09. Mauern

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Kairi:

„Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Mein Sohn hat sich so auf die Akademie gefreut und nun...nun ist alles dahin."

Sprachlos hielt ich Kiyo, meine Nachbarin im Arm und streichelte sanft ihren Rücken. Dass Rasa diese Regelung eingeführt hatte, hatte ich erst von ihr erfahren. Der Schock steckte noch tief in meinen Gliedern. Ich fühlte ihre Wut und die endlose Traurigkeit. Konnte nur versuchen sie zu trösten. Es sei denn...

„Ich geh zu ihm...", entkam es mir. „Vielleicht lässt er ja mit sich reden..."

Kiyo hielt inne und sah mich an. Überraschung, aber auch Sorge standen in ihren Augen. Sie focht einen unsichtbaren Kampf mit sich selbst aus. Aber vielleicht hatte ich ja die Möglichkeit zu ihm durchzudringen. Schließlich kannten wir uns von Kindesbeinen an. Und er hörte mir zu, das hatte er immer.

„Ja vielleicht...", murmelte Kiyo und sah fort. „Aber ich glaube nicht, dass es diesmal funktioniert. Dennoch danke ich dir für deine Unterstützung. Und das, obwohl deine beiden Mädchen nicht von dieser Regel betroffen sind."

„Das hat nichts damit zu tun. Es ist eine Sache der Fairness", entgegnete ich ungerührt.

Kiyo schwieg einen Moment, dann nickte sie und drückte dankend meine Hand. Ehe sie sich umdrehte und wieder in ihrem Haus verschwand. Schweigend blickte ich ihr nach.

„Auf gar keinen Fall", sagte Taro und schüttelte den Kopf. „Ich bin auch nicht wirklich mit der Entscheidung des Kazekage einverstanden. Aber du hast ihn schon genügend kritisiert. Auch wenn ihr euch kennt, wird ihn das nicht aufhalten seinen Ärger an dir auszulassen."

Überrumpelt sah ich meinen Mann an. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er mir zustimmte. Doch nun lag eine tiefe Sorge in seinen Augen.

„Verrenne dich in nichts. Das ist ein Krieg, den du nicht gewinnen kannst."

„Und was soll ich dann deiner Meinung nachtun? Brav zuhause sitzen und darauf warten, dass die Lage hier eskaliert? Rasas Entscheidung ist doch nichts, dem die Leute einfach so zustimmen können."

Taro seufzte leise.

„Nein, das nicht. Aber sie kennen seine Beweggründe. Unser Land hat nicht viel Geld, erst recht nicht jetzt, nach dem Krieg. Womit sollen wir die Ausbildung unseres Nachwuchses unterstützen? Lieber nutzen wir das, was wir haben, um die Genin zu unterrichten, die uns bleiben. Damit sie unser Land verteidigen können."

„Dann sollte er sich auch einmal um das Wohlergehen seiner Kinder kümmern", schnaubte ich.

„Sei vorsichtig mit deiner Wortwahl. Mit mir mag das etwas anderes sein, aber wenn du so vor Rasa trittst, wird er..."

„Ich weiß", unterbrach ich ihn und ließ die Schultern leicht hängen. Taros Anspannung ließ nach, ehe er mich in eine sanfte Umarmung zog.

„Es ist schön zu wissen, dass du dir so viele Gedanken machst. Aber wir sollten Rasa vertrauen. Er macht nichts davon, um dem Land zu schaden. Wir sind ihm wichtig und er tut alles, damit es uns gutgeht."

Aber zu welchem Preis? Wer muss dafür leiden? Wer kommt zu kurz? Rasa hat nicht alle Bewohner mit einberechnet. Die Menschen aus dem Viertel der Asche...sie gehören doch auch dazu...genau wie sein Sohn.

Das waren all die Worte, die mir auf der Zunge lagen, doch aussprechen konnte ich sie nicht. Ich wusste, wie es um unser Land stand. Aber es lag an uns etwas dagegen zu tun. Vielleicht durch ein Bündnis mit Konoha. Auch wenn wir uns im Krieg als Feinde gegenübergestanden waren. Es war nicht gut, wenn dieser Hass, das Misstrauen ewig währten. Ich hatte selbst mir nahestehende Menschen im Krieg verloren. Meine kleine Schwester war gestorben. Lange hatte ich um sie getrauert. Zuerst hatte ich viel Wut und Unverständnis verspürt. Aber mittlerweile wusste ich, dass das nichts brachte.

die SchrottsammlerinOnde histórias criam vida. Descubra agora