Kapitel 6 - Red Velvet

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Bei den himmlischen Heerscharen – Sariel hasste Bars

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Bei den himmlischen Heerscharen – Sariel hasste Bars.

Vor allem um diese Uhrzeit.

Sie waren angefüllt mit trinkenden, ordinären, nach Untreue und Verlogenheit stinkenden Bastarden und Huren. Zumindest traf das auf die meisten Menschen darin zu. In Whitechapel hätte es ihn nicht gewundert, wenn sich unter das Menschenvolk dazu noch einige Feen oder anderes buntes Volk wagte. Des Nachts verwischten die Grenzen zwischen dem 'gewöhnlichen' Teil Londons und dem sogenannten Bunten Viertel gelegentlich. Doch Sariel war in keinem Zustand, um die Gäste dieses Etablissements gegenwärtig beurteilen zu können.

Er nahm nur wahr, wie die Fee ihn zum Tresen schleppte und ein Gespräch mit dem Barkeeper begann, als hätten sie alle Zeit der Welt.

„Komm schon Os, für mich habt ihr doch immer eine frei", sagte sie in zuckersüßem Ton und Sariel nahm stirnrunzelnd wahr, wie sie mit den langen dunklen Wimpern klimperte. Der Barkeeper seufzte schwer und fuhr sich mit einer Hand durch das verschwitzte Haar.

„Du weißt doch, dass das nicht so einfach geht ..."

„Komm schon, sei nicht so zu mir, Oscar", flötete die Fee und es klang wie Sirenengesang – selbst in seinen Ohren. „Welche ist es heute? Die Red Velvet? Der Midnight Garden?", machte sie weiter und drehte nun langsam und augenscheinlich beiläufig eine dicke Locke um ihren Finger. Ein Regentropfen suchte seinen Weg über ihren Hals in ihr Dekolleté...

„Ach verflucht Mädchen, du bringst mich noch ins Grab." Der Barkeeper schien aufzugeben, genau in dem Moment, als ihre Verfolger in der Tür erschienen.

„Du hast was gut bei mir, Oscar", flötete die Fee und warf ihm einen Luftkuss zu, kaum dass der Mann einen kleinen Gegenstand über den Tresen geschoben hatte.

„Viel Spaß in der Velvet", brummte er ihnen nach, ehe sich die braunen Augen auf die Neuankömmlinge richteten und schlagartig schmal wurden.

Von der folgenden Unterhaltung bekam Sariel nichts mehr mit, denn die Fee hatte ihn bereits hinter sich her und durch einen ausgeblichenen, ehemals grünen Stoffvorhang gezogen.

Überraschenderweise schien dieses Drecksloch tatsächlich einen privaten Bereich zu besitzen, wenn er auch kein Vergleich zu den Prachtetablissements war, die es in den gehobenen Vierteln gab. Hier sammelte sich Schmutz zwischen den Dielen und der fahle Gestank von Alkohol, Opium und anderen Rauschmitteln vernebelte Sariels letzte Gehirnzellen. Gefügig und ohne jedwede Gegenwehr, folgte er der Fee, wie eine Marinette nach, der ein geschickter Strippenzieher an den Fäden zog.

Die Dunkelhaarige zog ihn zu einer kleinen Tür, an die ein Fetzen roter Samt genagelt war. Darunter stand in krakeligen Buchstaben ein Wort, das der Engel in seinem Zustand nicht lesen konnte. Die Fee machte sich mit konzentrierter Miene an dem Schloss zu schaffen und Sariel begriff, dass Oscar, der Barkeeper, ihr vorher den Schlüssel zugeschoben hatte.

Von Gold & SündenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt