr Möglichkeiten eine Antwort darauf zu finden... ich hielt inne. Hatte ich die wirklich?

War es nicht so, dass Asna durch die bloße Berührung einer Person in sie hineinsehen konnte. In ihre vergangenen Gedanken oder Gefühle? Das goldbraune Auge hatte dabei geglüht. Fast erschien es mir, als wäre, das, was sie am meisten behinderte ihre große Stärke. Die Sehkraft. Vielleicht konnte sie mit dem hellblauen Auge hier nicht sehen, aber auch nur, weil es für die Dinge stand, die wir noch nicht sehen konnten. Also die Zukunft. Zumindest hatte sie das gesagt. Und dabei war sie furchtbar bleich geworden. Mit dem Blick in meine Richtung. Ob es etwas mit mir zu tun hatte oder gar meinen Kindern? Ich wusste es nicht und konnte nur mutmaßen. Auch wenn es so wäre, würde das nichts ändern. Asna konnte sich meiner Unterstützung sicher sein. Ich würde und konnte sie nicht im Stich lassen. Nur musste ich versuchen zu verhindern, dass Rasa Wind von der Sache bekam.

Sie hat Gaaras Jutsu durchbrochen.

Temaris Worte hallten noch immer in meinem Kopf wider. Noch dazu war Asna nicht allein gewesen. Ich hatte ihn noch nicht oft in Sunagakure gesehen, er war ebenso geheimnisvoll wie sein Name. Ein Uōkā. Ein Wanderer. Sie gehörten zu keinem Volk, nur ihrer eigenen Kultur. Es gab viele Geschichten über sie. Manche meinten, dass sie das Wissen der Welt in ihren Köpfen trugen. Andere behaupteten, dass sie heimlich als Attentäter für kriminelle Organisationen tätig waren. Und wieder andere betitelten sie als Heiler. Und vor allem gaben sie ihr Wissen nur untereinander weiter. Was also wollte einer von ihnen von Asna?

die SchrottsammlerinWhere stories live. Discover now